Sport: Jürgen Frey (jüf)
Was würde die Teilnahme am Finale in Berlin für die Eintracht bedeuten?
Berlin – das wäre natürlich ein absoluter Traum. Für die Mannschaft, den Verein, die Stadt, die Fans, für die Marke Eintracht Frankfurt würde das etwas ganz Großes bedeuten. Für drei, vier Clubs in der Bundesliga gehört das Endspiel zur Normalität . . .
. . .die Eintracht war dagegen letztmals 2006 im Finale, der letzte DFB-Pokal-Sieg datiert aus dem Jahr 1988.
Das 1:0 gegen den VfL Bochum durch das Tor von Lajos Detari – wer erinnert sich nicht daran. Aber aktuell müssen wir nach wie vor versuchen, demütig zu bleiben. Wir wissen, woher wir kommen.
Andererseits überwinterte die Mannschaft auf Platz vier. Die Fans träumten von Europa und tun es immer noch.
Die Fans dürfen das. Aber ich stelle auch fest, dass unsere Anhänger ein feines Gespür entwickelt haben, was realistisch ist. Unsere Stadion war auch während unserer Durststrecke stets voll, weil die Mannschaft sich immer den Hintern aufreißt.
Manchmal vielleicht zu sehr. Nach dem sechsten Platzverweis kamen die Vorwürfe von der „Tretertruppe“ auf.
Wir haben darüber geschmunzelt, da wir wahrlich keine Mannschaft haben, die umtritt, was sich bewegt. Diese Rüpel-Diskussion war vor allem ein Boulevard-Thema. Es gibt solche Phasen im Fußball, wo man mehr Karten kassiert. Zuletzt hatten wir wenig, obwohl wir zu unseren Spielern nicht gesagt haben: Bitte weniger foulen.
Gegenstand von Kritik war auch Ihre Transferpolitik. Stichwort: Multi-Kulit-Truppe.
Es ging ja gar nicht anders. Wir schauen uns immer erst auf dem deutschen Markt um. Wenn der etwas hergibt, ist das gut. Doch die Spieler müssen auch bezahlbar sein.
Und das waren sie nicht?
Wir sind ein gesunder Verein, aber wir sind gesund auf einem niedrigen Niveau. Wir hatten einen großen Umbruch. Und wir alle haben viele, viele Kilometer abgespult, um den richtigen Kader zusammenzustellen. Im Übrigen finde ich, dass diese Denkweise – deutscher oder internationaler Spieler – überbewertet wird.
Warum?
Es geht doch darum, ob ein Spieler Qualität hat oder nicht. Da ist es mir doch egal, woher der Spieler kommt. Gerade in einer so international geprägten Stadt wie Frankfurt. Und letztendlich haben wir es geschafft, aus einem Fast-Absteiger eine selbstbewusste Mannschaft zu formen.
Welchen Anteil hat der Trainer daran?
Natürlich eine Große.
Was zeichnet Niko Kovac aus?
Seine klare Strategie. Seine Beharrlichkeit. Seine Zielorientierung. Niko macht seinen Job ohne Ängste. Er ist ehrlich gegenüber der Mannschaft und dem Umfeld. Auch unangenehme Dinge scheut er nicht anzusprechen. Diese Authentizität findet man nicht überall in der Liga.
Sie sind ein ehrgeiziges Duo. Auf Dauer werden Sie sich doch nicht mit Mittelmaß zufrieden geben?
(überlegt lange) Gegenfrage: Der Beiname „launische Diva“ im Zusammenhang mit der Eintracht ist Ihnen geläufig?
Selbstverständlich. Die Eintracht konnte fußballerisch wunderschön verzücken, zeigte oft aber auch ihre lethargische Seite.
Genau. Und dieses ständige Auf und Ab sollte vorbei sein. Wir wollen Ruhe und Kontinuität in den Verein bringen, ein fester Bestandteil der Bundesliga sein. Damit wäre schon viel erreicht.