Neue Einzelhändler in Schorndorfs Innenstadt erhalten eine finanzielle Förderung durch die Stadt. Diese erhofft sich davon nicht nur die Beseitigung von Leerständen, sondern auch einige positive Nebeneffekte.

Schorndorf - Wer Omas altes Kaffeeservice beim letzten Polterabend schwungvoll entsorgt hat, könnte sich darüber ärgern, wenn er sieht, was Ina Bühler mit solchen Erbstücken macht. Aus Porzellantassen und -tellern stellt sie schicke Etagere her. Ausgediente Gabeln werden zu Kartenhaltern gebogen, Stirnbänder aus Kuscheldecken genäht, Tennisschläger werden zu Pinnwänden, Schallplatten zu Aufbewahrungskisten.

 

Im Juni hat Ina Bühler ihr Upcycling-Atelier „Inubu“ in der Schorndorfer Kirchgasse eröffnet. Rund 80 Prozent der Waren stammen aus ihrer Hand, der Rest ist von befreundeten Künstlern. „Es lief gut an, ich habe gemerkt, dass Gartenschau ist“, erzählt die gelernte Maßschneiderin von ihrem Start. Mittlerweile kommt immerhin die Ladenmiete durch den Verkauf ihrer Produkte wieder rein, viel mehr ist es allerdings noch nicht. Umso mehr freut sich Ina Bühler über die Starthilfe der Stadt Schorndorf. Diese gibt es bereits seit zwei Jahren und soll gezielt den Einzelhandel in der Altstadt fördern.

Leerstände sind so gut wie verschwunden

Gewährt wird ein Mietzuschuss von 25 Prozent beziehungsweise maximal 250 Euro im Monat, und zwar über eine Laufzeit von 16 Monaten. Das Besondere ist dabei, dass es die Förderung ausschließlich für Neugründungen in der Innenstadt gibt. Ein ähnliches Projekt kennt der Einzelhandelsverband Baden-Württemberg nur von Pfullendorf (Kreis Sigmaringen). Man beobachte die Schorndorfer Idee mit Interesse und begrüße es, dass die Stadt aktiv werde, um Leerständen entgegen zu wirken, heißt es vom Verband.

Tatsächlich ist das eine Stoßrichtung des Förderprogramms. „Allerdings sind derzeit fast alle Leerstände weg. Schwierig ist es für kleinteilige Flächen, die sich nur für wenige Sachen gut eignen“, berichtet Lars Scheel von der städtischen Wirtschaftsförderung.

Er verspricht sich aus städtischer Sicht mehrere positive Nebeneffekte durch das Förderprogramm. „Zum einen können wir mit Neugründern direkt in Kontakt treten, sie kennenlernen“, sagt er. Zum anderen habe die Stadt ein Steuerungsinstrument für einen attraktiven Einzelhandelsmix. Dafür spricht die Mischung derjeniger, die bereits in den Genuss der Starthilfe kommen. Neben Ina Bühler ist das Alex Schenk mit seiner Laden-Galerie-Ideenwerkstatt „Feuer und Flamme“ sowie das erst im September eröffnete Streetwear-Geschäft „Skurril“.

Filialisten bekommen keine Starthilfe

Dieses gab es bis vor vier Jahren schon einmal in Schorndorf. Inhaber Kemal Öztopal hat dann vor zwei Jahren einen Laden in Winnenden eröffnet und wagt nun noch einmal einen Neuanfang in der Daimlerstadt. „Schorndorf hat mich immer interessiert“, sagt Öztopal, der in die ehemaligen Räume von Schuh Tausch gezogen ist. Filialisten kommen nicht in den Genuss der Starthilfe, „aber da zählen wir jemanden mit zwei Standorten noch nicht dazu.“ Auch Gastronomen sollen nicht gefördert werden.

Und wie finden die Protagonisten das Programm? „Das ist eine große Hilfe, vor allem weil die Förderung über eine lange Zeit geht“, sagt Ina Bühler und erzählt, dass es die Entscheidung für einen eigenen Laden noch leichter gemacht hätte, wenn sie bereits früher von dem finanziellen Zuschuss gewusst hätte.

Auch Alex Schenk ist froh um die Starthilfe und denkt, dass solche Läden wie das „Inubu“ oder seine Mischung aus Laden und Galerie eine Zukunft haben – weil sie eine besondere Geschichte zu erzählen hätten. „Man muss ein Thema finden, dass nicht im Internet funktioniert. Und ich glaube, die Kunden mögen es, wenn es nicht um Bedarfsdeckung geht, sondern darum, einzukaufen und etwas zu erleben“, sagt der Inhaber von „Feuer und Flamme“.