Sowohl der Gewerberverein als auch Ladenvermieter sind sich einig: Die Stadt muss wachsen, damit der Einzelhandel im Ortskern floriert.

Korntal-Münchingen - Mehr als fünf Jahre lang hat Kati Fortino frisches Obst und Gemüse im Peperoncino in der Korntaler Martin-Luther-Straße verkauft. Nun hat der Feinkostladen seine Türen für immer geschlossen. Der Grund: „Uns ist ein wichtiger Großkunde weggebrochen – und damit rund 60 Prozent unserer Gesamteinnahmen“, sagt die 59-Jährige.

 

Doch der fehlende Großkunde sei nicht das einzige Problem gewesen. Dem Peperoncino fehlten auch die Laufkunden. „Meine Stammkundschaft war klein, aber zuverlässig. Viele sind irgendwann weggezogen, kamen ins Pflegeheim oder sind gestorben. Jüngere Leute aber kamen nicht nach“, berichtet Fortino. Von da an sei es „immer weiter abwärts“ gegangen.

Hat Korntal inzwischen ein Problem mit leer stehenden Ladenflächen?

Wenn das Peperoncino bald ausgeräumt ist, wird es sich in eine Reihe leerer Ladenflächen einreihen, die sich im und um den Korntaler Ortskern bemerkbar machen. Da ist zum einen die Fläche des alten Edeka an der Johannes-Daur-Straße. In derselben Straße steht ein mehrstöckiges Gebäude, in dem sich früher die Stuttgarter Bank befand. In der parallel verlaufenden Martin-Luther-Straße gibt es ebenfalls leer stehende Ladenflächen: Zum einen die alte Bäckerei Freitag, zum anderen das alte Postamt. Hinzu kommt eine große Fläche in der Zuffenhauser Straße, in der sich früher das Möbelhaus Hartmann befand, als auch die Räume des ehemaligen Foto Trunk in der Mirander Straße.

Hat Korntal inzwischen ein Problem mit leer stehenden Ladenflächen? „Einen echten Leerstand im Sinne anhaltend erfolgloser Vermietungsbemühungen eines Eigentümers gibt es in der Korntaler Innenstadt derzeit nicht“, antwortet Stefan Wolf, der Wirtschaftsförderer der Stadt.

Hoffen auf Korntal-West

Klaus Hilbert hat dagegen ganz andere Erfahrungen gemacht. Ihm gehört die Ladenfläche in der Johannes-Daur-Straße, wo sich heute der Bioladen Naturgut befindet. Zuvor war der Laden an Lidl vermietet. Nachdem dieser ausgezogen war, habe er ein Jahr lang nach einem neuen Mieter gesucht. „Es hat sehr lange gedauert. Es gab kaum Interessenten“, sagt Hilbert. Sein Fazit nach der einjährigen Durststrecke: „Die Stadtverwaltung tut zu wenig.“

Der Ur-Korntaler denkt da insbesondere an das Wohngebiet Korntal-West. „Das Bauprojekt muss endlich umgesetzt werden, damit die Stadt von der Einwohnerzahl her wachsen kann“, sagt Hilbert. Sonst bleibe Korntal für viele Einzelhandel unattraktiv.

Fortino plant einen privaten Lieferservice

Derselben Ansicht ist auch Viola Noack vom Korntaler Gewerbe- und Handelsverein. „Korntal muss wachsen“, sagt sie. Der Stadtverwaltung kann Noack, die für die FDP auch im Gemeinderat sitzt, allerdings keine Vorwürfe machen. „Wir hatten noch nie so viel Unterstützung wie jetzt. Natürlich sind die Möglichkeiten begrenzt. Denn auf Privateigentum hat die Stadt leider keinen Einfluss“, sagt Noack. Deshalb stehe auch noch das mehrstöckige Gebäude leer, in dem sich die Stuttgarter Bank befand.

Dass in der Johannes-Daur-Straße „gefühlt“ weniger los ist, kann sie nachvollziehen. Dass dort wirklich weniger Leute einkaufen, glaubt sie nicht. „Viele parken ihre Autos nicht mehr am Straßenrand, sondern in der Tiefgarage des neuen Edeka“, so Noack. Dadurch entstehe wohl der Eindruck, dass weniger los sei. Der Wirtschaftsförderer Stefan Wolf bestätigt, dass die Tiefgarage gut angenommen werde. Auch die Rückmeldungen zum Edeka seien sehr gut. Der aktuelle Leerstand sei nur eine „gewisse Fluktuation“, die üblich sei. Der ehemalige Edeka in der Johannes-Daur-Straße sei erst vor kurzem vollends geräumt worden. Verhandlungen über eine Neuvermietung seien bereits in vollem Gange. Es gebe bereits auch Mietinteressenten für das Peperoncino.

Fortino plant derweil einen privaten Lieferservice, mit der sie ihre Privatkunden in Korntal weiterhin mit Obst und Gemüse beliefern will. „Ich habe immer über den Lieferservice geschimpft. Aber es bleibt nichts anderes übrig, wenn die Kunden nicht in den Laden kommen“, sagt sie.