Eishockey-Oberliga Vor dem Start: Stuttgart Rebels zuversichtlich trotz offener Ausländerfrage
Nach zwei Schlusslicht-Spielzeiten soll es aufwärts gehen bei den Stuttgart Rebels – auch wegen drei anstatt wie bisher zwei Kontingentspielern.
Nach zwei Schlusslicht-Spielzeiten soll es aufwärts gehen bei den Stuttgart Rebels – auch wegen drei anstatt wie bisher zwei Kontingentspielern.
Wenn die Stuttgart Rebels an diesem Freitag mit der Partie beim EC Peiting in ihre dritte Oberliga-Saison starten, dann soll (endlich) alles besser werden. Konkret: Erfolgreicher sollen die Spieler von der Waldau werden, vor allem nicht mehr Dauergast am Tabellenende. Ein Problem haben die Stuttgarter vor dem Start aber noch: die Anzahl der Kontingentspieler.
Finanzen Auch in der zweiten Oberliga-Saison wurden die Rebels Letzter. Nun soll alles anders werden. Dabei liegt der Etat weiterhin bei rund 700 000 Euro. Wobei die Kosten für das Team um etwa 25 Prozent geringer geworden sind. Mehr Geld wurde indes in die Infrastruktur rund um die Mannschaft investiert. So ist sich der Geschäftsführer Roland Schmid dennoch sicher: „Eine billigere Mannschaft, aber mit mehr Qualität.“
Trainer Jahr zwei für Jan Melichar. Der 47-jährige Tscheche gilt als akribischer Arbeiter, der zuletzt alle Aufgaben des Coachings alleine übernommen hat. Nicht optimal. Nun wurde der Staff erweitert, die Aufgaben verteilt. Melichar kann sich auf das eigentliche Coaching konzentrieren. Anders als in der Vorsaison, war er auch an der Kaderplanung beteiligt, konnte ein Team entsprechend seiner Eishockey-Philosophie „basteln“.
Tor Mit drei neuen Schlussleuten starten die Rebels in die Runde. Als Stammtorhüter wurde Nick Jordan Vierrege vom Nord-Oberligisten Black Dragons Erfurt verpflichtet. Der 22-jährige 1,87 Meter große und 85 Kilogramm schwere Linksfänger hat beim Club aus Thüringen zuletzt 18 Spiele absolviert, verfügt über ein gutes Positionsspiel. Eric Eder (18), Förderspieler aus Mannheim, ist ein eher kleiner Torhüter mit starken Reflexen und einem Ziel: Über sein Engagement bei den Rebels möchte er das Ticket für die U-20-WM Ende Dezember lösen. In Stuttgart soll er 30 Prozent Einsatzzeiten bekommen. Der 19-jährige Raphael Rödel wurde für den Trainingsbetrieb verpflichtet, spielt mit Förderlizenz für den Regionalligisten Black Eagles Reutlingen.
Abwehr In den vergangenen beiden Jahren waren die Stuttgarter die Schießbude der Liga. Mutig, kampfstark und aggressiv anstatt passiv und zurückweisend soll nun die Devise in der Verteidigung heißen. Tugenden, die man vom Übersee-Eishockey kennt. Dementsprechend haben die Rebels in dem US-Amerikaner Dave Montgomery (Universität von North Dakota) und dem Deutsch-Kanadier Matteas Derraugh (Lake Forest Universitätsteam/Illinois) Akteure verpflichtet, in deren DNA diese Anforderungen stecken. Ersterer hat neben seinen körperlichen Fähigkeiten ein gutes Aufbauspiel und kennt auch den anderen Weg bestens: Er war auch schon Center. Derraugh, geboren in Berlin, gilt als Defensivallrounder, ebenfalls mit gutem Offensivspiel. Zudem soll der 35-jährige Toni Ritter (Lausitzer Füchse), mit jeder Menge DEL-Erfahrung ausgestattet, als Stabilisator in der Abwehr fungieren. Mit all seiner Routinier soll er die jungen Mitspieler unterstützen, ihnen helfen, sich weiter zu entwickeln.
