Viele kleinere Firmen in Baden-Württemberg wird der Umbruch in der Autoindustrie – weg vom Verbrennungs-, hin zum Elektromotor – überfordern, meint Wirtschaftsressortleiterin Anne Guhlich.

Chefredaktion: Anne Guhlich (agu)

Stuttgart - Es ist ein Geschäft, das jeder gern in Deutschland sehen würde. Nur selber machen will es keiner: Der Aufbau einer europäischen Produktion von Batteriezellen für E-Autos. Im Moment ist der Technologiekonzern Bosch der einzige Zulieferer, der immerhin noch prüft, ob er eine europäische Zellproduktion im großen Stil auf die Beine stellen wird.

 

Die Spannung, wie sich der Konzern bis zum Frühjahr 2018 entscheiden wird, ist groß. Es ist nicht nur verständlich, dass nun auch die Maschinenbauer im Land für den Aufbau einer Zellproduktion werben. Dass sie sich nach alternativen Einnahmequellen umsehen, ist sogar zwingend geboten: Denn der Wandel der Verbrennungstechnologie hin zur Elektromobilität stellt auch diese Schlüsselbranche vor mächtige Herausforderungen. Und das geht in Baden-Württemberg viele Menschen sehr viel an: Mit über 306 000 Mitarbeitern ist der Maschinenbau der größte Industriearbeitgeber des Bundeslandes. Nicht wenige dieser Jobs hängen am klassischen Verbrenner.

Bis 2020 Investitionen könnten 20 Milliarden Euro in die Batteriezellproduktion fließen

Vom Aufbau einer Zellproduktion und von der Erweiterung der bestehenden Fertigungskapazitäten versprechen sich die Maschinenbauer einiges: Der bundesweite Branchenverband geht davon aus, dass bis 2020 Investitionen von rund 20 Milliarden Euro in die Batteriezellproduktion fließen.

Doch klar ist auch: Von diesen Investitionen werden in erster Linie die Maschinen- und Anlagenbauer profitieren. Selbst wenn es keine europäische Zellfertigung geben wird, können sie ihre Produkte immer noch nach Asien exportieren, wo bereits heute die Zellen für den europäischen Markt produziert werden.

Weitaus schwieriger ist die Situation für die Werkzeugmaschinenhersteller, die vom Verbrenner abhängig sind. Einige von ihnen liefern fast ausschließlich die Werkzeuge für jene Fertigungsverfahren, die beim E-Motor gar nicht mehr anfallen. Sie müssen sich radikal wandeln. Doch das ist leichter gesagt als getan: Die größeren unter ihnen werden sich mit innovativen Produkten und zukunftsfähigen Geschäftsmodellen neu aufstellen können und alternative Absatzmärkte erschließen. Doch bei vielen kleineren Unternehmen fehlen dafür die Kapazitäten. Für sie wird es in den nächsten Jahren nicht nur darum gehen, wo sie noch Zusatzgeschäft akquirieren können. Für sie geht es um die Existenz.