Mit neuen Ladeboxen für E-Autos in Kemnat und in Scharnhausen drückt die Stadt Ostfildern bei der Mobilitätswende aufs Tempo. Andere Kommunen tun sich schwerer.

Jeweils sechs neue Ladepunkte für Elektrofahrzeuge hat die Stadt Ostfildern an der Sporthalle in Kemnat sowie nahe dem Feuerwehrhaus in Scharnhausen eingerichtet. „Wir bauen unsere Ladeinfrastruktur in den Stadtteilen weiter aus“, sagt Baubürgermeisterin Monika Bader. Mit öffentlichen Angeboten möchte sie die Menschen zum Umdenken bewegen. Damit betreibt die Stadt Ostfildern mit der Netze BW 20 Lademöglichkeiten im Stadtgebiet – 15 weitere Ladepunkte sind öffentlich zugänglich. Im nächsten Schritt sieht das Mobilitätskonzept vor, die Infrastruktur weiter zu verbessern.

 

Auch die Stadt Esslingen und die Gemeinde Neuhausen wollen ausbauen. Der Altbacher Gemeinderat hat dagegen votiert, öffentliche Ladesäulen einzurichten – aus Kostengründen. „Wenn Lademöglichkeiten fehlen, tun sich Autofahrer schwer, E-Fahrzeuge anzuschaffen“, sagt Mischa Allgaier. Der Kommunalberater der Netze BW ist froh, dass die Stadt Ostfildern nicht nur Kapazitäten ausbaut. Eine wichtige kommunale Aufgabe ist es für Baubürgermeisterin Bader, das Bewusstsein für Klimaschutz zu schärfen.

Modellversuch für private Haushalte

In der Belchenstraße in Ruit hat die Stadt 2018 mit der Netze BW das Projekt „E-Mobility-Allee“ realisiert. In einem Modellversuch haben zehn Haushalte mit elf Elektro-Fahrzeugen getestet, ob das Stromnetz mehrere private Ladeboxen in einem Wohnquartier schafft. „Das Projekt war ein Erfolg“, sagt Wolfgang Krumm, stellvertretender Leiter bei den Stadtwerken Ostfildern. Ein Plus des Versuchs war für ihn, „dass viele Menschen ihre Vorurteile gegenüber E-Fahrzeugen abgebaut haben.“ Das bestätigt Mischa Allgaier von der EnBW: „Sie haben gesehen, dass E-Autos im Alltag praktikabel sind, wenn man eine Ladebox zuhause hat.“

Dass der Ausbau der Ladeinfrastruktur seinen Preis hat, steht für Bader außer Frage, Die Ladepunkte haben insgesamt 92 400 Euro gekostet; davon muss die Stadt 34 000 Euro tragen. Mit Fördergeldern vom Bund im Rahmen eines Programms für die öffentliche Ladeinfrastruktur ließen sich die Boxen finanzieren. Schon im ersten Monat verzeichnet Kemnat 134 Ladevorgänge; in Scharnhausen wurden 100 Fahrzeuge aufgeladen.

Impulse für nachhaltige Mobilität

Bader: „Unser Gemeinderat steht voll hinter unseren Klimaschutzzielen.“ In Zeiten von Klimawandel und Naturkatastrophen sieht sie Kommunen in der Pflicht, Impulse für nachhaltige Mobilität zu setzen. Deshalb plant Monika Bader, noch stärker auf Unternehmer und Gewerbetreibende zuzugehen, um sie zur Schaffung einer besseren Ladeinfrastruktur zu bewegen. „Das Aufladen des Autos in der Arbeitszeit ist attraktiv.“ Zudem wünscht sich Bader mehr Schnellladesäulen. Ihr Ziel ist, dass die Haltestelle Kreuzbrunnen im Scharnhauser Park mit E-Ladesäulen versehen wird. „Da soll ein Knotenpunkt entstehen“, sagt sie mit Blick auf die Regio-Rad-Station mit Pedelecs und den Halt der Stadtbahn nach Stuttgart.

Um die Mobilitätswende voranzubringen, sieht Wolfgang Krumm von den Ostfilderner Stadtwerken Kommunen gefordert, die E-Ladeinfrastruktur auszubauen. „Zwar betreiben wir keine kommunalen Tankstellen, aber in Sachen Elektromobilität ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig.“ Da müssten die Städte und Gemeinden Impulse geben.

Pläne für eine zweite Ladesäule

Auch andere Kommunen bringen die Elektromobilität voran. In Neuhausen gibt es eine Ladesäule mit zwei Anschlüssen an der Marktstraße. „Sie wird überdurchschnittlich gut genutzt, hat aber noch Kapazitäten“, sagt die Sprecherin Elke Eberle. Pläne für eine zweite Ladesäule gebe es, ein möglicher Standort soll „in einem Wohngebiet mit Geschosswohnungsbau und wenig Garagen für die Installation privater Wallboxen liegen“. Die Installation der Ladesäule habe 10 000 Euro gekostet, der Betrieb sei nicht kostendeckend. Neuhausen wünscht sich „eine Vereinfachung der Förderverfahrens.“ Wenn die S-Bahn kommt, will die Fildergemeinde nachrüsten: „Auch am neuen S-Bahnhof ist ein multimodaler Knoten geplant; da wird es weitere Lademöglichkeiten geben.“

Esslingen drückt weiter aufs Tempo: Bürgerinnen und Bürgern stehen in Esslingen 74 Ladepunkte an 35 Standorten zur Verfügung, teilt Jürgen Gröger, der Leiter der Abteilung Stadtentwicklung, mit. 21 davon befinden sich auf städtischem Grund. Aktuell tüftle die Stadt noch an der Ausarbeitung eines Ladeinfrastruktursystems und einer öffentlichen Ausschreibung – das ist noch im ersten Halbjahr 2023 geplant.

Rund um die E-Mobilität

Zukunftsfähig
 Über Chancen und Kosten der E-Mobilität informiert das Landratsamt Esslingen auf seiner Homepage. Dort gibt es auch Informationen über die Finanzierbarkeit: „Die derzeit bemerkbaren geringeren Betriebskosten eines E-Fahrzeuges gegenüber Verbrennerfahrzeugen sorgen in Verbindung mit Förderprogrammen, dass die E-Pkws bereits in finanzieller Hinsicht konkurrenzfähig sind.“ Weitere Fakten unter https://www.landkreis-esslingen.de/elektromobilitaet

Fördergelder
 Unter dem Punkt „Elektromobilität“ gibt es beim Landkreis Esslingen auch griffig gegliederte Informationen für Privatpersonen und Gewerbetreibende, welche Förderprogramme des Landes und des Bundes verfügbar sind. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bietet im Netz eine Förderdatenbank an, über die sich Interessierte das passende Programm aussuchen können: https://www.foerderdatenbank.de