Leon Draisaitl hat bei den Edmonton Oilers mittlerweile den Sprung vom Talent zum Jungstar gemeistert. Mit 30 Punkten liegt der 21-Jährige auf Rang elf der Scorerliste der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL.

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Edmonton/Stuttgart - Wenn Leon Draisaitl so weitermacht, wird er die Eishockey-Weltmeisterschaft 2017 verpassen. Denn der Nationalspieler glänzt in der nordamerikanischen Profiliga NHL zurzeit mehr denn je und hat maßgeblichen Anteil daran, dass die Edmonton Oilers der ersten Teilnahme an den Play-offs seit 2006 entgegensehen. Die Endrunde überschneidet sich jedoch mit der WM, die von 5. bis 21. Mai in Köln und Paris ausgetragen wird.

 

Der 21-Jährige, der vor seinem Umzug nach Übersee 2012 in der Jugend der Kölner Haie und bei den Mannheimer Jungadlern ausgebildet wurde, erfüllt so langsam die Prophezeiung. Ihm wird ja schon lange eine große Karriere vorausgesagt. Nicht umsonst verpflichteten die Edmonton Oilers ihn 2014 im Draft (Nachwuchsspielerauswahl) bereits an dritter Stelle – früher wurde noch nie ein Deutscher aufgerufen. Nach dem anschließenden Sprung vom kanadischen Nachwuchsteam Prince Albert Raiders in die NHL konnte Leon Draisaitl sich als Teenanger jedoch nicht auf Anhieb durchsetzen und wurde nach seinen ersten 37 NHL-Spielen mit neun Scorerpunkten in die Provinz zurückgeschickt.

Der deutsche Rekord von 56 NHL-Scorerpunkten in einer Saison wackelt

Doch seit dem Schritt zurück hat der 1,86 Meter große Mittelstürmer nur noch Fortschritte gemacht. Direkt nach der Rückberufung in den NHL-Kader der Oilers Ende Oktober 2015 erzielte er zwei Tore, ist mlerweile voll bei den Profis angittekommen und nicht mehr als Leistungsträger wegzudenken. „Er ist richtig gewachsen und hat sich prächtig entwickelt. Er ist sagenhaft, groß und stark, seine Übersicht herausragend. Er ist einfach ein selbstbewusster junger Mann“, sagt der Oilers-Trainer Todd McLellan über den Jungstar. „Ich bin beeindruckt von ihm, beeindruckt von seiner harten Arbeit. Er wird jeden Abend besser.“

Vergangene Saison erzielte der Sohn des früheren Nationalspielers Peter Draisaitl in 72 Partien bereits 19 Tore und lieferte 32 Vorlagen, was insgesamt 51 Scorerpunkte ergab. Und in dieser Runde ist er auf dem besten Wege, den deutschen Rekord von 56 Zählern in einer Spielzeit zu übertreffen, den bis jetzt Jochen Hecht und Marco Sturm halten. Denn nach 34 der 82 Begegnungen der regulären Saison kommt Leon Draisaitl schon auf 30 Scorerpunkte (14 Treffer/16 Assists) und belegt damit den elften Platz in der NHL-Scorerliste, vor vielen Spielern mit klangvollen Namen wie beispielsweise Alexander Owetschkin.

Acht seiner Tore markierte Leon Draisaitl in Überzahl und liegt damit ligaweit an der Spitze. „Ich bin sehr selbstbewusst. Der Puck scheint das zu machen, was ich will“, sagt der zweikampfstarke Torjäger. Bei den jüngsten 3:2-Siegen nach Verlängerung am Samstag gegen Tampa Lightning und am Montag bei den St. Louis Blues gelangen ihm jeweils zwei Scorerpunkte. Zwei Gelegenheiten bleiben jetzt noch vor Weihnachten, um die Erfolgsbilanz auszubauen: An diesem Mittwoch gastieren die Oilers bei den Arizona Coyotes um Tobias Rieder und am Freitag beim Vizemeister San Jose Sharks.

„Draisaitl ist der K.-o.-Schlag der Oilers“, schreibt eine kanadische Zeitung

Zurzeit läuft Leon Draisaitl wieder als Center auf, nachdem er zwischenzeitlich an der Seite von Conner McDavid auf dem rechten Flügel agiert hatte. Der erst 19-jährige Kanadier ist der große neue Star der NHL, er führt die Scorerliste mit 40 Punkten (12 Tore, 28 Vorlagen) an. Dank ihm und seinem deutschen Co-Star können die Edmonton Oilers mittelfristig womöglich wieder an die glorreichen Achtzigerjahre (fünf Meisterschaften) mit Wayne Gretzky und Mark Messier anknüpfen. „Draisaitl ist der K.-o.-Schlag der Oilers. McDavid weicht die Abwehr auf, der Deutsche vollendet“, heißt es über die beiden in der Zeitung „Winnipeg Free Press“.

„Wenn er über das Eis läuft, mit dieser Größe und seinem Geschick, ist das eine ziemliche Bedrohung für den Gegner“, sagt Conner McDavid über Leon Draisaitl. Der Kölner weiß seinen mittlerweile auf 97 Kilogramm hochgetrimmten Körper gekonnt zu seinem Vorteil einzusetzen und hat an Tempo sowie Variabilität dazugewonnen, das macht ihn so schwer zu stoppen. „Er hat mittlerweile einen sehr hohen Stellenwert in der Mannschaft eingenommen und dies in einer relativ kurzen Zeit“, sagt sein Trainer Todd McLellan. Und so liegt Leon Draisaitl nicht zuletzt dank seiner eigenen Fortschritte mit den Edmonton Oilers als Tabellensechster der Western Conference voll auf Play-off-Kurs – und auf Anti-WM-Kurs.