Die Heizung im Bus ist ein Spritfresser. Daimler erprobt nun die Klimatisierung im batteriebetriebenen Stadtbus. Die Stuttgarter Straßenbahnen testen mit.
Stuttgart - Er wirkt ein wenig pummelig, mit dem an einen Skiträger erinnernden Kasten am Heck, doch das soll sich bis zur Serie verwachsen. Bis zur Internationalen Nutzfahrzeug-Ausstellung Ende 2018 in Hannover soll der neue Citaro, Stadtbus-Bestseller mit Stern, abgespeckt haben. Heizung, Kühlung und Lüftung werden sich dann nicht mehr im unförmigen Rucksack, sondern wohl über das Dach verteilt finden. Alles werde integriert sein, heißt es bei der Daimler-Pressestelle.
Zur Erprobung der neuen Klimatisierung kurvt Mercedes mit einem knallrot lackierten Citaro derzeit auch durch Stuttgart. Quasi im Schlepptau folgt ein Gelenkbus der Stuttgarter Straßenbahnen AG. Im Rahmen eines EU-Projektes teste man innovative Klimasysteme, die den Energieverbrauch im Vergleich mit den bisher riemengetriebenen (also von einem Dieselmotor befeuerten) Systemen mindern sollen, so die Auskunft bei Daimler.
Zwillingstest mit konventionellem Bus
„Wir führen im Zwillingstest energetische Vergleichsmessungen durch, daher fährt immer hinter dem Bus noch ein SSB- Testbus“, sagt Markus Wiedemann, bei den SSB Leiter des Unternehmensbereichs Kraftfahrzeuge. Auch in Göteborg und Helsinki sowie Barcelona fördert die EU Tests zur Heizung und Kühlung in Elektrobussen, in Paris wird automatisches Einparken geübt, in Dresden geht es um das An- und Abkoppeln von Busmodulen, um auf die im Tagesverlauf schwankende Nachfrage im Betrieb zu reagieren. Vier Hersteller und 42 Partner haben bei dem EU-Programm insgesamt 150 Testbusse im Einsatz.
Bis zu 20 Liter Diesel verbrauche ein Bus im Winter im Stadtbetrieb auf 100 Kilometer nur für die Heizung, sagt SSB-Technikvorstand Wolfgang Arnold. Und von Euro 6, also sauberer Abgasreinigung, könne da keine Rede sein. Weil es im E-Bus keine Motor-Abwärme gibt, die Heizung an den Batterien saugt und so die Reichweite drückt, tüfteln alle Hersteller am Thermomanagement. Die Besonderheit des Citaro mit vollelektrischem Antrieb werde ein „bis ins Details ausgefeiltes Thermomanagement für Antrieb und Klimatisierung“ sein, heißt es in einer Mitteilung des Herstellers. Prototypen hätten erfolgreich eine erste Wintererprobung am Polarkreis absolviert, nun starte man in die zweite, so die Sprecherin. Der Citaro mit batterieelektrischem Antrieb werde „ein Meilenstein“, so Hartmut Schick, Leiter von Daimler Buses.
SSB muß auf Gelenkbus warten
Der weite Weg bis dahin ist aber noch nicht ganz abgeschlossen. Der Polarkreis und die spanische Sierra Nevada können ein Dauerlaufprogramm und Feinarbeit im Stadtverkehr nicht ersetzen, schließlich erwarten die Verkehrsunternehmen volle Tauglichkeit. Ende 2018 werde das Modell verkauft, man nehme schon an Ausschreibungen teil, so Daimler. Allerdings kommt erst mal nur ein kurzer Solobus. Die SSB verlangen für die neue Linie X 1 vom Cannstatter Bahnhof in die City nach mehr Transportkapazität. Die rollt wohl 2020 an.