Der Zweitliga-Meister aus Bietigheim-Bissingen verliert das Bieten um die DEL-Lizenz der Hannover Scorpions gegen die Schwenninger Wild Wings. Doch die Steelers sind hoffnungsvoll, den Aufstieg bald sportlich zu schaffen.

Stuttgart - Nach dem letzten Spiel dieser Saison sind die Bietigheim Steelers in einen besonderen Genuss gekommen. 4:3 gewannen sie vor gut drei Wochen bei den Schwenninger Wild Wings und feierten so in der Halle des großen Rivalen die Meisterschaft in der zweiten Eishockey-Bundesliga. Nun musste sich der Titelträger den Schwenningern doch noch geschlagen geben – im Duell um die Erstliga-Lizenz, die die Hannover Scorpions beiden Vereinen kürzlich angeboten hatten. Am Mittwoch erteilte der Scorpions-Manager Marco Stichnoth dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Steelers, Gerhard Kaufmann, eine Absage und informierte ihn, dass nun die Anwälte der Hannoveraner mit denen der Wild Wings finale Verhandlungen führen.

 

„Das ist extrem bitter“, sagt Kaufmann der StZ. „Wir hatten ein sauberes Angebot abgegeben und am vergangenen Freitag war ich noch guter Dinge. Aber dann hat Schwenningen wohl noch einmal nachgebessert.“ Für eine Lizenz der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) muss jeder Erstligist 800 000 Euro hinterlegen. Mehr als diesen Betrag wollten die Steelers den Hannoveranern nicht zahlen. Die Wild Wings haben nun offenbar fast das Doppelte geboten. „Es ist zweifellos ein Rückschlag für uns. Natürlich wollen wir in die DEL. Aber wir gehen keine finanziellen Abenteuer ein, um dahin zu kommen.“

Weil die Scorpions für dessen Clubeigner Günter Papenburg seit vielen Jahren ein großes Zuschussgeschäft sind, wandte er sich an die beiden Zweitligisten, die aufgrund ihrer modernen Arenen problemlos die Anforderungen der DEL erfüllen. „Bietigheim hat auch noch Interesse, aber wir verhandeln nur noch mit einer Partei“, sagte Papenburg. Bis morgen muss dabei eine definitive Entscheidung fallen. Dann endet die Frist, um die Lizenzunterlagen bei der DEL einzureichen. Danach müssen noch 75 Prozent der DEL-Gesellschafter der Vergabe zustimmen.

Seine Enttäuschung konnte Kaufmann nicht verbergen: „Es geht allein ums Geld. So ist das leider im Profisport.“ Wobei den Steelers-Aufsichtsratschef vor allem das Verhalten der Schwenninger grämt: „Sie haben sich nicht an die Abmachungen gehalten.“ Vor Beginn der Play-offs waren die teilnehmenden Zweitligisten übereingekommen: Sollte ein Erstligist eine DEL-Lizenz anbieten, darf zuerst der Meister verhandeln. Nur wenn der Titelträger sie nicht nimmt, könnten die anderen einsteigen. „Ich hoffe, unsere Fans sehen das nicht als Niederlage“, sagt Kaufmann. „Wir wollen wieder Meister werden und vielleicht in ein oder zwei Jahren aufsteigen.“

Die Hoffnungen darauf sind gar nicht so unberechtigt. Zwar ist die DEL derzeit noch eine geschlossene Liga, aber Anfang Mai haben viele Zweitligisten die DEL II gegründet. Sie wollen sich damit von der nächsten Saison an vom Deutschen Eishockey-Bund (DEB) lösen, unter dessen Dach die zweite Liga derzeit noch fungiert. In der aktuellen Konstellation mit DEL und DEB ist eine Auf- und Abstiegsregelung zwischen der ersten und zweiten Liga ausgeschlossen. Mit einer DEL II, die sich an die DEL andockt, würde dies wahrscheinlicher. Offenbar könnte es dann von 2015 an einen sportlichen Auf- und Abstieg geben.

„Das aktuelle System ist komplett im Umbruch. Wir müssen unter den Hut der DEL und nun die DEL II mit Leben füllen“, sagt der Steelers-Präsident Hans-Günther Neumann. Dafür warb er auch gestern bei einem Treffen der Zweitligisten mit dem DEB. Der Verband ist davon natürlich nicht begeistert und droht, die DEL II nicht anzuerkennen. „Wir müssen uns aber neu aufstellen, um eine sportliche Aufstiegsregel hinzubekommen“, betont Neumann. Daher sagt er trotz der verpassten DEL-Lizenz zu den mittelfristigen Erstliga-Perspektiven der Steelers: „Wir sind auf dem richtigen Weg.“