Können weiße Schauspieler ohne Weiteres afroamerikanische Sklaven darstellen? Nein, findet Singer-Songwriter Moses Sumney - und sagt dem größten Jazzfestival der Welt ab, das eine Theaterproduktion über Sklaverei mit überwiegend weißem Ensemble im Programm hat.

Stuttgart - Von Blackfacing spricht man, wenn sich Weiße das Gesicht schwarz anmalen und so auf der Bühne oder Fernsehen auftreten. Egal welche Absicht dahinter steht, gehen noch so reflektierte und gutgemeinte Anverwandlungen dieser Art regelmäßig schief, kürzlich etwa bei einer Aufführung von Igor Strawinskys Oper „The Rake’s Progress“. Es handelt sich dabei um eine im Kern rassistische Praxis, die zurück geht auf die „Minstrel-Shows“ aus der Zeit der Sklaverei in den USA. Weiße Spaßmacher spielten darin naive, ungebildete und immer fröhliche Sklaven, um damit die brutale Ausbeutung auf den Plantagen vor einem weißen Publikum zu rechtfertigen

 

Vereinnahmung schwarzer Kultur

Nun hat sich das renommierte Montreal Jazz Festival die Finger schmutzig gemacht, weil es ein mit weißen Schauspielern besetzten Theaterstücks zum Thema Sklaverei unterstützt hat. Darin verkleiden sich überwiegend weiße Ensemblemitglieder als mittellose Feldarbeiter und Baumwollpflücker und singen alte Lieder von Sklaven. Kritiker sehen darin eine Vereinnahmung schwarzer Kultur.

Aus Protest sagte der schwarze US-Musiker Moses Sumney einen für Dienstag geplanten Auftritt bei dem Event ab und gab stattdessen zwei kurzfristig angesetzte Konzerte in Clubs in der kanadischen Stadt. Zudem schrieb er der Festivalleitung einen Brief, in dem er ihr Eintreten für die Theaterproduktion „Slav“ anprangerte. „Ihre Songs werden ihnen von weißen Menschen weggenommen und in einem Raum voller anderer weißer Menschen für hohe Ticketpreise dargeboten“, schrieb Sumney in dem Brief, den er auch in seinem Blog auf der Online-Plattform Tumblr publik machte. „Ich hätte es viel lieber, wenn echte schwarze Amerikaner ihre eigenen Sklavensongs singen.“