Das Schuhhaus Werdich („Shoe Town“) zieht sich aus der Königstraße in der Stuttgarter Innenstadt zurück. Das Familienunternehmen muss den Laden schließen.

Stuttgart - Das Schuhhaus Werdich („Shoe Town“) in der Königstraße 37 schließt seine Filiale. Zum 31. Juli ist Schluss. Hintergrund ist die stark ansteigende Miete. „Ich kann unseren Vermieter verstehen“, sagt Friedrich Werdich, Inhaber des 124-jährigen Familienbetriebs aus dem Allgäu, „es ist für ihn wirtschaftlicher, auf den unteren zwei Etagen an ein Burger-Restaurant zu vermieten und darüber Büroflächen zu entwickeln.“ Die Filiale in der Königstraße ist die größte von 40 Filialen des Mittelständlers in Baden-Württemberg. Auf der Königstraße verkaufte Werdich seit 15 Jahren Schuhe. Davon, dass auch andere Filialen in der Region Stuttgart geschlossen werden sollen, ist keine Rede. Auch eine Schließung der Filiale im Gerber steht demnach nicht im Raum.

 

„Mietpreise sind einfach brutal“

Insbesondere die Innenstädte mit ihren hohen Mietpreise würden für Einzelhändler immer unattraktiver, sagt Werdich: „Sogar die Großen wie Zara und H&M, die auch selbst produzieren, tun sich immer schwerer und ziehen sich zurück.“ Im Standort Stuttgart stecke für Werdich „viel Herzblut“. Daher sucht er seit Längerem mach einer neuen Fläche. „Aber die Mietpreise sind einfach brutal, daher haben wir noch kein passendes neues Objekt gefunden.“ Glücklicherweise habe sein Unternehmen „viele Objekte in eigenem Besitz, sodass wir von dieser Entwicklung einigermaßen unabhängig sind“. Die Spitzenmieten auf der Königstraße liegen derzeit bei 270 Euro pro Quadratmeter.

Als Mitverursacher dieser Mietpreisentwicklung in der Innenstadt machte der Unternehmer auch das Land Baden-Württemberg verantwortlich. „Die haben gerade in der Stadt ganz viele Büros. Das muss man mir mal erklären, warum die in der City sein müssen.“ Hinzu komme, „dass das Land bereit ist, fast jeden Preis zu zahlen“. Dies wiederum wirke sich preistreibend aus.

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Der Büroflächenumsatz in Stuttgart ist gegenüber dem Vorjahr und dem Durchschnittswert der letzten zehn Jahre deutlich zurückgegangen. Das Flächenangebot hat sich reduziert, große Mietabschlüsse und Neubauten können nicht verzeichnet werden. Die Leerstandsquote liegt laut dem Immobilienhändler Collier bei 2,3 Prozent.

Citymanager Sven Hahn sieht die Entwicklung in der Innenstadt realistisch: „Erstens steckt hinter jeder Schließung eine individuelle Geschichte. Zweitens kann man keinem Vermieter vorschreiben, welche Miete er verlangen darf.“ In diesem Sinne schob Hahn auch jeden Gedanken an einen staatlichen Eingriff einen Riegel vor: „Ein Mietpreisdeckel für das Gewerbe sehe ich nicht als ratsam an. In so einem Falle würde keiner mehr investieren.“ Das einzige, was bliebe, sei „sich von den Eigentümern zu wünschen, dass sie bei ihren Vermietungen an das Quartier denken und danach schauen, was in die Nachbarschaft passt“.

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Insgesamt zieht Hahn ein nüchternes Fazit: „Ich fürchte, in dieser Richtung wird sich in der Stadt noch einiges tun. Denn die Rahmenbedingungen sind sehr stark im Wandel.“

Immerhin eine gute Nachricht kann Friedrich Werdich am Ende doch verkünden: Keinem Mitarbeiter musste gekündigt werden. „Bis jene Mitarbeiter, die sich selbst nach einem anderen Arbeitsplatz umgeschaut haben, bekommen alle in anderen Filialen unter.“