Einzelhandel in Leonberg Ein neuer Manager für das Leo-Center
Nadine Fensterer hat das Betreiber-Unternehmen ECE verlassen. Sie übergibt die Geschäfte an den erfahrenen Serge Micarelli.
Nadine Fensterer hat das Betreiber-Unternehmen ECE verlassen. Sie übergibt die Geschäfte an den erfahrenen Serge Micarelli.
Überraschender Wechsel im Management des Leo-Centers: Nach vier Jahren übergibt Nadine Fensterer den Führungsstab an Serge Micarelli, der dem Center-Betreiber ECE Marketplaces seit 20 Jahren angehört. Das Einkaufszentrum in Leonberg wird ab dem 9. November seine siebte Station innerhalb des Hamburger Unternehmens sein. Für die ECE managte der 63-Jährige unter anderem schon das Breuningerland Sindelfingen, das Olympia-Einkaufszentrum in München und zuletzt die Glacis-Galerie in Neu-Ulm.
„Nadine Fensterer hat aus privaten Gründen die ECE verlassen und wollte wieder in ihre Heimat nach Köln zurück“, begründet Axel Diewald, der ECE-Bereichsleiter Südwest, die personelle Veränderung in Leonberg. Für ein persönliches Gespräch war die scheidende Chefin nicht mehr zu erreichen. In ihrem offiziellen Statement heißt es: „Ich übergebe das Leo-Center an einen Kollegen mit unheimlich viel Erfahrung im Center Management und weiß, dass das Center für die Zukunft in guten Händen ist.“ Vier Tage lang war Serge Micarelli für die Übergabe bereits in Leonberg und er freut sich auf seine künftige Aufgabe. „Ich kenne das Leo recht gut aus meiner Zeit im Breuningerland Sindelfingen. Da waren wir Wettbewerber. Es ist ein besonderes Center mit sehr viel Charme, einer guten Struktur und einem starken Standing in der Region“, sagt der künftige Manager. „Es ist für mich eine große Ehre, dieses Center ab November in die Zukunft führen zu dürfen.“ Ein positiver Nebeneffekt bei seinem Wechsel von Neu-Ulm in die Stadt unterm Engelberg: Seine Fahrtwege zur Arbeit werden sich eklatant verkürzen, denn der zweifache Familienvater lebt bereits seit einiger Zeit im Kreis Böblingen, genauer gesagt in Ehningen. Und vielleicht findet er dann durch diese Zeitersparnis auch mehr Zeit für seine Hobbys: Rennradfahren, Walking, Bergwandern. Zudem kocht er gerne mit gesunden Zutaten.
Serge Micarelli – sein Vater ist Italiener, die Mutter Deutsche – ist in Luxemburg geboren und im Rheinland aufgewachsen. Er hat den Beruf des Einzelhändlers gelernt und ist dann erst einmal für drei Jahre mit der Marine zur See gefahren. Wieder an Land, mit festem Boden unter den Füßen, waren seine ersten beiden Stationen Karstadt und Footlocker. Bei letzterer Marke nahm er den Karriereweg vom stellvertretenden Filialleiter bis zum stellvertretenden Geschäftsführer. Er studierte Betriebswirtschafts- und Volkswirtschaftslehre, heuerte später bei der in der Schweiz gegründeten Luxusmarke Bally an. Doch er ging bereits nach zwei Jahren wieder, nachdem das einstige Familienunternehmen von Amerikanern übernommen wurde. „Das war nicht mehr meins.“
Seit 2004 ist Micarelli bei der ECE in führenden Positionen tätig. Das Breuningerland in Sindelfingen hatte er 2019 für die ECE abgewickelt, nachdem das schwäbische Unternehmen einen neuen Betreiber an Bord genommen hatte. Das ECE-Management in der Glacis-Galerie in Neu-Ulm, die eine Verkaufsfläche von etwa 27 000 Quadratmetern hat, übernahm er kurz vor der Corona-Pandemie. Micarelli erlebte dort die schwere Zeit des Einzelhandels. „Mittlerweile läuft es wieder gut im Center, wir haben 14 neue Läden angesiedelt und der Umsatz reicht wieder an die Zahlen aus dem Jahr 2019 heran.“ Leerstände, die es in der Glacis-Galerie fast zwei Hände voll gäbe, sieht er „als eine Chance der Neuausrichtung.“
In Leonberg warten auf den neuen Center-Manager etwa 25 000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Micarellis erster Eindruck: „Es gibt einen guten Branchenmix.“ Und der Leerstand – nach der Karstadt-Schließung müssen allein hier etwa 9000 Quadratmeter neu bespielt werden – berge für ihn großes Potenzial. „Wir haben in Leonberg eine anspruchsvolle Wettbewerbssituation, und das Problem ist, dass Kaufkraft abfließt, doch eigentlich müsste sie dableiben und sogar noch zufließen.“ Der Fokus müsse daher künftig mit Hilfe eines entsprechenden Angebotes und attraktiven Konzepten auf einem erweiterten Einzugsgebiet liegen.
Als eine charmante Idee sieht Serge Micarelli den Vorschlag des Leonberger Oberbürgermeisters Martin Georg Cohn, das städtische Bürgeramt sowie die Bücherei im Untergeschoss des Leo-Center unterbringen zu wollen. „Man muss schauen, was sich daraus entwickelt.“ Erste Kontakte zur Verwaltung, zum Wirtschaftsförderer und zur Citymanagerin, habe er bereits geknüpft. Ein Kennenlernen mit dem OB stehe noch an. „Eine gute Zusammenarbeit vor Ort ist mir wichtig.“
Wenn Serge Micarelli am 9. November – einem Samstag – seine neue Aufgabe in Leonberg startet, wird er sich erst einmal den Mietern im Center vorstellen. „Kommunikation und mit den Leuten reden ist meine Stärke“, sagt der neue Manager. Er werde sich ein Bild von der aktuellen Situation machen, „heraushören wo der Schuh drückt.“ Ab dem darauffolgenden Montag wird er sich dann mit den Zahlen vertraut machen und die jüngsten Kundenbefragungen auswerten. „Ich möchte herausfinden, was dem Center guttut und wie wir uns entwickeln können.“ Nach den ersten hundert Tagen könne er dann erstmals Ziele definieren. Micarelli glaubt an den Einzelhandel und an das Leo-Center. „Generationen wachsen nach, und wir müssen uns der Veränderung der Gesellschaft anpassen.“