Immer die gleiche Musik von Coverbands auf dem Dorffest? Darauf hatte Matthias Teifl aus Bönnigheim keine Lust und gründete einen Verein zur Förderung des Elektro – und musste zu Beginn an zwei Fronten gegen Klischees kämpfen.

Bönnigheim - Es war an einem der vielen Stadtfeste in Bönnigheim, als Matthias Teifl die ewiggleiche Musik der Coverbands so nervte, dass er zu einem Freund sagte: „Lass uns einen Verein gründen.“ Nicht irgendein Verein sollte es sein, sondern einer, der die elektronische Musik ins kleine Bönnigheim bringt. Denn das größte Fest des Jahres ist hier das Ganerbenfest – ein Traditionsfest, bei dem die Vereine der Gemeinde das Programm gestalten.

 

„Es hat mich einfach aufgeregt, dass es kein Programm für junge Leute gab“, sagt Teifl. Der 24-Jährige ist in Bönnigheim groß geworden und antwortet auf die Frage, wo man als junger Mensch in der Stadt feiern kann, sehr schnell: „Nirgendwo.“

Klischees gegen Vereine bei den Jungen, gegen Elektro bei den Alten

Zu Beginn musste er viel Überzeugungsarbeit leisten, denn junge Leute sind heutzutage nicht mehr so leicht für das Vereinswesen zu begeistern. „Die denken dann, dass es ewige Sitzungen und viele Hierarchien gibt“, sagt Teifl. Aber so sei sein Verein nicht. „Wer bei uns dabei ist, hat einfach Lust auf Elektro“, sagt Teifl. Und mit einem Verein im Rücken könne man sein Anliegen – nämlich die Förderung der elektronischen Musik in Bönnigheim – auch besser vertreten.

2012 hatte er die notwendigen sieben Mitglieder zusammen. Das Werben war gar nicht so einfach, denn die ältere Generation dachte bei Elektro gleich an „Druffis und Drogen“, wie Teifl sagt. „Mit diesem Klischee hat man schon zu kämpfen.“ Den Ausschlag als siebtes Mitglied gab Silvia Teifl, seine Mutter, die nun auch als Kassiererin im Verein tätig ist. 2014 hatten die „Electronic Music Friends“ ihren ersten Auftritt beim Ganerbenfest – ein voller Erfolg, wie sich Teifl erinnert: „Der Platz vor der Kirche war voll mit Leuten. Das war für uns die Bestätigung, dass wir mit der Vereinsgründung richtig lagen.“

Das Ziel: ein „Wet Open Air“ im Bönnigheimer Freibad

Seitdem ist viel Zeit vergangen, und die Freunde der elektronischen Musik konnten weitere Auftritte hinlegen, beispielsweise im Bönnigheimer Freibad oder bei der Schuldisco der Realschule. Beim Festumzug anlässlich des 150-Jahr-Jubiläums der Ortsfeuerwehr baute der Verein einen Traktor mit Anhänger zum Umzugswagen um. „Das war wahrscheinlich der hässlichste Wagen des ganzen Umzugs“ sagt Teifl. „Aber Mucke hat er gemacht“, ergänzt seine Mutter. Ihr Wagen musste ganz am Schluss fahren, „weil wir die Lautesten waren“, sagt Teifl. Im Sommerferienprogramm gibt er auch Workshops im Produzieren von Musik. Mittlerweile hört er von vielen Jugendlichen, dass sie gar nicht mehr aufs Ganerbenfest gehen würden, wenn es den Elektro-Verein nicht gäbe.

Der gelernte Studio- und Livetontechniker hat sein Hobby zum Beruf gemacht: Seit er 14 Jahre alt ist, legt er auf, am liebsten Techno. „Als ich früher nach der Schule heimkam, hab ich mich gleich ans Set gestellt. Keine Hausaufgaben, sondern Auflegen“, erzählt Teifl. Seine Mutter neben ihm seufzt. Andere Mitglieder des Vereins bevorzugen andere Elektro-Varianten wie Dancecore oder Hardstyle. Sieben DJs bei insgesamt 17 Mitgliedern hat der Verein.

Für die Zukunft haben sie noch große Pläne: Im kommenden Jahr wollen sie in Tripsdrill auflegen. Und ins Freibad will Teifl auch noch mal, dann aber in größerer Dimension. Sein Vorbild ist das Elektro-Festival „Wet“ in Gärtringen.