Die Zuwanderung der vergangenen Jahre war stark geprägt vom Syrienkrieg. Aber auch aus Süd- und Südosteuropa sind viele Menschen gekommen, etwa aus Kroatien und Italien. Und aus Indien.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Die Zuwanderung in den vergangenen Jahrzehnten war von einigen historischen Einschnitten geprägt. Nach dem Anwerbestopp für Gastarbeiter sank die Zahl der in Stuttgart lebenden Ausländer wieder. Deutlich zugenommen haben die Zahlen dann mit dem Fall des Eisernen Vorhangs und insbesondere mit dem Jugoslawienkrieg. Danach gingen sie wieder zurück. Der jüngste Schub in den vergangenen zehn Jahren hat drei Ursachen: die EU-Osterweiterung, die Wirtschaftskrise in Südeuropa und der Krieg in Syrien.

 

Migrantenanteil: 45,3 Prozent

In diesen knapp zehn Jahren ist der Anteil der in Stuttgart lebenden Menschen mit Migrationshintergrund von 40,3 Prozent im Jahr 2010 auf nunmehr 45,3 Prozent gestiegen. Das sind nach den Zahlen des Statistikamts der Stadt knapp 278 000 von insgesamt etwas mehr als 614 000 Einwohnern. In diesen Jahren ist die Zahl der Menschen, die aus Syrien stammen, von 493 auf nunmehr 5230 angewachsen, die der Bürger aus dem Irak von 2812 auf 5210. Dieser Zuzug hat aber stark abgenommen. Nimmt man die direkten Zuzüge aus diesen Ländern, dann kamen seit 2017 bis Ende Juni 2019 im Saldo – also Zu- und Wegzüge aufgerechnet – nur noch 63 Personen aus Syrien und 84 aus dem Irak. Für Afghanistan weist die Statistik der Stadt für diese Jahre sogar ein Minus von 21 Personen aus. Wobei Geflüchtete aus diesen Ländern meist nicht direkt aus ihrer Heimat nach Stuttgart kommen, sondern aus einer der Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes. Damit gelten sie als Teilgruppe der aus Baden-Württemberg zugereisten Personen. Aber auch diese Zahlen haben seit einigen Jahren stark abgenommen.

Viele Serben sind weggezogen

Bemerkenswert ist nach den Jahren der Flüchtlingskrise der anhaltend starke Zuzug von Menschen aus einigen Ländern Süd- und Südosteuropas. Die Länder des ehemaligen Jugoslawien, die in der Statistik der Einwohner mit Migrationshintergrund noch zusammengefasst sind, bilden dabei mit rund 45 680 Personen die größte Gruppe. Die Menschen mit Wurzeln in Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien, Slowenien und dem Kosovo machen immerhin 7,4 Prozent der Gesamtbevölkerung Stuttgarts aus. In den letzten Jahren deutlich zugelegt hat vor allem die Gruppe der Kroaten. Die Zahl der Bürger mit einem kroatischen Pass – als einer Teilgruppe der Personen mit einem solchen Migrationshintergrund – hat seit 2010 von 11 744 auf 15 213 zugenommen, dass ist ein Plus von 3469. Zum Vergleich: Die Zahl der serbischen Staatsbürger ist im gleichen Zeitraum von 8374 auf 5668 zurückgegangen (minus 2706). Leicht gesunken ist auch die Personengruppe der Slowenen. Zugenommen haben in diesem Zeitraum dagegen die Einwohner mit einem Pass Bosnien-Herzegowinas (von 4796 auf 5034) und dem Kosovo (von 1723 auf 3378 Mitte dieses Jahres). Deutlich gewachsen ist auch die Gruppe der Menschen mit Wurzeln in Rumänien (von 10 443 auf 13 690) und jener, deren Familien aus Bulgarien stammen (von 1394 auf 3739).

Auch Portugiesen gehen wieder heim

Den größten Zuzug hat im Saldo der Jahre seit 2017 aber die Gruppe der Italiener zu verzeichnen, mit plus 986 Personen. Menschen mit familiären Wurzeln in Italien sind mit 18 657 Personen (plus 1898 seit 2010) eine der größten Gruppen unter den Migranten. Etwas mehr geworden sind seither auch die Menschen aus Spanien (von 3251 auf 4491) und Portugal (von 4307 auf 4797). Seit etwa zwei Jahren aber sind im Saldo 145 Portugiesen mehr in ihr Herkunftsland zurückgegangen als von dort gekommen sind. Dies lasse sich als Folge der wirtschaftlichen Verbesserung in Portugal interpretieren, sagt Attina Mäding, die beim Statistikamt für das Thema Bevölkerung zuständig ist.

Dagegen ist die größte Gruppe unter den Migranten mit Herkunft aus der Türkei seit 2010 etwas kleiner geworden (von 34 974 auf 33 750 Personen, minus 1224). In den vergangenen zwei Jahren war der Saldo mit plus 417 Personen jedoch wieder leicht positiv. In dieser Zeit nochmals deutlich zugelegt haben die Menschen aus Indien (plus 683 auf jetzt 4589), die vor allem als Studierende und Fachkräfte nach Stuttgart kommen. Gleiches gilt für Personen aus China. Deren Zahl ist vor einigen Jahren merklich gestiegen, liegt jetzt sie bei 3935, hat aber die beiden vorigen Jahre leicht um 31 abgenommen.