Solange es nur bei verbalen Ausfällen des US-Präsidenten bleibt, kann die Nato damit leben.

Korrespondenten: Markus Grabitz (mgr)

Brüssel - Diesen US-Präsidenten kann man nicht mehr ernst nehmen. Donald Trump spricht Deutschland die Souveränität ab und wirft einem seiner engsten Verbündeten vor, ein „Gefangener“ Russlands zu sein. Vermutlich meint er, dass diese Breitseiten bei seinen Sympathisanten in den USA gut ankommen. In der Sache bedient er sich plumper Hetze. Der Gedanke scheint ihm fremd zu sein, dass die Allianz eine schlechte Figur macht, wenn sich die Mitglieder des wichtigsten Verteidigungsbündnisses der Welt bei ihrem alle zwei Jahre stattfindenden Familientreffen gegenseitig zerfleischen.

 

Die USA haben ihr Nato-Engagement in Europa hochgefahren

Zumindest bei der Nato hat man sich an seine Eskapaden gewöhnt. Anders als im Handelskonflikt, wo Trump nicht nur poltert, sondern Strafzölle verhängt, gibt es bei der Nato eine tiefe Kluft zwischen dem, was Trump sagt, und dem, was er macht. Bisher jedenfalls haben sich die USA nicht militärisch zurückgezogen. Vielmehr haben sie ihr Nato-Engagement in Europa noch hochgefahren. Und aktuell gab es keinen Hinweis darauf, dass Trump sich vom Nato-Kommuniqué verabschiedet. Das 39-Seiten-Papier wird beim Gipfel verabschiedet und stellt so etwas wie die Arbeitsbasis für die nächsten zwei Jahre dar. So ätzend seine Rhetorik ist: Solange es dabei bleibt und keine Taten folgen, können alle in der Nato mit dem Trump-Faktor leben.