Der BDS-Vorsitzende Matthias Filbinger nennt nun konkrete Zahlen. Der Vorsitzende des Verbunds Vaihinger Fachgeschäfte, Jörg Schrempf, weist die Vorwürfe zurück. Wir haben mit beiden Vereinen gesprochen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Der Bund der Selbständigen (BDS) ist zum 30. Juni aus dem Studydeal ausgestiegen. Bei dem Projekt geht es darum, die Kaufkraft von Studenten an den Stadtbezirk zu binden. Der BDS-Vorsitzende Matthias Filbinger wirft dem Verbund Vaihinger Fachgeschäfte (VVF) vor, Geld unwirtschaftlich ausgegeben zu haben. Der BDS hatte vom VVF eine Kostenaufstellung gefordert und war zu dem Ergebnis gekommen, dass man einige Posten auch deutlich günstiger hätte haben können. So formulierte es der BDS-Vorsitzende Matthias Filbinger vor wenigen Tagen gegenüber unserer Zeitung. Zwischen den Zeilen wurde klar, dass es um den VVF-Sprecher Ingo Vögele geht. Dessen Unternehmensberatung modus vm verwaltet und vermarktet den Studydeal und soll für einzelne Dienstleistungen zu hohe Preise abgerechnet haben.

 

Der VVF-Vorsitzende Jörg Schrempf reagierte damals mit einer offiziellen Stellungnahme und schrieb: „Als klar war, dass das Projekt Studydeal starten würde, waren wir sehr froh, in unseren Reihen ein Mitgliedsunternehmen gefunden zu haben, das die Kompetenz mitbringt, solch ein Projekt zu realisieren, zu organisieren und hierfür das komplette wirtschaftliche Risiko zu übernehmen. Dieses Mitgliedsunternehmen genießt unser volles Vertrauen und wir freuen uns, dass dieses Unternehmen das Projekt auch weiterhin betreuen wird.“

Modus vm rechnet 80 Euro pro Stunde ab

Für den BDS ist die Sache damit aber noch nicht abgehakt. Filbinger schreibt in einer Mail an unsere Zeitung: „Der nach den inneren Unruhen im VVF neu gewählte VVF-Vorsitzende Jörg Schrempf ist über die Angelegenheit Studydeal nicht vollständig informiert, weshalb wir die Hintergründe und vor allem die relevanten Zahlen mitteilen.“ Bei der Überprüfung der vom VVF vorgelegten Abrechnung seien einige Positionen aufgefallen, welche Zweifel an einer wirtschaftlichen Abwicklung des Projektes aufkommen ließen. „So wurden die meisten Ausgaben von rund 25 000 Euro an eine Werbeagentur bezahlt, welche angeblich durch einen ‚Vorstandsbeschluss’ des VVF beauftragt wurde. Über einen solchen Beschluss war keiner der übrigen Projektpartner informiert worden.“

Diese Agentur habe dann Leistungen zu Stundensätzen von netto 80 Euro abgerechnet, welche von Studierenden oder Hilfskräften erheblich günstiger hätten geleistet werden können. Als Beispiel nennt Filbinger das Taschenpacken mit Informationsmaterial für Erstsemester. Ferner sei für die Teilnahme Vögeles an Presseterminen gleichfalls mit diesem Stundensatz abgerechnet worden, während die Mitglieder der Projektpartner BDS, Wirtschaftsförderung und Universität stets ehrenamtlich und kostenfrei mitgewirkt hätten.

Filbinger findet, dass es sinnvoller gewesen wäre, diese Leistungen auszuschreiben, sodass auch andere Unternehmen hätten profitieren können. Sein Fazit: „Dies können wir als BDS nicht mitverantworten und sehen hierin eine unwirtschaftliche und nicht dem Compliance-Codex entsprechende Mittelverwendung der in das Projekt geflossenen öffentlichen Zuschüsse, der Beiträge unserer Mitglieder und der Zuschüsse des BDS.“

BDS hätte ein Gegenangebot einholen können

An Schrempfs Haltung ändert diese Konkretisierung der Vorwürfe aber nichts. Er widerspreche entschieden, dass er als neuer VVF-Vorsitzender nicht umfassend informiert sei. Bereits kurz nach seiner Wahl sei das Thema auf den Tisch gekommen und er habe die Unterlagen eingesehen. „Schon vor dem offiziellen Beginn war klar, dass das Projekt Studydeal nicht allein ehrenamtlich gestemmt werden kann, sondern von einer professionellen Agentur betreut werden muss“, sagt Schrempf. Um die Transparenz sicherzustellen, habe modus vm im August 2012 eine Kalkulation vorgelegt. „Damals hätte der BDS ein Gegenangebot einholen können“, sagt Schrempf. Schon damals seien die Beteiligten von einer Unterdeckung von 3862 Euro ausgegangenen. „Modus vm hat das Risiko übernommen, um dieses von den beiden beteiligten Vereinen fernzuhalten.“

Auch die Stundensätze seien korrekt abgerechnet worden. „Die 80 Euro waren von modus vm ein Sonderpreis für das Projekt Studydeal“, betont Schrempf. In der von dem Unternehmen vorgelegten Kalkulation seien nicht alle Posten einzeln aufgeführt. So sei es beispielsweise nicht nur um das Packen von Werbetaschen gegangenen, sondern auch darum, das Material zu besorgen und drucken zu lassen. „Da war auch viel ehrenamtliche Arbeit dabei“, betont Schrempf. Und auch bei den Presseterminen sei es um mehr gegangen. Modus vm habe dafür Präsentationen erarbeitet und viel Zeit in die Vor- und Nachbereitung investiert. „Das wurde alles nicht eins zu eins abgerechnet.“ Schrempfs Fazit: „Wir gehen davon aus, dass die Vorwürfe des BDS haltlos sind.“ Für das Projekt Studydeal gebe es noch immer eine Unterdeckung von 1667 Euro zu Lasten von modus vm. „Insofern kann von einer Bereicherung nicht die Rede sein“, sagt Schrempf.