Der Kriminologe Christian Pfeiffer bezeichnet E-Sport als Einstiegsdroge und kritisiert deren politische Anerkennung. So soll die wachsende Leistungskrise der männlichen Jugendlichen und jungen Männer damit zusammenhängen.

Hannover/Berlin - Der Kriminologe Christian Pfeiffer kritisiert die politische Anerkennung von E-Sport. „Das ist eine Einstiegsdroge“, sagte Pfeiffer, der langjährige Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, der Deutschen Presse-Agentur. „Darüber finden die Jungs den Zugang zu anderen Spielen.“ Aus seiner Sicht fehlt eine Auseinandersetzung der Politik mit Erkenntnissen der Forschung zu dem Thema. „Diese hat seit mehr als zehn Jahren etwas klar belegt: Die bundesweit wachsende Leistungskrise der männlichen Jugendlichen und jungen Männer beruht in hohem Maß auf einem Anstieg der Intensität und täglichen Dauer ihres Computerspielens.“

 

Digitalisierungsverweigerer

Erst am 6. Oktober hatte der Ausschuss für Inneres und Sport des niedersächsischen Landtags beschlossen, „die hohe Bedeutung von virtuellen Sportarten und deren Bedeutung für den Breitensport in Niedersachsen“ anzuerkennen. Auch in den Landesparlamenten in Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Bayern und Rheinland-Pfalz wurde das Thema diskutiert.

Der eSport-Bund Deutschland (ESBD) weist Pfeiffers Kritik als „nicht sachgerecht“ zurück. „Wenn jemand etwas über zwanzig Jahre ohne Evidenz behauptet, dann macht es das Argument nicht richtiger, sondern nur altbacken“, sagte ESBD-Präsident Hans Jagnow. E-Sport trainiere schnelle Reaktionen, die soziale Gemeinschaft und den sportlichen Wettkampf. „Wer das als vor-dem-Bildschirm-sitzen abtut, steckt mit dem Kopf als Digitalisierungsverweigerer noch im letzten Jahrhundert fest.“