Kleine Geschäfte haben es heutzutage oft schwer. Möhringer Ladenbesitzer verraten, was im Ortszentrum passieren müsste, damit mehr Menschen auch in den Randbezirken einkaufen gehen.

Möhringen - Er weiß selbst nicht warum, aber der Laden brummt. Wolfgang Gesslers Modegeschäft zieht nach wie vor zahlreiche Kunden an – trotz des Internets als Konkurrenz, schwindender Parkplätze im Ortskern und mangelnder Anziehungspunkte für Kunden. „Ich hätte schon längst aufgehört, wenn es nicht laufen würde, aber die Kunden würden mich lynchen“, sagt Wolfgang Gessler.

 

In seinem Laden an der Filderbahnstraße verkauft der Möhringer Mode für Männer – ein Geschäft, das sich heutzutage immer mehr ins Internet verlagert. „Ich wundere mich selbst manchmal, warum der Laden so gut läuft“, sagt er, „vielleicht ist es die individuelle Beratung“. Einer seiner Kunden sagt, er wolle mit dem Einkauf bei Gessler die Geschäfte vor Ort unterstützen. „Natürlich kann ich da alleine nichts bewegen, aber ich kann meinen Teil dazu beitragen“, meint er.

„Nur noch Ärzte, Döner und Friseure“

Das wollen viele, die in Möhringen einkaufen gehen. Zu viele Geschäfte mussten bereits schließen, „die Filderbahnstraße besteht eigentlich nur noch aus Ärzten, Dönern und Friseuren“, meint Friederike Marschall vom Schuh- und Modeladen Wolf. Besonders hart habe es sie getroffen, als die Drogerie gegenüber von ihrem Geschäft im Jahr 2015 geschlossen hat. Seitdem habe sie deutlich weniger Kunden. „Das war einfach ein Laden, der Laufkundschaft gebracht hat“, sagt sie. Laut Marschall braucht Möhringen wieder solche Anziehungspunkte, damit die Kunden auch in die kleineren Geschäfte gehen. „Die Verschönerung der Filderbahnstraße ist ein guter Schritt“, sagt sie.

Die neuen Fahrradständer hätten allerdings ihrer Meinung nach nicht unbedingt sein müssen. „Ich hätte mir lieber ein paar Bänke gewünscht, damit eine Kommunikationszone entsteht“, sagt Marschall. Das sei heutzutage wichtig: den Kunden ein gutes Gefühl in einer angenehmen Atmosphäre schaffen. „Vor allem im Modebereich geht es eigentlich nur noch ums Gefühl“, sagt sie. Eine gute Mischung der Geschäfte sei natürlich auch wichtig. „Aber die fehlt in Möhringen definitiv“, sagt Marschall.

Stadtteilzentren als Ruhepol

Ganz anders sieht das eine Kundin des Buchladens und Schreibwarengeschäfts Ebert: „Wir haben in Möhringen eigentlich alles vor Ort, ich kann mich nicht beklagen“, sagt die Frau. Sie werde überall freundlich bedient und sei zufrieden, wenn alles so bleibt, wie es jetzt ist. Der Chef des Schreibwarenladens selbst kann sich zumindest über fehlende Kundschaft nicht beklagen. Er hat kaum Zeit für ein Interview, immer wieder muss er weg, um den nächsten Kunden zu bedienen.

Bücher, Druckerpapier, Geschenkkarten – der Laden von Uwe Ebert läuft. Er führt das Geschäft nun schon in der dritten Generation und weiß, wie sich die Filderbahnstraße in den vergangenen Jahren verändert hat. „Nicht immer zum Guten“, sagt er. Zum Beispiel sei die Mauer gegenüber seines Geschäfts nicht immer da gewesen. Früher habe man dort direkt in den Spitalhof hineinsehen können. „Es war besser, als das offen war, der Spitalhof ist so ein schöner Platz“, sagt Ebert. In einem Punkt sind sich alle einig: Neben einem guten Branchenmix und Anziehungspunkten für Kunden kommt es darauf an, dass sich die Menschen wohlfühlen. „Die große Chance von Stadtteilen ist es, ein Ruhepol für die Leute zu werden“, sagt Wolfgang Gessler. Dazu gehörten auch weniger Autos und weniger Hektik. So könnten Stadtteilzentren Kunden locken.

Noch fehlen die neuen Parkscheinautomaten

Den Wunsch nach weniger Autos könnte der Umbau der Filderbahnstraße zumindest teilweise erfüllen; die Fahrbahn wird verengt, die Gehwege werden verbreitert. Mit einer Art Boulevard soll die Straße fußgängerfreundlicher werden. Parkplätze gibt es fast genauso viele wie bisher. Sie sind auch bereits eingezeichnet, ebenso sind die Schilder aufgestellt, auf denen zu lesen ist, dass die Fahrer einen Parkschein am Automaten lösen müssen. Die Automaten allerdings fehlen noch. Bei deren Fundamenten seien Fehler gemacht worden, sagt Roland Kurz vom Tiefbauamt. Erst, wenn diese ausgebessert seien, können die Automaten aufgestellt werden.

Wann das der Fall sein wird, kann Roland Kurz zum derzeitigen Zeitpunkt nicht sagen. „Die umsetzenden Firmen kommen jetzt erst aus der Weihnachtspause zurück, wir müssen erst Kontakt mit ihnen aufnehmen.“ Kurz hofft, dass die Parkscheinautomaten bald da sind. „Ansonsten werden wir die Schilder erst einmal durchstreichen, die auf die Automaten hinweisen. Dann können die Autofahrer die Parkplätze nutzen, ohne einen Parkschein zu lösen“, sagt der Mann vom Tiefbauamt.