Es ist vollbracht: Im Eishockey gibt es den von den Fans geforderten Auf- und Abstieg – wenn auch erst in drei Jahren. Doch die Bietigheim Steelers stehen parat.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Bietigheim - Das Plakat über dem Eingang der Egetrans-Arena in Bietigheim ist nicht zu übersehen: „Die Steelers gratulieren der SG zum Aufstieg“, steht darauf zu lesen. Die Steelers sind der lokale Eishockey-Zweitligist, der den Sprung der Handballer in die Bundesliga würdigt, obwohl der Lokalrivale nur Zweiter in seiner Liga geworden ist. Verkehrte Welt des Sports. Auf der anderen Seite blieb dem SC Bietigheim-Bissingen als Zweitliga-Champion der Sprung ins Oberhaus DEL versagt. So wollen es die Regeln. Bisher.

 

Seit Langem ist die Auf- und Abstiegsregelung ein Zankapfel im deutschen Eishockey, weil sich die etablierten Clubs mit Händen und Füßen gegen eine zumindest in Europa alltägliche Durchlässigkeit gewehrt haben. Gleich zweimal wurde ein Antrag der Zweitligisten aus formalen Gründen abgeschmettert. Aller guten Dinge sind drei, nachdem sich beide Seiten auf einen Kompromiss geeinigt haben. Es wird wieder einen Aufsteiger geben, allerdings erst zur Saison 2021/22, also in drei Jahren. Der einzige Wermutstropfen.

Schoch kann mit Kompromiss leben

„So haben wir zwei Jahre Zeit gewonnen“, sagt Steelers-Geschäftsführer Volker Schoch, dessen Club zu den größten Verfechtern einer Verzahnung zählt, weil immer mehr Sponsoren kalte Füße bekamen und nicht mehr an eine sportliche Chance glaubten. Weshalb der Verein künftig noch wirtschaftlicher arbeiten will, um seinen Etat von drei Millionen Euro zu stemmen. Was nicht heißen soll, dass die Verantwortlichen um den neuen Trainer Hugo Boisvert locker an die Aufgabe rangehen. „Wir müssen auch dieses Jahr liefern“, weiß Schoch, weil nach sechs erfolgreichen Jahren unter Kevin Gaudet (jetzt Nürnberg) eine neue Ära anbricht. Nicht nur für die Steelers, fürs deutsche Eishockey.

DEL-Chef Gernot Tripcke war persönlich zum amtierenden Zweitligameister gekommen, um zu betonen: „Wir sind froh, dass die ewigen Diskussionen vorbei sind und es eine Regelung gibt.“ Die sieht vor, dass nach zwei Übergangsjahren die Saison 2020/21 zur Nagelprobe wird, in der der Meister aufsteigen kann – sofern er die Voraussetzungen erfüllt. Finanzieller Art (Bürgschaft von 816 000 Euro) sowie struktureller (Halle mit mindestens 4500 Plätzen). „Wir werden alles dafür tun, dass es daran nicht scheitert, falls wir uns sportlich qualifizieren“, betont Schoch. Aktuell erfüllen lediglich vier Zweitligisten die Forderungen: Neben den Steelers sind das Frankfurt, Kassel, Dresden. Also legt Tripcke Wert darauf, dass die Reform nachhaltig sein muss. Soll heißen: Mittelfristig wäre es schön, „wenn alle Zweitligisten fähig wären, in der DEL zu spielen“.

Ganz so weit ist es noch nicht, auch wenn die Clubs Zahlen sprechen lassen können. So wiesen die 14 Vereine zuletzt ein Etatvolumen von 36 Millionen Euro auf , also 2,5 Millionen im Schnitt. Und die Fischtown Pinguins Bremerhaven haben bewiesen, dass man oben durchaus mithalten kann, nachdem sie die Lizenz aus Hamburg gekauft hatten. Solche Quereinstiege sind Vergangenheit, in Deutschland gehören sportliche Lösungen zum Selbstverständnis der meisten Beteiligten. Die DEL ist eben nicht die NHL.

Olympia soll nachwirken

Die Eliteliga aus Nordamerika hat bei Olympia noch durch Abwesenheit geglänzt. Zum Glück für die Deutschen, die mit der Silbermedaille eine große Wirkung erzielt haben, wovon die Liga profitieren will. „Die Aufmerksamkeit für Eishockey und die Nationalmannschaft ist größer geworden“, sagt etwa Berlins Sportdirektor Stephane Richer. Ob das auch zu einer Wachablösung führt? Seit drei Jahren dominiert Red Bull München die Liga, doch jetzt zeigen auch die Adler Mannheim wieder ihre Flügel: „Es gibt einige Teams, die um den Titel mitreden wollen“, sagt der neue Coach Pavel Groß, „dazu gehören auch wir.“

Und die Steelers – eine Klasse tiefer. Schoch gibt als Ziel der Hauptrunde einen Platz unter den ersten vier aus, was in den Play-offs Heimrecht bedeuten würde. Mittelfristig lautet das Motto: up to the top. An die Spitze, damit die Handballer irgendwann auch zum Aufstieg gratulieren.