Fair-Trade schmeckt den Kunden. Der Erfolg des Degerlocher Weltladens beim Verkauf von fair gehandelter Schokolade ist nur einer der Belege dafür.

Stuttgart - Dass die Degerlocher Schokolade jetzt auch mitten auf der Königstraße präsentiert wird, ist toll“, sagt Monika Lockemann freudestrahlend. „Wir sind vom Erfolg völlig überrollt worden.“ Die Leiterin des Degerlocher Weltladens kann es vier Monate nach Verkaufsstart der fair gehandelten Schokolade noch nicht glauben, dass das süße Naschwerk einen solchen Absatz findet. „3000 Tafeln haben wir seit Oktober verkauft“, sagt sie. Mittlerweile gibt es fünf Sorten, darunter Exotisches wie Lavendel und Waldfrucht oder Ingwer und Sesam, sowie fünf Motive, wobei die Degerlocher Ansichten von alten Postkarten stammen, während der Fernsehturm und der Schlossplatz mit dem Königsbau Bilder des Künstlers Uli Schmidt aus Hohenheim sind. Die Weihnachtszeit habe dem Verkauf den notwendigen Anschub verliehen, sagt Lockemann.

 

Doch der eigentliche Großauftrag ist erst nach den Festtagen im Weltladen eingegangen. Bei einer Veranstaltung des Historikers Gerhard Raff, der auf der Innenseite der Schokoladenverpackung die Geschichte Degerlochs und neuerdings auch des Königsbaus am Schlossplatz erzählt, lernte Lockemann Elke Novotny kennen. Die Filialleiterin der Buchhandlung Hugendubel auf der Königstraße war sofort angetan – von der Schokolade, dem lokalen Bezug und der Tatsache, dass es sich um ein fair gehandeltes Produkt handelt.

Ein Teil des Verkaufspreises wird gespendet

Kurzerhand bestellte Novotny im Weltladen 5500 Tafeln, die seit vergangener Woche in der Buchhandlung auf der Königstraße zu kaufen sind. Und weil den beiden Damen der Fair-Trade-Gedanke allein noch nicht genügte, haben sie an den Verkauf eine weitere gute Sache geknüpft. „20 Cent jeder verkauften Tafel geht an die Aktion Herzenssache“, so Lockemann. Diese unterstützt in diesem Jahr eine Wochenendbetreuung für behinderte Kinder.

Man hatte sich letztlich für das Projekt in Leonberg entschieden, weil Monika Lockemann ganz im Sinne des Weltladens ein Projekt in der weiten Welt, Elke Novotny aber lieber ein lokales Projekt unterstützen wollte. So wurde es nun eine gemeinnützige Sache in der Region.

„Wenn der Verkauf gut läuft, wollen wir die Aktion fortsetzen“, sagt Novotny. Und vielleicht auch ausweiten, denn der Kaffee im Café der Buchhandlung, räumt Novotny ein, sei noch nicht fair gehandelt.

Inzwischen hat auch der Stuttgarter Westen Interesse

Interessiert an den Degerlocher und nun auch Stuttgarter Schokoladeseiten zeigt sich Reinhard Möhrle, Bezirksvorsteher im Stuttgarter Westen. Der Stadtbezirk strebt derzeit die Auszeichnung an, die Degerloch bereits erhalten hat – ein Fair-Trade-Stadtbezirk zu sein. „Degerloch ist da ein Vorbild“, sagt Möhrle, Allerdings habe der Westen gute Grundvoraussetzungen und könnte schnell die Fair-Trade-Anerkennung erlangen. „Wir wollen aber den Prozess durchlaufen und in der Bevölkerung das Bewusstsein für diese Produkte stärken“, so der Bezirksvorsteher. Dafür wurde Ende vergangenen Jahres ein Lenkungskreis gegründet, dessen Mitglieder nun Schulen, Kirche, Betriebe, Geschäfte und Gastronomen im Westen ansprechen und versuchen, diese von fair gehandelten Waren zu überzeugen. Eine eigene West-Schokolade könnte bei diesen Bemühungen durchaus hilfreich sein. Der Künstler Uli Schmidt deutete bereits an, ein Motiv für den Westen zu malen. Voraussetzung sei, dass dieses Bild dann auch mal ausgestellt wird. Ein lokaler Historiker könnte die Geschichte des Westens aufbereiten.

Monika Lockemann ist erfreut über die Wellen, welche die Degerlocher Schokolade schlägt. Sie selbst möchte den aktuellen Bestand bis Juni verkauft haben. „Dann machen wir Sommerpause und im September gibt es dann neue Schokolade, vielleicht auch mit neuen Motiven.“