Behördengänge sind in der Landeshauptstadt stark erschwert, mehrere Bürgerbüros geschlossen. Das im Westen soll nun wieder öffnen. Dabei fehlen immer mehr Mitarbeiter.

Nach 13 Monaten Schließung wegen Personalmangels soll das Bürgerbüro West in der Bebelstraße vom 24. April an seinen Betrieb wieder aufnehmen. Allerdings mit eingeschränkten Zeiten. Wer in der Wiedereröffnung im zweitgrößten Stuttgarter Stadtbezirk (rund 53 000 Einwohner) mit Blick auf die Personallage der Verwaltung einen Hoffnungsschimmer erkennen wollte, läge allerdings falsch. Aktuell sind in den Bürgerbüros sogar noch mehr Stellen unbesetzt als vor einem Jahr.

 

18 Stunden pro Woche offen

Insgesamt werde man im Bürgerbüro West mit sechs Mitarbeitenden den Neustart einläuten, teilt die Stadtverwaltung auf Anfrage mit. Es handelte sich „allerdings nicht um sechs Vollzeitbeschäftigte“. Die Besetzung reicht nur für eingeschränkte Öffnungszeiten. Diese lauten: Montag und Mittwoch von 8.30 bis 13 Uhr, Dienstag von 8.30 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Donnerstag von 8.30 bis 12 Uhr. In Summe umfasst das Serviceangebot damit pro Woche 18 Stunden.

„Wir freuen uns“, sagt Bezirksvorsteher Bernhard Mellert (Grüne) auch für den Bezirksbeirat. Mellert, der seit Tagen in der Bebelstraße 22 Gerätschaften wie Drucker und Papier entgegennimmt, hofft, dass das Personal im Lauf der Zeit aufgestockt werden kann. Das Büro sei vor der Schließung im März 2022 ausgelastet gewesen. Damals zog die Verwaltung Personal zur Registrierung von Flüchtlingen aus der Ukraine zusammen, das schlug auf die Bürgerbüros durch.

Mehr offene Stellen als im April 2022

Weiterhin geschlossen bleiben die Anlaufstellen in Degerloch, Plieningen und Feuerbach. Wer in Stammheim einen Behördengang plant, kann nur mit Terminbuchung vorsprechen. Über ein Wartezeitenmodul auf stuttgart.de können sich die Bürger informieren und entscheiden , ob sie in den geöffneten Büros anstehen wollen.

Besserung ist kaum absehbar, denn aktuell seien 40,95 Stellen offen, das entspreche 24,15 Prozent aller Stellen in den Bürgerbüros, so die Verwaltung auf Anfrage. Im April 2022 waren 38 Stellen unbesetzt, die Misere ist demnach größer geworden.

Liegt in der Digitalisierung die Lösung?

Zusätzliches Personal zu gewinnen, bleibe „der Schlüssel zur Lösung der Probleme“, so die Verwaltung. Seit August 2022 habe man 15,43 Stellen besetzt, im Bürgerbüro Mitte in der Eberhardstraße wurden neun Einarbeitungsplätze geschaffen, weitere sind geplant. Das Vertrautmachen mit den diversen Systemen dauert ein halbes Jahr. Man setze auf „Umsteiger aus Verwaltungsberufen sowie Kräfte aus anderen Bereichen, etwa Rechtsanwaltsfachangestellte und Steuerberatungsfachkräfte“.

Ein Schlüssel sei sicher auch die von Verwaltungsbürgermeister Fabian Mayer (CDU) betriebene Digitalisierung, sagt Mellert, mittelfristig sehe er keine Möglichkeit, das Personalproblem umfassend zu lösen, schließlich fehlten überall Fachkräfte, so der Berufsschullehrer. Man brauche die Digitalisierung und effizientere Arbeitsabläufe. Gesprochen werden könnte zum Doppelhaushalt 2024/2035 auch über weitere Zulagen.