Daimler investiert 100 Millionen Euro in die Batteriefertigung. Der Konzern dokumentiert, dass er an die E-Mobilität glaubt – trotz Aus für den Akkuzellenbau.

Stuttgart - Nur wenige Tage nach dem Aus für die Fertigung von Batteriezellen unterstreicht der Daimler-Konzern sein Bekenntnis zum Bau der Batterien selbst. Am Montag haben die Stuttgarter bekanntgegeben, dass in den nächsten Jahren 100 Millionen Euro in die Tochter Deutsche Accumotive investiert werden. In Kamenz in Sachsen entsteht gegenwärtig eine neue Produktionshalle, die Mitte 2015 fertiggestellt sein soll. In Kamenz ist auch die Tochter Litec ansässig, die bis Ende des Jahres 2015 noch Batteriezellen für den Elektro-Smart fertigt. Künftig, so wurde jetzt bekannt, wird der südkoreanische Anbieter LG Chem, der auch den Daimler-Partner Renault versorgt, die Zellen liefern. Daimler vollzieht einen Strategiewechsel, andere Hersteller wie BMW und VW haben bisher schon auf Lieferanten gesetzt. Litec war die einzige deutsche Fabrik, die Akkuzellen für E-Autos produziert.

 

Daimler hat die Zellen in Ermangelung externer Interessenten nur für den eigenen Batteriebedarf gebaut und ist deshalb nicht auf die erforderlichen Stückzahlen gekommen. Die Stuttgarter halten Akkuzellen zumindest mittlerweile für ein Standardprodukt, das risikolos von Zulieferern bezogen werden kann. Zudem, so heißt es, gebe es Überkapazitäten auf dem Markt, so dass die Zellen preiswert angeboten werden. Die Montage der Zellen zu vollständigen Stromspeichern mit Leistungselektronik übernimmt der Konzern dann ebenso wie die Integration ins Fahrzeug selbst.

Ab 2016 Smart-Modelle als Elektroversion

Ein Großteil der Litec-Beschäftigten soll bei der Deutschen Accumotive, die in Kamenz 180 und in Nabern (Kreis Esslingen) weitere 80 Mitarbeiter beschäftigt, unterkommen. Litec hat 250 unbefristet und 30 befristet angestellte Mitarbeiter. Es müssten also mindestens 125 Männer und Frauen von Litech zur Deutschen Accumotive wechseln können, die dann auf gut 300 Beschäftigte in Kamenz käme. „Wir rechnen in den nächsten Jahren mit einer hohen und stetig steigenden Nachfrage nach Batterien der Deutschen Accumotive“, sagte Accumotive-Geschäftsführer Frank Blome. Welche weiteren Daimler-Fahrzeuge künftig als E-Mobile oder Autos mit Hybridantrieb auf den Markt kommen, teilt das Unternehmen nicht mit. Klar ist aber bereits, dass es ab 2016 Elektroversionen der neuen Smart-Modelle Fortwo und Forfour geben wird. Bis jetzt liefert die Tochter Lithium-Ionen-Batterien für den noch aktuellen Elektro-Smart sowie die Hybridvarianten der S-, E- und C-Klasse von Mercedes-Benz. Der Konzern betont, dass Mercedes in diesem Jahr mehr Autos mit Hybridantrieb verkauft hat als alle anderen deutschen Hersteller zusammen. Die Deutsche Accumotive hat bis heute gut 50 000 Lithium-Ionen-Batterien gefertigt. Die Produktionsfläche in Kamenz vervierfacht sich sich per Ende 2015 gegenüber dem Produktionsstart 2011. Gegründet wurde die Deutsche Accumotive im Jahr 2009.

Der Daimler-Betriebsrat und die IG Metall hatten die Entscheidung des Unternehmens kritisiert, die Zellfertigung aufzugeben, und die Bundesregierung aufgefordert, eine wirtschaftliche Produktion zu unterstützen. Daimler dürfe den Anschluss an die weitere Forschung und Entwicklung von Batteriezellen nicht verlieren, sagte Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht. Der stellvertretende IG-Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann forderte einen Aktionsplan von Regierung und Industrie. Die Nachfrage nach Elektroautos ist nach wie vor gering, die ursprüngliche Euphorie um das E-Auto deutlich gedämpft. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bringen; hierbei werden auch Autos mit Plug-in-Hybrid-Antrieb mitgezählt, deren Akku an der Steckdose aufgeladen werden kann.

Die Daimler-Tochter Deutsche Accumotive will jetzt die Abhängigkeit vom Autogeschäft ein wenig lockern und in das Geschäft mit stationären Anwendungen einsteigen. Nach den Vorstellungen des Konzerns können die Lithium-Ionen-Batterien bei Energieerzeugern zur Netzstabilisierung und Glättung von Lastspitzen und in Haushalten in Verbindung mit Fotovoltaikanlagen eingesetzt werden. „Wir haben bereits erste Kundenverträge geschlossen. Mit unseren Systemen können wir einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten“, sagte Accumotive-Geschäftsführer Blome.