Michael Vesper, Chef de Mission des deutschen Olympia-Teams in Sotschi, führte nach der jüngsten Kritik getrennt Gespräche mit den Eisschnellläuferinnen Claudia Pechstein und Stephanie Beckert - und "wir sind uns einig, dass es jetzt keine weiteren öffentlichen Auseinandersetzungen mehr geben soll".

Michael Vesper, Chef de Mission des deutschen Olympia-Teams in Sotschi, führte nach den jüngsten kritischen Äußerungen getrennt Gespräche mit den Eisschnellläuferinnen Claudia Pechstein und Stephanie Beckert - und "wir sind uns einig, dass jetzt Olympia im Vordergrund steht und es keine weiteren öffentlichen Auseinandersetzungen mehr geben soll".

 

Sotschi - Der Zoff im deutschen Eisschnelllauf-Lager eskaliert. Nach der erneuten Kritik von Team-Olympiasiegerin Stephanie Beckert an der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) schlug Verbandschef Gerd Heinze am Donnerstagmorgen in Sotschi unerwartet heftig zurück. „Stephanie Beckert ist offenbar nicht fähig, eine vernünftige Art des Umgangs mit uns zu pflegen“, erklärte Heinze der Nachrichtenagentur dpa.

Nach Krisengesprächen am Mittag verkündete Michael Vesper einen Burgfrieden. „Wir sind uns einig, dass jetzt Olympia im Vordergrund steht und es keine weiteren öffentlichen Auseinandersetzungen mehr geben soll“, sagte der Chef de Mission des deutschen Olympia-Teams, der zuvor mit Stephanie Beckert und Claudia Pechstein getrennte Gespräche geführt hatte. Die Vereinbarung soll zumindest bis zum Ende der Spiele halten und für Ruhe sorgen. „Das ist sicher die beste Lösung“, beruhigte sich daraufhin auch Heinze, der bei den Gesprächen nicht anwesend war.

Die sonst so schüchterne Beckert hatte zuvor der DESG erneut permanente Bevorzugung von Pechstein vorgeworfen und damit die ohnehin gereizte Stimmung weiter angeheizt. „Ich hatte mir in den letzten Monaten auf jeden Fall mehr Unterstützung vom Verband gewünscht. Die ist ausgeblieben, obwohl ich zu Beginn der Saison darum gebeten hatte“, sagte sie der Tageszeitung „Thüringer Allgemeine“. „Da wurde mir klipp und klar gesagt, dass das nicht ginge.“

Nach ihrem Training am Donnerstag sagte Beckert nichts mehr zum Dauerstreit, DESG-Präsident Heinze war aber auch so bedient. „Ich kann diese Angriffe nicht begreifen. Sie hat uns keine nachvollziehbaren Argumente genannt, was sie konkret wolle und wie wir die sportfachliche Betreuung verbessern könnten“, sagte er. „Sie ist allein fokussiert auf Claudia Pechstein und die Akkreditierung ihres Lebenspartners Matthias Große.“ Beckerts Coach Stephan Gneupel war vergeblich um Deeskalation bemüht. „Das wird alles zu hoch gekocht. Nach den Spielen sollte man sich unterhalten“, sagte er.

"Wir grüßen uns, das gebietet allein der Anstand"

Bei einer Aussprache am Mittwoch zwischen Beckert und Cheftrainer Markus Eicher gab es keine Einigung. Deshalb wurde Vesper gebeten, als Mediator aufzutreten. Die DESG hoffte, mit dem prominenten Schlichter das leidige Probleme zumindest während der Spiele vom Tisch zu bekommen. „Wir wollen, dass beide ihre optimalen Leistungen in den zwei ausstehenden Rennen zeigen können“, sagte der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Was die DESG mit den Sportlerinnen zu klären habe, solle nach den Spielen geschehen.

„Vor der Saison hat es Gespräche von Sportdirektor Günter Schumacher und Cheftrainer Markus Eicher mit Stephanie gegeben“, bestätigte Heinze. „Doch auch da sind von ihr überhaupt keine konkreten Forderungen gestellt worden.“ Man könne ja nicht Claudia Pechstein aus dem Team nehmen, nur weil Beckert mit ihr nicht klar komme.

Seit Pechstein der Rivalin beim Weltcup-Rennen in Heerenveen im November 2012 „Arbeitsverweigerung“ vorgeworfen hatte, herrscht Eiszeit zwischen beiden Ausnahmeläuferinnen. Beckert hatte der DESG und speziell ihrem Präsidenten danach stets eine Bevorzugung der fünfmaligen Olympiasiegerin aus Berlin unterstellt. „Wir grüßen uns, das gebietet allein der Anstand“, sagte Stephanie Beckert zu ihrem Verhältnis zu Pechstein im olympischen Dorf und beim Training.

Beckerts Freundin Anni Friesinger-Postma hatte die Debatte um die Bevorzugung Pechsteins in einer Kolumne angestoßen. Im deutschen Team herrsche große Unruhe, so die dreimalige Olympiasiegerin, weil Matthias Große eine Olympia-Akkreditierung erhalten habe. Dem Verband warf sie vor, in Kauf zu nehmen, „dass junge und sensible Talente wie eine Stephanie Beckert“ an der forschen Art Pechsteins zerbrechen.

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