Angriff Auch dort setzen die Stuttgart Rebels auf nordamerikanische Tugenden mit viel körperlicher Energie und Mut: Der 26-jährige Kanadier Reagan Poncelet kommt vom Briercrest College, der 22-jährige Deutsch-Kanadier Jayden Lammel spielte in der Ontario Senior Hockey League (OSHL). Laut dem sportlichen Leiter Matt Pistilli haben beide gute Hände und sind torgefährlich. Selbiges gelte für ihren Landsmann Alex Blais, der in den Top-Junioren-Ligen Kanadas für Furore sorgte. Nicht zu vergessen – Pistilli (zuletzt bester Punktesammler) selbst und Jannik Herm (zweitbester Punktesammler). Besagte Akteure sind für die erste und zweite Angriffsreihe vorgesehen und werden unterstützt von Florian und Fabian Renner, Daniel Pronin, Nico Geidl sowie Calvin Fischer plus Neuzugang Massimo Engel.
Ziel Der Rebels-Kader wurde ordentlich umgekrempelt, unter anderem mit besagten talentierten und hungrigen Spielern aus Übersee, die ihr Engagement beim Oberligisten als Chance sehen, um in Europa beziehungsweise Deutschland Fuß zu fassen. So stehen – mit den bisherigen – nun acht Übersee-Akteure im Aufgebot, teilweise mit deutschem Pass. Die Rebels spielen künftig mit drei anstatt wie bisher zwei Kontingentspielern. „Sie haben keine Angst, gehen mutig an die Sache, haben das Sieger-Gen in sich, spielen stets mit voller Power“, ist sich Pistilli sicher. Klar ist, nach zwei Pleitenspielzeiten muss nun der Turnaround erfolgen. Pistilli als auch Melichar haben den Kader nach ihren Wünschen zusammengestellt. Dementsprechend gelten keine Ausreden mehr, ein Aufschwung muss her – spielerisch, kämpferisch und vor allem tabellarisch. Das Erreichen der Pre-Playoffs darf dieses Mal nicht nur als Alibi ausgegeben, sondern muss auch tatsächlich erreicht werden.
Auftakt Zum Auftakt treten die Rebels an diesem Freitag (19.30 Uhr) beim Vorjahreszehnten EC Peiting an. Unklar ist noch, wer die maximal erlaubten drei Kontingentstellen (die dritte Ausländerstelle kostet 5000 Euro, die Summe geht an den Verband) besetzen wird. In Dane Montgomery (USA), Reagon Poncelot, Alex Blais, den die Rebels an diesem Dienstag nun fix unter Vertrag genommen haben, und Matt Pistilli (alle Kanada) stehen aber vier Ausländer im Team. Das kann sich bis Freitag noch ändern, muss sich aber nicht. Der sportliche Leiter und Stürmer Pistilli hat alle nötige Unterlagen für einen deutschen Pass seit längerem bei den Behörden eingereicht, aber noch keinen positiven Bescheid erhalten. Dementsprechend sagt er denn auch: „Ich warte täglich auf meinen deutschen Ausweis.“ Sollte dieser bis zum Anpfiff am Freitagabend nicht erteilt sein, muss Trainer Melichar einen der besagten Vier sozusagen auf die Zuschauertribüne „verbannen“. Wer das sein könnte, stehe laut Pistilli noch nicht fest. Der sportliche Leiter sieht der Saison aber zuversichtlich entgegen, auch wenn vier der fünf Testspiele – stets sehr knapp – verloren gingen. „Das Team hat in allen Partien gekämpft und bewiesen, dass es will. Das lässt auf eine gute Runde hoffen.“ Am Sonntag (17.30 Uhr) empfangen die Rebels auf der Waldau den Vorjahresvierten Memmingen Indians.
Abgänge: Jonas Gähr (EHC Neuwied/Central European Hockey League), Keanu Salmik (EV Lindau Islanders), Samuel Mantsch (Ice Fighters Leipzig), Adam Schusser (Bayreuth Tigers), David Makuzki (Ice Dragons Herford), Alex Samusev (Hannover Indians), Matthieu Tousignant, Mathias Vostarek (bei beiden Karriereende), Michael Brunner, Michael Fink, Maurice Müller, Sofiene Bräuner, Lukas Traub (bei allen Ziel unbekannt).
Trainer: Jan Melichar (seit August 2024)
Saisonziel: Tabellenplatz zehn – damit Qualifikation für die Pre-Play-offs (Platzierung in der vergangenen Saison: 13.)
Meistertipp: Heilbronner Falken.