Die Jahre des ungebrochenen Smartphone- und Tabletbooms sind vorbei. Auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas muss die Branche nach neuen Ideen suchen.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Las Vegas - Nach Jahren des ungebrochenen und rasanten Wachstums ist der Markt für Elektronikgeräte in einem massiven Umbruch: Bisherige Umsatzträger wie Smartphones oder Tablets schwächeln. Gleichzeitig arbeiten die Hersteller insbesondere im Bereich der am Körper getragenen Uhren oder Fitnesstracker an Innovationen, die für einen neuen Schub sorgen könnten. So lautet das Fazit der im Vorfeld der am Mittwoch beginnenden Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas vorgestellten Prognosen zu den technischen und wirtschaftlichen Trends im Elektronikbereich für das Jahr 2016.

 

Drei große technologische Entwicklungen

Drei große technologische Entwicklungen haben die Messemacher ausgemacht: Sensoren sind inzwischen allgegenwärtig, von Haushaltsgeräten über Thermostate bis hin zu Geräten, welche jederzeit die Körperfunktionen aufzeichnen. Laut Sharon DuBravac, dem Technologieexperten des die CES veranstaltenden US-Fachverbandes Consumer Technology Association (CTA), liegt das auch daran, dass die Kosten von Sensoren binnen eines Jahrzehnts auf gut ein Fünfzehntel gesunken sind.

Zweitens kommt der Schritt hin zu lernenden Systemen immer weiter voran: Die Spracherkennung beispielsweise hat allein binnen der vergangenen eineinhalb Jahre so große Sprünge gemacht, dass ein Worterkennungsprogramm im Durchschnitt nur noch bei jedem zwanzigsten Wort Probleme bekommt. Noch im Jahr 2013 war das bei fast jedem vierten Wort der Fall.

Und drittens sind immer mehr technologische Entwicklungen zu ganzen, so genannten Ökosystemen gereift, in denen Vielfältige Technologien zusammengreifen. Dazu gehört beispielsweise das autonome Fahren, bei dem sich zahlreiche, einzelne Verbesserungen der Computertechnologie der vergangenen Jahre bündeln. „Die Ablösung analoger durch digitale Geräte haben wir im vergangenen Jahrzehnt hinter uns gebracht“, sagte DuBravac. „Wir bewegen uns inzwischen weg von der Frage, was technisch möglich ist, hin zu Frage, was technisch sinnvoll ist.“ Die Bausteine seien alle vorhanden, nun komme es darauf an, sie sinnvoll zusammenzusetzen. Dies sei für die Branche ein Wendepunkt.

Neue Ideen vor allem in Nischen

Auf der mit 225.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche und 150.000 Dauerbesuchern neue Rekorde erreichenden, ersten großen Branchenmesse des Jahres stammen die meisten Innovationen von kleinen, teilweise noch recht jungen Firmen. Die Zahl der Start-ups, die in Las Vegas ausstellen, ist beispielsweise binnen eines Jahres um fast die Hälfte auf nun 500 gestiegen. Neue Ideen gibt es zurzeit eher in Nischen – bei der Auftaktpräsentation wurde sogar ein spezielles Gerät zur Aufzeichnung und Auswertung von Boxkämpfen präsentiert oder Sensoren, welche exakt beobachten können, ob ein Baby auf dem Bauch liegt und immer noch regelmäßig atmet.

Teilweise würden innovative Konzepte auf dem asiatischen Markt bereits getestet. „Für die Industrie wird sich das aber insgesamt erst niederschlagen, wenn die Geräte auf dem Weltmarkt verfügbar sind“, sagte der Marktexperte der Computer Technology Association, Steve Koenig, auf der Auftaktveranstaltung.

Der Markt stagniert – und wartet auf die nächste große Idee

Hinter dem Bild eines insgesamt nur noch wenig wachsenden Marktes für elektronische Geräte, steht deshalb ein großes, nur noch nicht an der Oberfläche zu Tage getragenes Veränderungspotenzial. Das Triumvirat der großen Umsatzträger Smartphone, Tabletcomputer und Laptops sei immer noch intakt, sagte Koenig. Die Frage sei aber, wie lange noch.

Insbesondere der Tabletverkauf schwächele mit einem Minus von 14 Prozent in vergangenen Jahr und voraussichtlich weiteren minus acht Prozent in diesem inzwischen deutlich. „Größere Bildschirme von Smartphones einerseits und neue flexible Laptops setzen diese Gerätekategorie von beiden Seiten unter Druck“, sagte Koenig. Zwar hätten Smartphones mit rund 93 Prozent Umsatzanteil an allen verkauften mobilen Geräten immer noch eine enorme Bedeutung. Doch mit einem Verkaufsplus von voraussichtlich acht Prozent im Jahr 2016 sind die bis 2014 reichenden, langen Jahre mit satten, zweistelligen Umsatzgewinnen endgültig Geschichte.

Die Kunden, die bisher nicht erschlossen sind, wie die wachsende Mittelklasse in den Schwellenländern – beispielsweise in Indien – setzten mit ihrem Wunsch nach bezahlbaren Geräten gleichzeitig die Preise massiv unter Druck. Trotz der wachsenden Umsätze in diesen Regionen stabilisierten immer noch die traditionellen, relativ gesättigten Märkte wie Nordamerika, Westeuropa und Japan das Geschäft. Seit Jahren teilten sich mit nur geringfügigen Verschiebungen Schwellenländer und entwickelte Regionen stabil jeweils den halben Umsatz im globalen Technologiegeschäft.