Stuttgart - Die National Hockey League (NHL) aus Nordamerika hat vor Weihnachten die Olympia-Lustreise abgesagt: Aus der besten Eishockeyliga der Welt wird keiner zu den Winterspielen nach Peking fliegen, die NHL nutzt diese Zeit für Nachholpartien, weil die Terminnot wegen zahlreicher Corona-Zwangspausen der Clubs anders nicht zu beherrschen ist. Zudem herrscht bei einigen Profis die Angst vor Ansteckung. Nun ist die Absagewelle in der DEL angekommen und wäscht den Spielplan an vielen Stellen weiß.
Vier Teams befinden sich aktuell auf der Corona-Wartebank, die Iserlohn Roosters, Red Bull München, die Grizzlys Wolfsburg und die Steelers Bietigheim – zuvor waren schon etliche Begegnungen abgesagt worden. Die Steelers erwischte es am Samstag, das Match gegen die Krefeld Pinguine am Sonntag wurde gestrichen, nachdem das Gesundheitsamt Ludwigsburg den Großteil des Teams in Quarantäne beordert hatte – der Aufsteiger hatte keinen Torhüter mehr zur Verfügung. Zuvor hatte es bei Routinetests mehrere Coronafälle gegeben, wobei auch Profis betroffen sind, die geboostert sind. Die gute Nachricht für die Bietigheimer Fans: Wegen ihres Impfstatus können sich viele Spieler am Mittwoch freitesten und dann wieder am Spielbetrieb teilnehmen. „Der Plan ist“, sagt Geschäftsführer Volker Schoch, „dass wir bereits zum Spiel am Freitag bei den Augsburg Panthern wieder antreten. Derzeit spricht nichts dagegen.“
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Die schlechte Nachricht für alle Eishockeyfans aber lautet: Die Verunsicherung in der DEL sowie anderen Ligen Europas ist aufgrund der Coronalage so groß, dass darüber getuschelt wird, ob es nicht besser sei, das Olympiaturnier zu streichen. Noch erscheint dies unwahrscheinlich, auch weil nur das Internationale Olympische Komitee (IOC) das beschließen könnte. „Die Situation kann sich täglich ändern, das ist die Gefahr“, sagt Franz Reindl, „es ist ein dynamischer Prozess.“ Der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) ist auch Mitglied im Exekutivorgan des Weltverbandes IIHF, das Gremium versammelt sich am Donnerstag zum turnusmäßigen Treffen mit nationalen Verbänden und Ligenvertretern in Zürich. Als Topthema wird nun das Für und Wider des Olympiaturniers erörtert. „Wir denken nicht, dass etwas Großes passiert“, sagt Reindl, „es ist aber wichtig, dass man sich damit beschäftigt.“
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Anders als die NHL kann die DEL Olympia keinen Riegel vorschieben – es existieren Verträge zwischen Liga und DEB sowie internationale Regularien über die Abstellung von Profis zu den Nationalteams. In Deutschland können nur die Spieler persönlich angesichts von Bedenken absagen. „Es ist für die Spieler nicht der klassische Olympiaspaß. Die Nationalmannschaft sollte bestmöglich vertreten sein. Aber es ist für die Spieler ein Risiko“, sagt Gernot Tripcke, Geschäftsführer der DEL. Bislang, so berichtet Nationalspieler Marcel Noebels von den Eisbären Berlin, gebe es „den einen oder anderen, der aus persönlichen Gründen lieber nicht hinwill“, aber solche Stimmen seien die Minderheit: „Das ist Olympia, die größte Bühne, die es gibt.“
Es scheint wohl sicher, dass die DEL während der Winterspiele Nachholpartien terminiert, was bedeutet, dass ein Team mit vielen Olympiastartern geschwächt wäre – was einige Clubmanager verärgert, weil die Chancengleichheit genommen werde. Für die Steelers, die keinen Nationalspieler in ihren Reihen haben, nimmt Volker Schoch diesen Plan mit fatalistischer Gelassenheit hin. „Das alles ist eben Teil des Geschäfts in Coronazeiten“, sagt der Bietigheimer.