The Roots sind viel mehr als Jimmy Fallons Hausband – und die Show in Berlin kann das beweisen: Bilder, Setlist und Kritik vom Auftritt in der Uber Eats Music Hall.
Der Mann der sich Black Thought nennt, hat viel zu erzählen. Über Gott und die Welt, das Lieben, Leben und Sterben und davon, dass die ganze Welt seinen Namen kennen sollte. In Songs, die „Dynamite!“, „Stay Cool“ oder „Here I Come“ heißen, ist es nicht leicht, dem Schnellsprech-Gedankenstrom zu folgen, den er auf der Bühne der Uber Eats Music Hall unruhig hin- und herlaufend auf das Publikum loslässt, als ob er nie Atem holen müsste. Immer wieder bleiben aber Satzfetzen hängen, etwa als die Band um ihn herum für ein paar Sekunden still wird, während er rappt: „Hip-Hop hasn’t left yet!“ Hip-Hop hat uns noch nicht verlassen!
„Tonight Show“ mit Jimmy Fallon
Deutschland ist im US-Late-Night-Show-Fieber. Gerade erst ist Trevor Noah, der Jon Stewarts Nachfolger in der „Daily Show“ bei Comedy Central ist, zweimal in Stuttgart und Berlin aufgetreten. Dann geben The Roots, vielen vor allem bekannt als Hausband in Jimmy Fallons „Tonight Show“ bei NBC, am Montag dieses sensationelle Konzert in der Uber Eats Music Hall in Berlin.
Legendär sind in der „Tonight Show“ zum Beispiel die Musikeinlagen, bei denen The Roots mit Spielzeuginstrumenten Stars bei Gastauftritten begleiten: zum Beispiel Adele bei „Hello“, Metallica bei „Enter Sandman“ oder Madonna bei „Music“. Kindertröten kommen am Montag beim rund zweistündigen Auftritt der Band aus Philadelphia zwar nicht zum Einsatz, dafür aber ein Sousaphon. Tuba Gooding Jr. nennt sich der Mann, der meistens vorne rechts an der Bühne mit seinem schweren Instrument, das ein verdrehter Neffe der Tuba ist, herumhüpft und wunderbar tänzerische Brummtonmelodien hervorpresst, als wäre dies das Einfachste der Welt. Das soll Hip-Hop sein?
Hip-Hop aus einer anderen Zeit
Wer mit US-Gangster-Rap oder mit Deutschrappern wie Sido, Rin und Co., mit Produktionen zwischen Hyperpop und Autotune aufgewachsen ist, reibt sich bei dem spielwütenden Auftritt von The Roots die Augen. Diese Sorte Hip-Hop scheint aus einer anderen Zeit zu stammen. Tatsächlich ist der Ansatz der Band, die schon im Jahr 1987 von dem Rapper Black Thought (Tariq Trotter) und dem Schlagzeuger Questlove (Ahmir Khalib Thompson) gegründet wurde, herrlich altmodisch. Die zehn Menschen auf der Bühne verwandeln sich mal in eine Funk-, mal in eine Discocombo, und mal gibt es wie beim Jazz ausufernde Soloeinlagen am Keyboard, am Schlagzeug, an der Gitarre oder der Trompete.
Ein Auftritt voller Popzitate
Und nicht nur dem Schnellsprecher Black Thought ist bei diesem Konzert nicht immer leicht zu folgen. Hier gibt es ebenso Platz für den „Jungle Boogie“ von Kool & The Gang wie für die Gitarre aus Led Zeppelins „Immigrant Song“ oder den Bläser-Groove aus Curtis Mayfields „Move On Up“. Immer dann, wenn man glaubt, eine musikalische Anspielung entdeckt zu haben, ist die Band längst schon wieder ganz woanders, in diesem bizarren Mash-up-Konzert. Bevor der Auftritt mit kurios verfremdeten Versionen der Roots-Hits „You Got Me“ und „The Seed (2.0)“ zu Ende geht, lässt sich – wie bei Black Thoughts Gedankenstrom – nie ganz klar erkennen, wann ein Song zu Ende ist und wann ein neuer beginnt.
- Intro/ECK Pros
- Mind Made Up
- Jungle Boogie
- Soul Makossa
- Think Twice / Lookin’ at the Front Door
- The Realm
- Proceed
- What They Do
- The Next Movement
- Dynamite!
- Without a Doubt
- Stay Cool
- Love of My Life / Nautilus
- Double Trouble
- Clones
- Change Hustle
- Web / Dance Girl
- Rock Creek Park / Chameleon
- Here I Come
- Gimme Some More
- You Got Me / SpottieOttieDopaliscious
- The Seed (2.0) / Move On Up / Apache / M@W