Zur Präsentation des von Schülern der Dr.-Engel- Realschule verfassten Buchs mit „Gedanken Jugendlicher über Gott und die Welt“ ist der Landesbischof Otfried July angereist und hat mit ihnen über ihr Werk und Glaubensfragen diskutiert.

Eislingen - Es sei auch für ihn etwas Besonderes, beim Schuljahresabschluss der Eislinger Dr.-Engel-Realschule zu sein und dort die Predigt zu halten, hat der evangelische Landesbischof Otfried July beim Gottesdienst in der Lutherkirche verkündet. „Geschenkte Zeit“ lautete das übegreifende Thema, zu dem der Bischof dann durchaus einige Worte zu sagen hatte – mit dem Wunsch an alle, diese Zeit gut zu nutzen: „Seid neugierig im Leben, dann werdet ihr viel Neues erkennen.“ Der Hauptgrund aber, aus dem sich der Landesbischof extra nach Eislingen aufgemacht hat, der war allerdings die im Anschluss an den Gottesdienst in der Schule organisierte Vorstellung des jüngsten Buches aus der Literatur-Werkstatt. Auch darin geht es um Zeit, diejenige, die unter anderem fürs Gebet bleibt. Der vielversprechende Titel der Sammlung von Gedanken von Jugendlichen über Gott und die Welt: „ . . . und manchmal braucht Gott Boxhandschuhe“.

 

Auch der Landesbischof denkt bisweilen ans Abreagieren

Nein, so haben die jungen Co-Autoren des von den Pädagogen Josef Önder und Dirk Schwarzenbolz herausgegeben Werks dem Landesbischof natürlich gleich klargemacht: Die Boxhandschuhe braucht der natürlich nicht um quasi mit Gewalt Glauben und Gefolgschaft einzutrichtern. Die Geduld, die gefragt ist mit den lieben Schäflein, die könnte aber doch möglicherweise des Öfteren derart strapaziert werden, dass Handschuhe und Boxsack zum Abreagieren dienlich sein könnten. Selbige Sportgeräte hingen denn auch bei der Präsentation als Deko im Foyer der Schule. Selbst der Landesbischof hat eingestanden, dass er schon über solches Equipment im Amtszimmer nachgedacht habe. Julys Einblick ins eher Private: „Die Schwiegertochter betreibt das als Hobby, das verstehe ich aber nicht so ganz.“

Zunächst überreichte der Landesbischof bei der Präsentation aber sechs der jugendlichen Mitautoren eine Urkunde ihrer Schule zum erfolgreiche Literaturwerkstatt-Projekt, anschließend stand er ihnen auf dem Podium Rede und Antwort. Wobei die Podiumsrunde beim Bericht über die persönlichen Eigenheiten und Erfahrungen beim Beten durchaus etwas vom glaubensbetonenden Charme eines Stuhlkreises in der Jungschar angenommen hat. Allerdings wurde dann auch deutlich, dass den jungen Leuten am Religionsunterricht gerade anderes auch gefällt. Die Vielfalt der Themen, offene Diskussionen und die Beschäftigung mit den Problemen der Welt.

Lobende Würdigung durch Bischöfe dreier verschiedener Kirchen

Im mit dem Lob dreier Bischöfe verschiedener Kirchen bedachten Band mit Gedanken zu Bibelstellen und Gebet bleiben einige Beiträge anonym. Da hätten, sagte Dirk Schwarzenborn, einzelne sehr tiefen Einblick in ihr Innenleben gegeben, sodass den Herausgebern deren Nennung nicht angezeigt erschien. Anders bei Maren (14), die sich mit dem Umgang mit anderen in Lukas 11, Vers neun und Zehn beschäftigt hat: „Diese Verse geben mir Hoffnung auf Nächstenliebe. Ich habe jeden Tag die Chance, etwas Gutes zu vollbringen. Diese Chance werde ich nutzen, dann werden die Menschen auch gut zu mir sein.“

Die inzwischen zehn Buchprojekte an der Realschule haben 2009 begonnen und wurden – wie ein regelmäßiger überkonfessioneller Gebetskreis – von Konrektor Josef Önder und Vertrauenslehrer Dirk Schwarzenbolz auf den Weg gebracht. Quasi mit durchschlagendem Erfolg haben sie Schüler zum selbst- oder mitschreiben motiviert. Auch ein weiteres von evangelischen, katholischen und orthodoxen Schülern mit verfasstes Buch ist entstanden. „Oh mein Gott!“ lautet dessen Titel mit der Unterzeile „Jugendliche beten – fromm, frei und herzerfrischend.“