Einzelhandel in Leonberg Frischer Wind im Leo-Center schon spürbar

Manager Serge Micarelli steckt viel Energie in das Leo-Center. Foto: Simon Granville

Serge Micarelli ist seit hundert Tagen als Manager im Leo-Center tätig. In dieser Zeit hat er viele Zahlen studiert, Akten gewälzt und bereits an einigen Stellschrauben gedreht.

Den Umgang mit Zahlen liebt Serge Micarelli – zudem wälzt er gerne Statistiken. Schon allein seines Berufes wegen. Der Manager des Leo-Centers beschäftigt sich, seit er Anfang August des vergangenen Jahres nach Leonberg kam, intensiv mit seiner neuen Arbeitsstelle. „Ich muss ja schließlich wissen: Wo kommen wir her, wo stehen wir, wo wollen wir hin?“

 

Die Besucher des Leo-Centers haben in der Vergangenheit mit den eigenen Augen wahrgenommen, dass die Zeiten im Einzelhandel keine einfachen sind. Das Warenhaus Karstadt musste schließen, hinzu kommen zahlreiche Leerstände. Serge Micarelli betont immer wieder, er wäre nicht als Manager nach Leonberg gekommen, wenn er nicht überzeugt wäre, dass das Center in der Stadt unterm Engelberg eine Zukunft hat.

Der Manager möchte mit Vorurteilen aufräumen

Nach hundert Tagen an seinem neuen Arbeitsplatz hat er sich einen guten Überblick verschaffen können. „Leonberg hat einen der stärksten Quadratmeter-Umsätze im Vergleich mit allen ECE-Centern im Südwesten Deutschlands, das zeigt mir die Stärke und die Stabilität“, sagt Micarelli. Auch die Umsätze in Leonberg hat er sich genau angeschaut. „Die Stadt macht insgesamt 290 Millionen Euro im Jahr, 5000 Euro sind das in etwa pro Kopf, von der Gesamtsumme machen wir allein 25 Prozent des Umsatzes.“ Allerdings gingen 13 Prozent der Kaufkraft verloren, weil die Leonberger ihre Einkäufe auch in anderen Städten erledigen. An dieser Stellschraube möchte der Manager gerne drehen. Und er will auch mit den Vorurteilen aufräumen, dass das Leo-Center nicht laufen oder gar schließen würde. „Das entspricht nicht der Wahrheit, aber wir müssen neue Konzepte schaffen, damit die Menschen bei uns bleiben. Und wir müssen die Bedürfnisse der Kunden erfüllen.“

In seinen ersten hundert Tagen hat sich der 63-Jährige allerdings nicht nur hinter den Aktenbergen verkrochen. Er sei ein Freund der Kommunikation, sagt er. So freue er sich, wenn ihn Kunden bei seinen regelmäßigen Gängen durch das Center ansprechen. Auch habe er gleich nach seinem Start in Leonberg nach und nach alle Mieter besucht, um sich ein Stimmungsbild zu machen und auch zu erfahren, was gut laufe und wo der Schuh drücke. „Ich sehe mich als Kümmerer“, sagt er. In einer Versammlung mit allen Mietern habe er ihnen vermitteln können, dass jeder Mieter auch selbst verantwortlich sei für die allgemeine Situation und die Stimmung im Center. „Wenn viele in den Abendstunden früher schließen, kommen die Kunden irgendwann nicht mehr.“ So legte er ihnen nahe, die ohnehin vertraglich geregelten Öffnungszeiten einzuhalten. „Im vergangenen Jahr haben von insgesamt 70 Mietern 32 früher als 20 Uhr zugemacht, jetzt sind es nur noch sieben“, freut sich Serge Micarelli über diese Entwicklung. Und er hofft, dass die restlichen sieben nun auch noch mitziehen.

In Sachen Gastronomie tut sich was

Das Thema Leerstände steht bei ihm ganz oben auf der To-do-Liste. Diese hat er in den vergangenen Wochen bereits von 22 auf 15 reduzieren können. „An anderen möglichen Mietern sind wir dran.“ Erstmals nimmt das Center die Hilfe eines externen Immobilienpartners in Anspruch. „Der hat natürlich die besseren Kontakte, mal schauen, welche Erfolge wir damit erzielen können.“ Das Schuhgeschäft Deichmann ist im Obergeschoss umgezogen, der neue Ankermieter New Yorker baut gerade die Ladenfläche um und möchte im Mai/Juni sein Bekleidungsgeschäft eröffnen. Der Vertrag mit einem veganen Restaurantbetreiber, der im Erdgeschoss einziehen wird, ist bereits unterzeichnet. So auch mit einem neuen Mieter, der im Obergeschoss ein griechisches Café eröffnen wird und voraussichtlich im März mit dem Ausbau startet. Ebenfalls laufen die Verhandlungen mit einer Familie, die im Obergeschoss eine Kombination aus italienischem Café und Pizzeria anbieten möchte. „Wichtig ist, dass das oberste Geschoss wieder belebt wird.“ Ein Pizza-Anbieter im Erdgeschoss musste im Januar Insolvenz anmelden. „Küche muss man können“, sagt Serge Micarelli dazu. Diese Fläche möchte er so schnell wie möglich wieder vermieten.

9000 Quadratmeter Verkaufsfläche des ehemaligen Karstadt-Warenhauses sind ebenfalls noch zu vergeben. „Die gesamte Fläche muss erst einmal umgebaut werden, Elektrik auf den neuesten Stand gebracht, Statik und Brandschutz überprüft werden, da ist einiges zu investieren, bevor neue Mieter einziehen können.“ In Verhandlung sei Micarelli mit einem der größten europäischen Textilhändler sowie mit einem Drogeriemarkt-Experten. Namen möchte er noch nicht nennen.

Das Marketingkonzept wurde ebenfalls überarbeitet. Das Leo-Center ist jetzt auf verschiedenen Kanälen präsent: Print, Funk, Social Media und auch Plakatwerbung werden genutzt. Eine Bloggerin liefere Inhalte für Instagram und Tiktok. „Damit wollen wir das jüngere Publikum ansprechen, das ja unsere Zukunft ist.“ Das soll auch mit diversen Unterhaltungsaktionen erreicht werden.

In seinen ersten hundert Tagen im Leo-Center war Serge Micarelli ziemlich „umtriebig“. Und man nimmt es ihm ab, wenn er sagt: „Ich möchte die Menschen berühren.“

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