Eine Bibel-Lesung in luftiger Höhe bescheren die Eislinger Christen ihren Mitbürgern in der bis Pfingsten dauernden Osterzeit – und noch viele andere Überraschungen.

Eislingen - Was haben der Sauerbrunnen in Eislingen Süd, der Turm der Liebfrauenkirche und das Bildstöckle beim Aussiedlerhof Maier gemeinsam? All diese Orte sind Schauplätze in der bis Pfingsten dauernden Osterzeit, an denen die katholischen und evangelischen Kirchengemeinden in Eislingen gemeinsam die Apostelgeschichte Kapitel für Kapitel an 51 Tagen zu Gehör bringen wollen.

 

Eine Bibel-Lesung in luftiger Höhe

Los geht es bei der feierlichen Ostervesper, die der katholische Pfarrer und Mitinitiator Bernhard Schmid am Ostersonntag in der Kirche Sankt Markus halten wird. Die Idee zu der Lesung, die ein bisschen wie ein Fortsetzungsroman funktioniert – hier halt live gelesen und mit geistlichem Inhalt versehen – habe ihm gleich gefallen, berichtet der Priester, während er eine Gästegruppe zu einem Fototermin auf den Turm der Liebfrauenkirche in der Eislinger Poststraße lotst, wo die Gruppe bereits vorab die atemberaubende Aussicht über die Stadt genießen darf. Ein Genuss, der auch auf die Besucher der 47. Lesung wartet, die die Gemeindeassistentin Katharina Pilz auf dieser Aussichtsplattform des Kirchturms für den 1. Juni um 6.30 Uhr in der Frühe vorgesehen hat und für den sie sich vor allem eins wünscht: strahlenden Sonnenschein.

„Wir müssen uns nach außen öffnen“, begründet Berta Eisele, eine weitere Vorleserin, die sich in der katholischen Gemeinde in der Jugendarbeit engagiert, ihre Teilnahme an dem Leseprojekt, bei dem sie gemeinsam mit ihrem Ehemann am 2. Mai abends um 17 Uhr am Sauerbrunnen Süd in der Poststraße zur Bibel greifen und vorlesen will, was der Apostel Philippus beim Zusammentreffen mit einem äthiopischen Kämmerer erlebt hat.

Der Brunnen war immer schon Kontaktbörse

Dass der Schauplatz am Brunnen sehr gut zu dem Bericht passt, bei dem es auch um das Thema Wasser im Zusammenhang mit einer Taufe geht, sei eher Zufall, berichtet Pfarrer Schmid. Jedenfalls lobt er den Brunnen als kommunikativen Ort, an dem sich die Eislinger von je her trafen, um beim Wasserzapfen gleich noch das Neueste aus dem Flecken auszutauschen. „Für mich ist das eine göttliche Fügung“, kommentiert Berta Eisele die nächste zufällige inhaltliche Übereinstimmung, bei der der Diakon Siegfried Riedmüller am 4. Mai, dem 19. Lesungstag, vor der Flüchtlingsunterkunft in der Industriestraße von der Flucht des Paulus aus Damaskus berichten wird.

Mit seiner Lesung wolle er aber auf keinen Fall bei den Geflüchteten missionieren, erklärt Riedmüller, der sich auch als ehrenamtlicher Sprachhelfer stark macht. Sein Beitrag richte sich vor allem an die hiesigen Christen. Den Ort vor der Flüchtlingsunterkunft habe er allerdings deshalb ausgewählt, „damit die Flüchtlinge spüren, dass sie hier angenommen werden“. Insgesamt betätigen sich rund 60 Frauen und Männer als Vorleser und das an ganz unterschiedlichen Orten und in vielfältigen Zusammenhängen, die von der klassischen Lesung im Gemeindehaus mit anschließendem Frühstück bis zum Leitertreffen reichen. Beteiligt sind auch Konfirmanden- und Ministrantengruppen, ein Kirchenchor und Religionspädagogen.

Auch die Fünftklässler aus der Schillerschule lesen mit

Wie zum Beispiel die bereits erwähnte Katharina Pilz, die mit den Fünftklässlern in der Schillerschule eine öffentliche Lesung anbieten möchte. Gemeinsam mit einem Pastoralteam hat sie bei den Vorbereitungen zu der Leseaktion mitgewirkt und war freudig überrascht, dass sich die Listen für die Mitwirkenden innerhalb von nur zehn Tagen über alle Gemeinden hinweg gefüllt haben. Gut möglich, dass eine ähnliche Aktion im Paulusjahr 2008 dafür den Boden bereitet hat, vermutet der Pastoralreferent Hariolf Hummel.

Mal wieder in der Bibel lesen

Aktion:
Für das gemeinsam Lesen in der Bibel werben die katholischen und evangelischen Kirchengemeinden Eislingen mit ihrem aktuellen Projekt zur Apostelgeschichte. Die Idee stammt von der Diözese Rottenburg-Stuttgart und steht im Zusammenhang mit dem übergeordneten Projekt „Kirche am Ort“. Es zielt darauf ab, Kirche an vielen Orten zu gestalten und die Lebenswirklichkeit der Menschen als Ausgangspunkt für kirchliches Handeln zu nutzen.

Termine
: Einen Einführungsabend zur Apostelgeschichte gibt es am Freitag, 21. April, von 19 Uhr an im Gemeindezentrum St. Markus. Auch der OB Klaus Heininger bietet eine Lesung an. Diese ist am Mittwoch, 3. Mai, von 18 Uhr an, im Großen Sitzungssaal des Rathauses. Die 51 Lesungen , die bis 30 zu Minuten dauern, finden statt vom 16. April bis 5. Juni. Wer keine eigene Bibel mitbringt, kann Textblätter erhalten. Alle Treffpunkte, die Akteure und die Bibelstellen stehen im Netz unter: https://stmarkus-liebfrauen-eislingen.drs.de.