Die Einzelhandels-Initiative „Das Leben gehört ins Zentrum“ fordert eine Wiederöffnung des Einzelhandels ab Montag, 8. März.

Stuttgart - Um vom 8. März an wieder öffnen zu können, würde der Einzelhandel auf „aggressive Wiedereröffnungswerbung und bis Ostern auf große Rabattaktionen“ verzichten. Dieser Vorschlag ist Teil eines Öffnungskonzeptes, das die Initiative „Das Leben gehört ins Zentrum“ anlässlich der Beratungen von Ländern und Bund zur Coronalage am 3. März vorgelegt haben.

 

Im Einzelhandel fänden täglich 50 Millionen Kundenkontakte statt, nur zehn Millionen davon entfielen auf Einzelhändler außerhalb des Lebensmitteleinzelhandels, argumentiert die Initiative, zu der neben dem Handelsverband Deutschland (HDE) beispielsweise auch die Elektrohändler Mediamarkt und Saturn, die Buchhändler Osiander, Thalia und Hugendubel, sowie Modehändler wie Zinser, S.Oliver oder Breuninger gehören.

„Es geht beim aktuellen Lockdown daher nur um 20 Prozent der Kundenkontakte – aber um 50 Prozent der Arbeitsplätze im Einzelhandel“, so die Initiative. Wer eine Öffnung erst ab einer Inzidenz unter 35 favorisiere, wolle noch für mehrere Monate keine Öffnung des Einzelhandels und nehme in Kauf, dass anschließend keiner mehr da sei, der noch öffnen könne, heißt es in dem Papier. Derzeit habe nur ein Land in Europa eine Inzidenz von unter 35: Island.

Einzelhandel schlägt Öffnungen anhand von Einzelszenarien vor

Die Initiative fordert die Wiedereröffnung des Einzelhandels am 8. März auf Basis eines Hygienekonzeptes und orientiert nicht nur an Inzidenzwerten, sondern auch an der Auslastung der Intensivstationen mit Covid-19-Patienten, wie vom Robert-Koch-Institut (RKI) vorgeschlagen. Demnach könnte bei einer Inzidenz unter 35 unabhängig von der Auslastung der Intensivstationen der Einzelhandel öffnen, bei einer Inzidenz zwischen 50 und 100 und hochausgelasteten Intensivstationen dürften nur Läden mit mehr als 40 Quadratmetern Fläche unbeschränkt öffnen, bei einer Inzidenz von mehr als 200 und mittlerer bis hoher Auslastung der Intensivstationen wären nur noch die Geschäfte es täglichen Bedarfs geöffnet.

Insgesamt ist die vorgeschlagene Öffnungsmatrix in fünf Inzidenzbereiche und drei Auslastungsgrade unterteilt, sodass insgesamt 15 Szenarien entstehen. Das RKI selbst stuft das Infektionsrisiko im Handel als niedrig ein.

Der Staat soll kostenlose Tests vorantreiben

Im Gegenzug garantiere der Handel die flächendeckende Umsetzung umfangreicher Hygienemaßnahmen nach einem Konzept, das der Hygieneexperte Martin Exner von der Uniklinik Bonn entwickelt habe. Zudem befürworte der Einzelhandel spezielle Öffnungszeiten für Senioren, wie sie die Stadt Tübingen schon länger propagiert. Montags bis Freitags solle der Einkauf zwischen 10 und 11 Uhr den besonders gefährdeten älteren Menschen vorbehalten sein.

Zugleich fordert die Initiative, kostenlose Testmöglichkeiten auf das Coronavirus auszubauen und möglichst schnell in private Eigentests zu überführen. Die Kosten dafür müsse der Staat tragen, heißt es in dem Papier.

Eine Click&Meet-Lösung, also ein Einkauf nach vorheriger Terminvereinbarung, wie sie in Rheinland-Pfalz in Einzelfällen bereits praktiziert wird und in Baden-Württemberg und einigen anderen Bundesländern angedacht ist, lehnt die Initiative ab. „Die Personal- und Betriebskosten für diese Angebote sind für die allermeisten Geschäfte höher als die Umsätze. Und die praktische Umsetzung würde zu unnötigen Aufenthalten und Schlangenbildungen führen, die den Hygienekonzepten zuwiderlaufen.“

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