Nach fünf Jahren erneuert der Sharinganbieter seine Flotte. Endlich können die Autos damit auch schnell geladen werden.

Stutttgart - Seit November 2012 gehören die weiß lackierten Elektro-Smarts der Daimler-Tochter Car2go zum Stuttgarter Stadtbild. Nun hat die Runderneuerung der Flotte begonnen. Bis September werden alle 500 Fahrzeuge getauscht sein, die 2017 hinzugekommenen 50 elektrischen Mercedes’ B-Klasse bleiben, viersitzige Smarts setzt Car2go nicht ein.

 

Kunden müssen sich wohl bald an einen neuen Namen gewöhnen, denn Car2go fusioniert mit der Mietauto-Tochter Drive Now des Erzrivalen BMW. Es fehlt nur noch der Segen des Kartellamtes.

Schnelllader an Bord

„Durch die modernere, schnellere Ladetechnik sind die Fahrzeuge sehr viel schneller wieder einsatzbereit“, stellt Car2go-Geschäftsführer Olivier Reppert beim Pressetermin auf dem Marienplatz die verbesserten Eigenschaften der neuen Autogeneration heraus. Panoramadach, ein neues Navi und Sitzheizung gibt es jetzt auch (das abwaschbare Gestühl bleibt). Mit dem 22 Kilowatt-Bordlader ist die 17,6 Kilowattstunden fassende Batterie in rund 45 Minuten gefüllt. Beim alten Modell hatte sich Car2go den Schnelllader gespart. Beim neuen (21 940 Euro Grundpreis) kostet er laut Liste 840 Euro extra.

Kundschaft zwischen 25 und 36

Die flotte Füllung soll den Kunden durch größere Verfügbarkeit, anderen E-Autofahrern durch schneller wieder freie Ladestationen und natürlich auch dem Anbieter durch mehr Vermietungen nutzen. 125 000 Kunden zähle man im Stadtgebiet Stuttgart (612 000 Einwohner), sagt Reppert. Die Masse, rund 60 Prozent, stamme aus der Kohorte der 26- bis 35-Jährigen, und man habe allein in den letzten zwölf Monaten den Kundenstamm um 20 Prozent ausbauen können.

Rund 23,5 Millionen Kilometer hat die Flotte seit dem Start in Stuttgart zurückgelegt, macht pro Fahrzeug an die 43 000 Kilometer, also einmal um die Erde.

Kuhn: Beitrag zur Luftreinhaltung

„Car2go ist das Realität gewordene Versprechen von Daimler zur Luftreinhaltung“, sagt OB Fritz Kuhn (Grüne) auf dem Marienplatz. Die kleinen E-Autos seien ein „wichtiges Verkehrsmittel der neuen Art“, in der Stadt ein Nullemissionsfahrzeug und ein „Sympathietreiber für die E-Mobilität“. Die E-Roller der Stadtwerke-Tochter Stella, die neuen Regio-Bikes und privaten E-Bikes sowie Stadtmobil (teils elektrisch) zählt Kuhn dazu. Ein Auto zu bewegen „ohne es zu besitzen, das hat zugenommen“, so der Rathauschef. Allerdings hat das an der Zahl der zugelassenen Fahrzeuge in Stuttgart nichts geändert.

Kuhn verspricht, die Infrastruktur von bisher 380 Ladepunkten auszubauen. Man komme systematisch voran. Aber es gibt noch immer kein vom Gemeinderat abgestimmtes Konzept, das klare Regeln für die Verteilung neuer Ladeplätze vorgibt. Mit jedem neuen am Straßenrand fällt ein Parkplatz weg. Viele Eigentümer kümmerten sich privat um einen Anschluss, sagt Kuhn, mit einem öffentlich zugänglichen sei noch kein Geld zu verdienen, gibt er zu bedenken. Car2go will sie deutlich erhöhen. Bisher fährt man in Stuttgart, Amsterdam (350 Fahrzeuge) und Madrid (500) elektrisch, absehbar wohl in Hamburg, in den nächsten Jahren in 19 anderen Städten, denn Daimler baut Smart zur reinen E-Marke um. Für die Vermietung sieht Reppert trotz höherer Anschaffungskosten kein Problem. Man habe die Wirtschaftlichkeit gesteigert, mancher Standort sei profitabel, Stuttgart sei nahe dran. Im November wurde das Nutzungsgebiet verkleinert, der Minutenpreis bleibt bei 29 Cent.

Smart bald nur noch elektrisch

Mit dem Wechsel zum neuen Modell könnte es bald viele Gebrauchte geben, die Smart-Vetriebsorganisation nehme die alten zurück und bringe sie in den Handel. „Sie sind ja nicht kaputt“, so Reppert.