Der Konzern gibt das verlustreiche Geschäft mit der Solartechnik auf. In der Solarsparte von Bosch sind 3000 Männer und Frauen beschäftigt. Die Arbeitnehmervertreter fordern die Sicherung der Beschäftigung.

Stuttgart - Der Elektro- und Elektronikkonzern Bosch hat beschlossen, Anfang 2014 aus der Fotovoltaik auszusteigen. Grund hierfür sind die anhaltenden Verluste seit dem Einstieg im Jahr 2008; sie belaufen sich auf 2,4 Milliarden Euro. Die Entscheidung wurde nach Angaben von Bosch-Chef Volkmar Denner mit den Eigentümern – letztlich also der Bosch Treuhand-KG – abgestimmt; der Aufsichtsrat war nicht damit befasst. Denner ist seit Mitte vorigen Jahres Vorsitzender der Geschäftsführung. Der Einstieg in die Fotovoltaik war ein Projekt seines Vorgängers Franz Fehrenbach, der jetzt einer der beiden persönlich haftenden Gesellschafter der Treuhand-KG ist. In einem Interview mit dem Mitarbeitermagazin „Bosch-Zünder“, das Fehrenbach und Denner gemeinsam geführt haben, bekennt der Ex-Chef, der dem Ausstieg zugestimmt hat: „Dies ist die vielleicht schmerzhafteste Erfahrung, die ich in meinem Berufsleben erleben muss.“

 

Die Arbeitnehmervertreter nehmen Bosch nun in die Pflicht. Gesamtbetriebsrat und IG Metall fordern für die betroffenen Standorte und die Beschäftigten „belastbare Perspektiven“. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Alfred Löckle verlangt, dass die Aktivitäten von Bosch Solar Energy zumindest bis zu einer erfolgreichen Investorensuche fortgeführt werden. Löckle: „Zudem brauchen wir eine langfristige Sicherung der Beschäftigung und der haustariflichen Regelungen.“ IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann, der auch im Aufsichtsrat von Bosch sitzt, kritisierte: „Ein Komplettausstieg europäischer Produzenten hilft der Konkurrenz aus China in der Zukunft das zu ernten, was unsere Ingenieure gesät haben.“

Seit 2008 ist die Bilanz düster

Dass die Fertigung nicht vor Anfang 2014 eingestellt wird und bis dahin auch unverändert fortgeführt werden soll, sagt Denner zu. In der Solarsparte von Bosch sind 3000 Männer und Frauen beschäftigt. Die Tochter Aleo Solar in Prenzlau/Brandenburg mit 850 Beschäftigten will Bosch ebenso wie das Modulwerk in Venissieux/Frankreich, verkaufen. Bei Aleo, so sagte Stefan Hartung, Aufsichtsratsvorsitzender von Bosch Solar Energy, bestehe unmittelbar kein Risiko eines Insolvenzantrags. Die Tochter CIS Tech in Brandenburg/Havel, die auf dem Gebiet der Dünnschichttechnologie tätig ist, soll zunächst mit seinen 150 Mitarbeitern unverändert weitergeführt werden. Die meisten Mitarbeiter der Bosch-Sparte arbeiten in Arnstadt/Thüringen (etwa 1800 Beschäftigte). Grundsätzlich will Bosch nach Denners Worten für alle Aktivitäten versuchen, Käufer zu finden. Gelingt das nicht, dann soll geprüft werden, ob vor Ort andere Produkte gefertigt werden können. Denner sagte aber auch: „Ich möchte da bewusst keine großen Hoffnungen machen.“

Die Bilanz der Sparte seit 2008 ist düster. 2009 und 2011 wurden Abschreibungen in Höhe von zusammen einer Milliarde Euro vorgenommen. Den verbliebenen Buchwert hat Bosch in der Bilanz für 2012 abgeschrieben; hinzu kam ein operativer Verlust von 450 Millionen Euro – bei einem Umsatz von weniger als einer Milliarde Euro. Den aufsummierten Verlust in der Sparte gibt Denner mit 2,4 Milliarden Euro an. Zusätzlich kommen die Kosten für den Ausstieg hinzu, die noch offen sind.

Bosch ist nach Siemens der zweite (und letzte) deutsche Großkonzern, der aus der Solarenergie wieder aussteigt. Der Markt ist weltweit von Überkapazitäten geprägt. Nach Denners Einschätzung sind die Kapazitäten weit mehr als doppelt so groß wie die Nachfrage. Die Preise sinken seit Jahren mit zweistelligen Raten, alleine 2012 um 40 Prozent. Gegen diesen Trend hat Bosch nach Denners Worten angekämpft und die Kosten gesenkt sowie technische Fortschritte erreicht. Das habe aber nicht gereicht. Denner bestreitet, dass der Einstieg falsch gewesen ist. Nach seinen Worten waren die „drastischen Veränderungen im Markt, insbesondere der schnelle Kapazitätsaufbau in China, in dieser Dramatik nicht vorherzusehen.“ Mittlerweile hat die grassierende Pleitewelle auch China erreicht. Vor wenigen Tagen hat Suntech Power, einst weltweit der größte Hersteller von Solarmodulen, Insolvenz angemeldet.

Ursprünglich wollte Bosch bis Ende 2012 über das Schicksal der Solarsparte entscheiden. Die Entscheidung wurde verschoben, um Kooperationsmöglichkeiten zu prüfen – auch mit Chinesen, wie Danner sagte. Letztlich sei aber kein Modell nachhaltig erfolgversprechend gewesen.