Der Inhaber beklagt deutlich weniger Einnahmen und konzentriert sich auf Renninger Stammhaus.

Leonberg - Eine Hiobsbotschaft für die Sportfans in der Region: Nachdem vor Kurzem erst der Weil der Städter Radsportladen Koch aufgegeben hat, schließt das Traditionsunternehmen Intersport Krauss seine Filiale in der Maybachstraße in Leonberg ebenfalls bald. „In den nächsten acht Wochen“ werde er den Betrieb zwischen Baby One und dem Fitness- und Reha-Zentrum Pro Vitess einstellen, erklärt der Geschäftsführer Alexander Krauss. „Das ist ein riesiger Einschnitt für uns.“

 

Als Grund nennt er im Gespräch mit unserer Zeitung einen Umsatzrückgang von 30 Prozent. „Es ist ein Bündel an Faktoren, das uns zu diesem traurigen Schritt zwingt“, erklärt Alexander Krauss.. „Ein Hauptgrund ist die Lage“, erklärt Krauss. „Wir sind einfach zu abseits von der stark frequentierten Römerstraße.“ Die Schließung des Möbelhauses Hofmeister vor zwei Jahren habe zudem die Laufkundschaft abgekappt: „Das haben wir vom einen Tag auf den anderen sofort gemerkt.“

Viele Kunden fahren direkt nach Renningen

Letztlich habe man sich offenbar selbst Konkurrenz gemacht. „Unser Stammgeschäft in Renningen ist seit 45 Jahren etabliert und hat ein größeres Angebot“, sagt Krauss. „Viele Kunden aus Leonberg, Gerlingen und anderen Städten sind direkt nach Renningen gefahren.“ Verhehlen will Krauss nicht, dass auch die Parksituation eine Rolle spielt. Viele der Kundenparkplätze würden von Unberechtigten genutzt.

Dass das Thema Parken bei dem Entschluss zur Filialaufgabe eine wichtige Rolle spielt, kann Dieter Waldmann nicht nachvollziehen. Der Inhaber des Gebäudes und Chef der Baby One GmbH verweist auf den Erfolg seines eigenen Geschäftes: „Unser Baby-One-Konzept ist voll aufgegangen“, erklärt Waldmann unserer Zeitung. „Wir haben eine hohe Kundenfrequenz.“ Und auch das Sport- und Reha-Zentrum laufe sehr gut, hat er beobachtet. „Das ist doch ein Vorteil für Herrn Krauss. Es ist genau seine Zielgruppe.“

Parkplätze beliebt bei Bosch-Mitarbeitern

Achim Weiss, der Inhaber von Pro Vitess, hat beobachtet, dass auch Bosch-Mitarbeiter ihren Wagen bisweilen auf dem Parkplatz vor dem Fitnessclub abstellen, „weil manchem der Weg ins benachbarte Bosch-Parkhaus wohl zu weit ist“. Die Bosch-Führung in Leonberg sei aber sehr kooperativ, der Werkschutz verweise zum Teil die eigenen Mitarbeiter vom Kundenparkplatz. „Wir profitieren extrem von Bosch, haben dort viele Mitglieder, die in der Mittagspause oder vor der Arbeit bei uns etwas für ihre Fitness tun.“

Diese hohe Frequenz an potenziellen Kunden müsse sich doch auch für ein Sportgeschäft positiv auswirken, findet Weiss. Die Krauss-Mitarbeiter hätten eben dafür sorgen müssen, dass die fünf eigenen Parkmöglichkeiten direkt vor dem Sportgeschäft nicht von Unberechtigten genutzt werden und hätten notfalls Fremde abweisen sollen. „Das haben wir auch schon gemacht“, sagt Achim Weiss. Dem entgegnet Alexander Krauss: „Da hätten wir ja jeden Tag abschleppen lassen müssen.“

Erst vor zweieinhalb Jahren eröffnet

Der Unternehmer Krauss, der noch ein weiteres Sportfachgeschäft in Renningen betreibt, war erst vor zweieinhalb Jahren mit Verve in den Neubau in der Maybachstraße 4 gezogen und hatte dort, wo einst der Musikclub Uhlenspiegel, das legendäre „Bräu“, den Mittelpunkt der Leonberger Jugend-Kultur bildete, einiges investiert. Als Dieter Waldmann ebendort für 6,5 Millionen Euro im September 2016 einen Neubau eröffnete, um das Stammhaus für seine sieben Baby-One-Filialen in der Region anzusiedeln, war Krauss gleich Feuer und Flamme.

Er erfüllte sich damit den lang gehegten Wunsch, in Leonberg eine Filiale zu eröffnen und zog als Mieter ein. „Das ist für uns ein Stück Standortsicherung im Altkreis“, hatte Krauss damals erklärt. „Wir haben schon jetzt sehr viele Neukunden aus Leonberg. Deshalb werden wir in der Maybachstraße unser komplettes Sortiment anbieten.“ Der Stammsitz im Renninger Gewerbegebiet am Bahnhof bleibe freilich erhalten.

Erfolgreich beim LKZ-Kundenstar

Das hat sich natürlich auch unter den neuen Vorzeichen nicht geändert. Denn gleichzeitig hat Alexander Krauss nach eigenem Bekunden im Renninger Stammhaus etliche Kunden aus Leonberg begrüßt, die die Park- und Einkaufssituation dort derart schätzen, dass sie die paar Kilometer mehr gern in Kauf nahmen. Noch bei der LKZ-Kundenstar-Aktion, bei der die Leser ihre Lieblinge unter den Fachgeschäften in Leonberg und Umgebung benennen konnten, war Intersport Krauss zusammen mit dem Brauhaus Sacher sowie Wohn- und Tischkultur Ziegler unter den drei Siegern und hatte extrem hohe Zustimmungswerte erhalten. Mit bester Qualität, Kompetenz und Service hob sich das Fachgeschäft von den gesichtslosen Internetanbietern ab.

Der Hauseigentümer Waldmann ist von seinem Standort, der durch die Eröffnung des naheliegenden neuen Rewe-Marktes an zusätzlicher Attraktivität gewonnen hat, voll überzeugt: „Der Erfolg meines eigenen Geschäftes und von Pro Vitess belegt das. Sonst würde sich die Parksituation auf unsere Umsätze negativ auswirken.“

Gespräche mit potenziellem Nachmieter

Mit einem potenziellen Nachmieter ist Dieter Waldmann in konkreten Verhandlungen. Das freut auch den städtischen Wirtschaftsförderer. „Wir hoffen, dass zügig ein Nachfolger gefunden wird“, sagt Benjamin Schweizer. Er finde es schade, dass Krauss den Standort verlasse, gebe es doch für den Einzelhändler nach seinem Dafürhalten in der Nähe zum Fitnessclub ein symbiotisches Miteinander. Und der Standort an sich sei ja gerade für „Kofferraumkunden“ sehr attraktiv.