Acht Jahre nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs wurde von der Staatsanwaltschaft am Donnerstag ein Gutachten vorgelegt, das lange Vermutungen nun bestätigt.

Köln - Mehr als acht Jahre nach dem verheerenden Einsturz des Kölner Stadtarchivs hat die Staatsanwaltschaft ein Sachverständigengutachten vorgelegt. Danach führten Baufehler und konkret eine „Fehlerstelle in einer sogenannten Schlitzwand-Lamelle“ zu dem Einsturz, wie ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft am Donnerstag sagte. Die Staatsanwaltschaft werde nun „sehr zügig“ abschließend entscheiden, ob Anklage erhoben wird. Alle anderen Beweismittel seien längst ausgewertet.

 

Das Gebäude des Stadtarchivs am Kölner Waidmarkt, eines der bedeutendsten Kommunalarchive Europas, war bei U-Bahnbauarbeiten am 3. März 2009 zusammengestürzt und hatte zwei Nachbarhäuser mit in die Tiefe gerissen. Zwei Anwohner kamen bei dem Einsturz ums Leben.

Justiz steht unter Zeitdruck

Bereits seit Jahren gibt es Vermutungen, wonach Baufehler bei der Errichtung einer Schlitzwand an der U-Bahnbaustelle vor dem Archivgebäude zu dessen Einsturz geführt haben könnten. Die Baufirmen vertreten hingegen die These, dass ein nicht vorhersehbarer Einbruch von Grundwasser die Gebäude unterspült und zum Einsturz gebracht habe.

Die Justiz steht wegen der Verjährungsfrist von zehn Jahren zunehmend unter Zeitdruck. Das Urteil in einem Strafprozess müsste spätestens bis zum 2. März 2019 fallen. Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt nach Angaben des Sprechers immer noch gegen fast hundert namentlich Beschuldigte wegen fahrlässiger Tötung und Baugefährdung. Parallel dazu läuft auch ein Zivilverfahren. Das Obergutachten steht in diesem Fall noch aus, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Auch die Kläger und Beklagten haben Gutachter eingeschaltet.