Dem einen geht es um die Religion, der anderen um die Arbeitsbelastung der Angestellten: Es gibt vieles, was gegen verkaufsoffene Sonntage spricht. Aber es gibt auch den Druck des Einzelhandels, der Geschäfte machen möchte.

Ludwigsburg - Dem einen geht es um die Religion, der anderen um die Arbeitsbelastung der Angestellten: Es gibt vieles, was gegen verkaufsoffene Sonntage spricht. Aber es gibt auch den Druck des Einzelhandels, der auch an Sonntagen Geschäfte machen möchte. Darum – und weil die Gewerkschaft Verdi mit Klagen droht – müssen die Kommunen einen Mittelweg finden. In Ludwigsburg sieht der jetzt vom Gemeinderat beschlossene Kompromiss für 2017 vier verkaufsoffene Sonntage vor. Ausgeklammert blieb bisher ein Antrag des ECE-Managements auf zwei verkaufsoffene Sonntage im Breuningerland.

 

Tradition hilft

„Verkaufsoffene Sonntage sind wichtig für den Einzelhandel, um gegenüber dem Internet bestehen zu können“, sagte Volker Lutz, CDU-Stadtrat und Konditormeister. Damit könnten die Händler durch freundlichen Service und besondere Angebote auf sich aufmerksam machen. „Ihren freundlichen Service und Ihre Angebote können Sie auch von Montag bis Samstag zeigen“, sagte der parteilose Stadtrat Harald Lettrari. Der Sonntag sei nicht dazu da, um ihn in Läden zu verbringen: „Ich lehne verkaufsoffene Sonntage generell ab.“

Auch die Öko-LinX-Räte lehnten die Sonntagsöffnung ab, sagte Claudia Dziubas. Sie persönlich könne als einziges das Kiesranzenfest am 18. Juni akzeptieren. Das sei das Stadtteilfest von Neckarweihingen und als solches eine echte Tradition. Als gewachsene Tradition stuften die Vertreter der übrigen Gemeinderatsfraktionen auch das Märzklopfen (19. März) und das Kastanienbeutelfest (8. Oktober) ein. Strittig blieb indes, ob die Geschäfte in der Innenstadt auch am 8. Januar öffnen sollen.

Verdi hat mit Klage gedroht

„Bei einer Verdi-Klage wird der Tag wohl nicht zu halten sein“, meinte Daniel O'Sullivan (SPD). Er entbehre jeglicher Festanbindung und die Bezeichnung „Ludwigsburger Eiszauber“ sei eine pure Erfindung des Marstall-Managements. Als Bäckermeister und Mitglied des Verbands der Innenstadthändler (Luis) plädierte Bernhard Remmele (FW) für einen letzten Versuch: Auch die Händler seien sich nicht einig, ob dieser Tag passe, weil der Umsatz im Januar 2016 gering ausgefallen sei.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat bundesweit eine Initiative gegen Sonntagsarbeit gestartet. Darum stehen die Genehmigungen auch in Ludwigsburg unter besonderer Beobachtung. Es gibt bereits Klageandrohungen von Verdi gegen ursprünglich sechs geplante Sonntagsverkäufe. Das Ordnungsamt hat mit Verdi-Vertretern verhandelt, aber es gab vor allem Vorbehalte gegen Shopping-Sonntage im Breuningerland. Darum hat die Verwaltung diese Anträge vorerst ausgeklammert.