Das hatten sich die Planer bei Aldi sicherlich anders ausgemalt: Bei der Sitzung des Bezirksbeirats Degerloch am Dienstag stieß die Projektidee für einen Discounter an der Felix-Dahn-Straße nicht nur auf Gegenliebe.

Degerloch - Lars Podehl hatte sich seinen zweiten Besuch bei den Degerlocher Bezirksbeiräten wohl anders vorgestellt. In einer nicht öffentlichen Sitzung der Bezirksbeiräte hatte der Leiter der Aldi-Filialentwicklung bereits vor einiger Zeit eine Machbarkeitsstudie für eine Aldi-Filiale an der Felix-Dahn-Straße präsentiert. Die Vorstellung der Pläne bei der öffentlichen Sitzung am Dienstag sollte wohl nur noch so etwas wie eine Formalie sein. Denn Podehl bedankte sich zu Beginn seines Vortrags für die Zustimmung, die ihm das Gremium damals hinter verschlossenen Türen signalisiert habe.

 

Er ging dann noch mal ins Detail, weniger wohl für die Bezirksbeiräte, denen er die Machbarkeitsstudie ja bereits vorgestellt hatte. Denn bei der Sitzung waren nicht nur die Vertreter der lokalen Presse anwesend, sondern auch zahlreiche Anwohner. Einige von ihnen zeigten während der Präsentation der Studie durch heftiges Kopfschütteln und die eine oder andere Wortmeldung, dass sie wenig von dem hielten, was der Aldi-Vertreter einen Gewinn für Degerloch nannte.

Derzeit sind dort ein Park- und ein Spielplatz

An der Felix-Dahn-Straße könnte laut der Machbarkeitsstudie eine Filiale mit 1000 Quadratmetern entstehen. Dort sind derzeit ein Park- und ein Spielplatz. Das Gebäude, das Aldi beherbergen könnte, soll aber auch anderen eine Heimat bieten. So soll die Stadtteilbücherei einziehen, außerdem soll das Behindertenzentrum Stuttgart (BHZ) Raum für inklusive Wohnungen finden. Ein Vertreter des BHZ wies darauf hin, wie schwierig es für Menschen mit Behinderungen sei, Wohnungen zu finden. Die Pläne von Aldi könnten deshalb eine große Chance sein, betonte er.

Der Machbarkeitsstudie zufolge würden bei einer Realisierung der vorgestellten Pläne auch 58 neue Stellplätze für Autos entstehen. Dank des natürlichen Gefälles an dieser Stelle sei eine von der Epp-lestraße ebenerdig erreichbare Tiefgarage möglich, erklärte Lars Podehl dem Gremium in seiner Präsentation .

Jörg Schräpler, der Geschäftsführer der Buchhandlung A. Müller, brach im Namen des Gewerbe- und Handelsvereins (GHV) eine Lanze für einen Aldi an der Felix-Dahn-Straße. Er äußerte die Besorgnis vor einem Abfluss an Kaufkraft aus Degerloch, der dem Einzelhandel schade. Gabriele Ostertag von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) hat in der Machbarkeitsstudie die Auswirkungen eines Aldi im Ortskern für das Gewerbe untersucht. Sie schloss sich der Sichtweise des GHV an und legte dar, dass aus ihrer Sicht ein Discounter nötig sei, um Kunden in Degerloch zu halten.

Das Grundstück sei ein „Filetstück“

Die Bezirksbeiräte ließen sich von der Fürsprache verschiedener Seiten für einen Aldi im Ortskern allerdings nur bedingt beeindrucken. Noch am sanftesten äußerte Götz Bräuer von der CDU seine Bedenken. „Es ist schon emotional schwierig, auf eine Grünfläche im Ortskern zu verzichten“, sagte er. Michael Huppenbauer von den Grünen bezeichnete das Areal als „Filetstück“ und brachte einen Investorenwettbewerb ins Gespräch. Degerloch solle sich nicht vorschnell für die Aldi-Pläne aussprechen, wenn es vielleicht bessere Angebote gebe. Er forderte auch genauere Untersuchungen zum Verkehrsaufkommen, das eine Aldi-Filiale an der Felix-Dahn-Straße für Degerloch bedeuten würde.

Lars Podehl machte deutlich, dass Aldi kein weiteres Geld für weitere Studien in die Hand nehmen würde, wenn der Degerlocher Bezirksbeirat den Aldi-Plänen nicht grundsätzlich zustimmen sollte. Das taten die Bezirksbeiräte dann tatsächlich nicht. Auf Anregung der Grünen entschieden sich die Bezirksbeiräte, erst einmal intern über die Zukunft des Areals zu diskutieren. Der Plan von Aldi werde dabei bedacht werden, sichert Huppenbauer nach der Sitzung zu. Daran, dass die Discounterkette nun von einer Filiale in Degerloch Abstand nehmen wird, glaube er nicht, sagte er. „Sollte Aldi aber abspringen, dann ist das eben so.“