Tagein, tagaus rollt eine Blechlawine mit Pendlern durch den Stuttgarter Stadtteil Gaisburg. Die Frage ist, ob denn wenigstens der Einzelhandel davon profitiert?

S-Ost - Der starke Durchgangsverkehr ist eines der großen Reizthemen in Stuttgart und wird in Stadtbezirken wie gerade auch im Stuttgarter Osten immer wieder kontrovers diskutiert. Im Stadtteil Gaisburg, der Sanierungsgebiet werden soll, geht es seit vielen Jahren um die Frage, wie der allmorgendliche Pendlerverkehr, der aus dem Raum Esslingen und dem Remstal kommend durch Gaisburg und Gablenberg rollt, eingedämmt werden kann. Die radikalste Lösung wäre, die Zufahrt von Wangen her in die Landhausstraße zu schließen. Ein Argument dagegen ist immer wieder, dass der Handel in Gaisburg darunter leiden würde. Die wenigen verbliebenen Gaisburger Händler selbst sehen das etwas differenzierter.

 

„Im Berufsverkehr bleibt hier niemand stehen“, sagt beispielsweise Cornelia Breil vom Doppelpunkt an der Schurwaldstraße, wo Schreibwaren, Zeitungen und Zeitschriften verkauft, Lottozettel und auch Pakete abgegeben werden können; eine Bäckereitheke und einen kleinen Cafébereich gibt es auch. Eine Schließung der Durchfahrt von Wangen würde für den Umsatz des kleinen Ladens keine Rolle spielen, meint sie – aber es gäbe weniger Staus und Gehupe und die Schulkinder würden sicherer über die Kreuzung kommen.

Viele Kunden aus dem nahe gelegenen Teil von Wangen

„Ich kann ganz schwer sagen, was das für Auswirkungen auf uns haben würde“, sagt Kirsten Vogel von der Einhorn-Apotheke an der Landhausstraße. Vom morgendlichen Durchgangsverkehr bekommt sie an der breiten Landhausstraße kaum etwas mit. „Die biegen ja alle vorher ab in die Schurwaldstraße“, sagt die Apothekerin. Allerdings hat sie viele Kunden aus dem nahe gelegenen Teil von Wangen im Bereich Jägerhalde. „Viele gehen hier zum Arzt und kommen dann auch zu uns.“ Die müssten bei einer Sperrung der Durchfahrt den Umweg über die Talstraße machen. Aber ob sie dann noch kommen würden?

„Auf den Cap-Markt könnte das durchaus negative Auswirkungen haben“, sagt dagegen Jörg Moosmann, der im Sozialunternehmen Neue Arbeit die Abteilung CAP-Lebensmittelmärkte leitet. „Wir haben zwar keine Kundenbefragung dazu gemacht, aber durch die Parkmöglichkeiten direkt vor dem Markt und auch beim nahen Spielplatz haben wir ein relativ großes Kundenkontingent, das mit dem Auto kommt.“ Moosmann spricht von einer Sackgassen-Situation, die durch eine Schließung der Zufahrt entstehen würde. „Ich fände das für uns nicht förderlich, es sollte offen bleiben.“

Zeitweise Sperrung vorgeschlagen

Der Vorsitzende des Handels- und Gewerbevereins Stuttgart-Ost (HGV), Thomas Rudolph, ist ein strikter Gegner einer Schließung der Zufahrt. Er sagt, dass bei einer Schließung vor allem auch die vielen Handwerker aus dem Stuttgarter Osten, die beispielsweise in Wangen oder Hedelfingen Aufträge hätten, Probleme bekommen würden. Diese müssten dann bei der Rückfahrt zu weiteren Kunden etwa in Gaisburg weitere Wege fahren, bezahlen müssten das die Kunden. Er schlägt dagegen vor, vormittags den Weg von Gaisburg vorbei an den Waldheimen hinauf auf die Waldebene Ost – von dort geht es weiter zur Mittleren Filderstraße – für die Durchfahrt zu sperren. Seiner Meinung nach würden dadurch viele Pendler davon abgehalten, durch Gaisburg zu fahren.

Die Apothekerin Kirsten Vogel hat noch einen ganz anderen Vorschlag: Sie würde die Zufahrt von Wangen zwar offen lassen, aber dann die Einfahrt das Pendlerverkehrs in die Schurwaldstraße verhindern, zum Beispiel durch eine Einbahnstraßenregelung dort. Dann müsste der Durchgangsverkehr über die Landhausstraße rollen, auch an der dortigen Apotheke, dem Cap-Markt oder dem benachbarten Obst- und Gemüsehändler Caliskan, bei dem es auch Blumen, Pizza und Döner gibt, vorbei. Vielleicht würde dort ja dann der eine oder andere Pendler auch einkaufen.