Rund 2000 Befragte stellen der Innenstadt im Rahmen einer Studie ein gutes Zeugnis aus. Dennoch gibt es Verbesserungspotenzial.

Der Ruf der Stuttgarter Innenstadt ist bei den Besuchern besser als gedacht. Die Studie „Vitale Innenstädte 2022“ stellt dem Stadtzentrum ein gutes Zeugnis aus. Das Institut für Handelsforschung (IFH) Köln führt die Studie seit 2014 alle zwei Jahre durch. Dieses Mal wurden in 111 Innenstädten in Deutschland rund 69 000 Menschen interviewt – darunter auch etwa 2000 Besucher in Stuttgart. Sie bewerteten die Gesamtattraktivität der Innenstadt mit der Note 2,2. Damit liegt die Landeshauptstadt über dem bundesweiten Durchschnitt (2,4).

 

„Im Vergleich zu den Ergebnissen aus dem Jahr 2020 sind keine Vierer mehr im Zeugnis zu finden“, freute sich Citymanager Sven Hahn am Freitag bei der Vorstellung der aktuellen Studie. „Wir ruhen uns auf diesen guten Zahlen aber sicherlich nicht aus. Vor dem Komma darf gerne auch mal eine Eins stehen.“ Aktuell zeige viermal die Note 3 noch die eine oder andere Baustelle auf. Die Themen Autofreundlichkeit, Parkmöglichkeiten, Fahrradfreundlichkeit und Grünflächen/Stadtbegrünung wurden von den Befragten nur mit „befriedigend“ bewertet.

Das Mobilitätskonzept muss überarbeitet und verbessert werden

Auch die Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart, Susanne Herre, ist aufgrund der neuesten Ergebnisse erst einmal frohen Mutes: „Die Studie hat es bestätigt: Stuttgart ist eine tolle und lebenswerte Stadt.“ Allerdings sieht auch sie an einigen Stellen noch Handlungsbedarf. Der Rückgang externer Besucher von 44 Prozent (Jahr 2020) auf 36 Prozent dürfe nicht unterschätzt werden. „Die Gründe dafür sind vielfältig. Aber sicherlich spielt die Erreichbarkeit der Innenstadt eine Rolle“, sagt Herre. Das Mobilitätskonzept zu verbessern sei eine wichtige Hausaufgabe. „Dazu gehört aber auch, die Innenstadt zu einer Wohlfühlzone weiterzuentwickeln, in der die Besucher eine abwechslungsreiche Mischung aus Handel, Gastronomie und Sightseeing-Möglichkeiten finden. Das ist nicht nur für die Stuttgarter und die Menschen aus dem Umland wichtig, sondern auch für die Unternehmen, die den Fachkräften ein attraktives Umfeld bieten wollen.“

Das Haus des Tourismus soll im Sommer 2024 eröffnen

Wie wichtig zum Beispiel der Einzelhandel für die Belebung der Innenstadt ist, zeigt die Studie ebenfalls auf. 71 Prozent der Befragten in Stuttgart gab an, wegen des Einkaufens und Bummelns ins Zentrum gekommen zu sein. Auf Platz zwei ist die Gastronomie zu finden (46 Prozent), gefolgt vom Freizeit- und Kulturangebot (21 Prozent). „In Anbetracht der Tatsache, dass Handel, Gastronomie und Kultur die schwierigste Zeit seit vielen Jahrzehnten zu überstehen haben, sind die Ergebnisse mehr als bemerkenswert“, sagt Hahn. „Die Studie zeigt, dass sie die zentralen Bausteine einer vielfältigen, lebendigen und wirtschaftlich gesunden Stadt sind. Die Ergebnisse sprechen auch für die außergewöhnlich gute Arbeit, die hier geleistet wird.“ Um die Themen, die vor der Türe der einzelnen Protagonisten stattfänden, könne und müsse man sich weiter kümmern. „Wenn es um die Frequenz der Kundenströme geht, können wir etwas machen“, betont auch Susanne Herre. Wenn es allerdings um strukturelle Probleme wie Mietpreise, Genehmigungs- und Verwaltungsverfahren gehe, könne man nur an die Verantwortlichen appellieren. „Wir können bei allen Problemen helfen und unterstützen“, ergänzt der Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung, Bernhard Grieb. „Wir sind definitiv auf einem guten Weg.“ An vielen Stellen habe sich schon etwas getan – wie in der Calwer Passage, im Dorotheenquartier oder rund ums Stuttgarter Rathaus. Auch die Stuttgart-Marketing GmbH leiste ihren Beitrag, wie Geschäftsführer Armin Dellnitz ergänzte. Projekte wie öffentliches W-Lan, Weihnachtsbeleuchtung, Gästeführungen sowie die Hop-on-hop-off-Busse würden zu einer attraktiven Innenstadt beitragen. Aktuell stünden noch weitere Projekte in den Startlöchern – wie zum Beispiel das Haus des Tourismus am Marktplatz. „In den nächsten vier Wochen soll das ehemalige Kaufhaus Breitling abgerissen werden. Bei einer Bauzeit von zwölf bis 14 Monaten gehen wir von einer Eröffnung im Sommer 2024 aus“, sagt Dellnitz. Zudem befinde sich aktuell ein digitales Fußgängerleitsystem am Schlossplatz in einer Testphase. In der zweiten Märzhälfte müsse da noch einmal nachgebessert werden, damit es so funktioniere, wie es angedacht war.

Die Kräfte in Stuttgart werden gebündelt

„In Stuttgart gibt es viele Kräfte, die sich nicht nur auf ihren eigenen ursprünglichen Auftrag konzentrieren, sondern versuchen, Mitstreiter zu gewinnen, um noch mehr bewegen zu können“, sagte Sven Hahn. Es sei auch niemand gezwungen worden, sich an der Studie des IFH Köln zu beteiligen und diese zu finanzieren. Aber sie habe auf jeden Fall einen Mehrwert – auch, um einige Debatten zu versachlichen „und um Gefühle mit Zahlen und Fakten zu hinterlegen“, wie Bernhard Grieb sagte.

Die Studie wurde erstmals 2020 von der City-Initiative Stuttgart in Kooperation mit der städtischen Wirtschaftsförderung, der IHK Region Stuttgart und der Stuttgart-Marketing GmbH in Auftrag gegeben. In diesem Jahr konnte zusätzlich der Verein Pro Stuttgart als Partner gewonnen werden. Die Studie soll unter anderem einen Vergleich mit anderen Standorten und Metropolen ermöglichen.

Die gesamte Studie ist im Internet unter www.stuttgart.de/innenstadt zu finden.