Dass viele Friseurläden am Wochenanfang geschlossen haben, ist bekannt. Bei einer Bäckerei, einem Spezialitätengeschäft oder einer Buchhandlung erwartet man das aber nicht. Doch genauso ist es, viele Geschäfte rund um den Daimlerplatz haben montags zu.

Bad Cannstatt - Wer montags am Daimlerplatz unterwegs ist, könnte meinen, er hätte sich im Wochentag geirrt. Dass viele Friseurläden am Wochenanfang geschlossen haben, ist bekannt. Bei einer Bäckerei, einem Spezialitätengeschäft oder einer Buchhandlung erwartet man das jedoch nicht. Doch genauso ist es, viele Geschäfte rund um den Daimlerplatz haben den Montag als Ruhetag fest etabliert. Sowohl die Bäckerei Schurr als auch das Spezialitätengeschäft Käse und Köstlich oder die Buchhandlung Gospel Books und More an der Liebenzeller Straße haben an diesem Tag geschlossen. Während Stammkunden und Anwohner Bescheid wissen, stehen ortsfremde Kunden vor verschlossenen Türen.

 

„Ich führe den Laden fast zu 100 Prozent allein“

Dabei ist der montägliche Ruhetag am Daimlerplatz keineswegs neu. „In den 1970er Jahren haben wir damit angefangen“, sagt Hermann Schurr. Seit 1921 betreibt seine Familie die Bäckerei an der König-Karl-Straße. „Wir sind ein Kleinbetrieb mit nur wenigen Mitarbeitern“, sagt Schurr. Wenn er sechs Tage die Woche geöffnet hätte, müsste er mehr Personal einstellen. Denn schließlich wolle jeder Angestellte auch mal einen Tag frei haben. Das Gleiche gelte auch für ihn selbst. Er sei von dienstags bis samstags mit im Laden und brauche den Montag, um ein paar private Dinge zu organisieren. Am Sonntag habe schließlich alles zu.

Ganz ähnlich begründet auch Rosemarie Tutsch, die Inhaberin von Käse und Köstlich, den montäglichen Ruhetag. „Ich führe den Laden fast zu 100 Prozent allein“, sagt sie. Seit über elf Jahren betreibt sie ihr Spezialitätengeschäft am Daimlerplatz und seither habe sie das mit dem Montag bis auf wenige Ausnahmen auch nie anders gehandhabt. Samstags komme sie oft nicht vor 16 Uhr aus dem Laden raus und „ich brauche auch ein Wochenende“, sagt sie. Bislang schmeißt sie den Laden größtenteils allein, nur in den Stoßzeiten bekommt sie Unterstützung von zwei Aushilfskräften. Wenn sie montags geöffnet hätte und trotzdem frei machen wollte, bräuchte sie eine zusätzliche Verkäuferin. „Das würde sich nicht rechnen“, sagt Tutsch.

An diesem Tag sei im Viertel einfach nichts los

Bei der Buchhandlung Gospel Books und More liegt der Fall ein wenig anders. Das Geschäft würde gerne montags öffnen, doch es lohnt sich nicht, wie die Filialleiterin Adriane von Holst erklärt. Im Juli 2012 hätten sie den Laden von den früheren Inhabern übernommen und zunächst auch ganz normal an sechs Tagen die Woche geöffnet. Schnell habe sich allerdings gezeigt, „dass der Umsatz montags am schwächsten ist“, sagt von Holst. An diesem Tag sei im Viertel einfach nichts los. Deshalb habe man sich dazu entschlossen, ebenfalls zuzumachen.

Genau aus diesem Grund heißt man den wöchentlichen Ruhetag bei der städtischen Wirtschaftsförderung auch nicht für gut. Der Stadtteilmanager Torsten von Appen erklärt zwar, dass er Verständnis für die Situation der inhabergeführten Micro-Geschäfte habe. Gleichzeitig betont der Stadtteilmanager aber: „Von Ruhetagen halte ich gar nichts.“ Der Kunde stehe vor verschlossenen Türen, sei irritiert und würde langfristig wegbleiben und woanders einkaufen. Auch wenn sich besonders gut etablierte Geschäfte mit vielen Stammkunden einen Ruhetag leisten könnten, würden sie damit den umliegenden Läden schaden, da an diesen Tagen keine Laufkundschaft mehr im Viertel unterwegs sei.

Sowohl Hermann Schurr als auch Rosemarie Tutsch betonen allerdings, dass es kaum Kritik von Seiten der Kunden gebe. „Die wissen das“, sagt die Inhaberin von Käse und Köstlich. Auch auf der Facebook-Seite unserer Redaktion zeigen die Bewohner des Bezirks Verständnis dafür, dass die kleinen inhabergeführten Läden nicht immer geöffnet haben können. „Also ich wohne ja dort und finde es nicht wirklich schlimm. Die kleinen Geschäfte haben einen Ruhetag verdient“, schreibt eine Anwohnerin. Ein anderer Nutzer des sozialen Netzwerks meint: „Völlig zurecht gönnen diese Läden sich und ihren Mitarbeitern den fehlenden Samstag am Montag. Wir als Kunden wissen das doch.“ Bei der Buchhandlung Gospel Books und More versucht man unterdessen flexibel auf das Kundenverhalten zu reagieren. In der Vorweihnachtszeit, wenn die Nachfrage nach Büchern besonders groß ist, hat das Geschäft montags geöffnet.