Im Stuttgarter Heusteigviertel bietet das Lindenhof-Lädle nun auch einen Automaten an, am dem man sieben Tage die Woche und 24 Stunden am Tag Lebensmittel ziehen kann. Zudem soll von Mitte Januar an ein Mittagstisch angeboten werden.

Architektur/Bauen/Wohnen: Andrea Jenewein (anj)

S-Süd - Es ist Sonntag, die Schwiegermutter kündigt sich spontan zum Kaffee an – und man hat keine Eier im Haus, um einen Kuchen zu backen. Oder die Milch für den Latte Macchiato zum Sonntagsbrunch fehlt. Oder der WG-Kühlschrank ist am Sonntagabend mal wieder gähnend leer. Was tun? 24-Stunden-Läden wie in Berlin gibt es in Stuttgart nicht, Tankstellen sind meist nur Fast-Food-technisch einigermaßen bestückt. Doch nun gibt es eine Alternative: Das Lindenhof-Lädle im Heusteigviertel, Weißenburgstraße 12, hat seinen 24-Stunden-Automaten in Betrieb genommen.

 

Eigentlich sollte dieser zur Eröffnung Mitte Oktober mit Lebensmitteln bestückt werden. Doch die Versicherung machte dem Plan einen Strich durch die Rechnung. „Als eigentlich alles fertig war, kam der Versicherungsmann und sagte: ‚So geht das nicht‘“, sagt Alexander Maier, einer der beiden Söhne der Familie, die einen landwirtschaftlichen Betrieb in Neustetten-Wolfenhausen im Kreis Tübingen hat. Gemeint war die Tür, die den Vorraum, in dem der Automat steht, vom Ladenraum abtrennt. Diese musste aus Massivholz sein und durfte keine Glaselemente haben. „Die mussten wir erst kaufen und einbauen“, sagt Maier.

Milch, Eier und sogar Fleisch aus dem Automaten

Das ist nun geschehen – und die Kunden können fortan zu jeder Tages- und Nachtzeit Milch, Eier, Dosenwurst, Pfefferbeißer, Maultaschen und vieles mehr erstehen. „Der Automat wird schon gut angenommen“, sagt Maier. „Auch wenn es noch dauert, bis sich das rumgesprochen hat.“

Generell ist die Familie recht zufrieden damit, wie der Hofladen angenommen wird. „Klar, jeder Anfang ist schwer, aber die Resonanz der Kunden ist positiv. Ich glaube, wir kommen gut an“, sagt Maier. Einige Kunden, besonders junge Mütter, hätten gerne mehr Bio-Produkte als nur das Gemüse, aber Maier setzt auf Regionalität. Und Qualität. „Unsere Wurst ist so gut, dass vier oder fünf Vegetarier bei uns inzwischen auch wieder Fleischprodukte kaufen und essen.“

Ein Mittagstisch ist geplant

Den Schritt, den ersten Hofladen in der Stuttgarter Innenstadt zu eröffnen, wagte die Familie, weil sie ihre landwirtschaftlichen Produkte lieber selbst verkaufen wollten als weiter die fallenden Milchpreise hinzunehmen und nur zu jammern. Dafür nehmen sie auch in Kauf, dass viele Arbeiten auf dem Hof nun am frühen Morgen oder am Abend erledigt werden müssen.

Denn statt kürzer zu treten, will die Familie weiterhin Ideen umsetzen: Von Mitte Januar an will die Mutter Beate Maier einen Mittagstisch anbieten. „Wenn die Küche fertig ist, wird sie jeweils eine warme Mahlzeit kochen – und das kann sie gut“, sagt der Sohn. Eventuell könne man dann auch den Automaten mit Gekochtem bestücken. Schließlich sei man derzeit noch in der Testphase. „Wir schauen, was läuft und funktioniert“, sagt Maier. Ob nicht Butter und Mehl noch eine gute Idee wären – der Schwiegermutter und des Kuchens wegen? „Gute Idee, das probieren wir vielleicht gleich mal aus“, sagt Maier. Der Sonntag ist gerettet.