Der Nürtinger Traditionsbetrieb Metabo wechselt zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren den Besitzer. Der neue Eigentümer ist eine Tochter des japanischen Mischkonzerns Hitachi.

Stuttgart - Der Elektrowerkzeug-Hersteller Metabo wird Teil des japanischen Mischkonzerns Hitachi. Wie Metabo am Freitag in Nürtingen mitteilte, übernimmt die Konzerntochter der Japaner, Hitachi Koki, 100 Prozent der Anteile an dem schwäbischen Traditionsunternehmen. Zum Kaufpreis äußerten sich die Unternehmen nicht. Die Nürtinger wechseln damit bereits zum zweiten Mal innerhalb von rund drei Jahren den Besitzer. Im Juni 2012 hatte der französische Finanzinvestor Chequers Capital die Mehrheit an Metabo übernommen. Die neuerliche Übernahme steht noch unter dem Vorbehalt der Wettbewerbsbehörden und soll in drei Monaten über die Bühne gegangen sein, erklärte Metabo-Vorstandschef Horst Garbrecht der Stuttgarter Zeitung.

 

Als Grund für den Verkauf nennt Garbrecht die Attraktivität des Herstellers, der zuletzt nicht nur mit neuen Winkelschleifern viel Aufmerksamkeit im Markt erlangt habe, sondern sich seit 2013 mit mehreren Weltneuheiten im Akkubereich auch zum Technologieführer entwickelt habe. „Die Zukunft der Elektrowerkzeuge wird im Akkubereich entschieden“, ist Garbrecht überzeugt. In der Branche herrsche ein starker Verdrängungswettbewerb, weil die Produkte unterschiedlicher Hersteller nicht mit den Ladestationen der Konkurrenz kompatibel seien. Die Kooperation mit dem „großen Bruder“ Hitachi, wie es der Metabo-Chef sagt, werde dem Mittelständler dabei helfen, weiterhin „die neuesten Technologien zu vernünftigen Herstellungskosten“ entwickeln zu können.

Mit Bohrmaschinen hat Metabo 1924 angefangen

Als wichtigste Produkte des 1924 gegründeten Traditionsunternehmens nennt Garbrecht neben den klassischen Bohrmaschinen vor allem Winkelschleifer, Akkuschrauber sowie Kapp- und Gehrungssägen. Mehr als 90 Prozent seiner Produkte verkauft Metabo im Fachhandel an Profis aus der Bauwirtschaft und dem Handwerk. Die größten Konkurrenten sind Bosch Power Tools, Bleck+Decker und Festool.

Die Japaner verbessern mit der Übernahme ihren Zugang zum europäischen Markt. „Wir haben höchsten Respekt vor den hervorragenden Ergebnissen, die das Metabo-Team in den vergangenen Jahren erreicht hat. Deshalb werden wir Metabo nicht nur als eigenständige Marke, sondern als Unternehmen im Unternehmen führen“, erklärte Osami Maehara, Vorstandschef von Hitachi Koki, in einer Mitteilung. Die Japaner haben ihren Sitz in Tokio und sind auf schwere Bohr- und Meißelhämmer spezialisiert. Mit weltweit 5000 Beschäftigten haben sie 2014 gut eine Milliarde Umsatz erwirtschaftet.

Hitachi war der „Wunschkandidat“ des Metabo-Chefs

Für Garbrecht war Hitachi der „Wunschkandidat“ unter mehreren Interessenten, die bis zuletzt im Rennen gewesen seien. Er verspricht sich von dem Deal Synergieeffekte etwa in den Bereichen Einkauf und Logistik. Zu Auswirkungen auf die 1800 Metabo-Beschäftigten wollte er am Freitag noch keine Aussage treffen. Am Stammsitz in Nürtingen arbeiten rund 1000 Beschäftigte, 400 davon in der Produktion hochwertiger Elektrowerkzeuge. Einstiegsgeräte fertigt das Unternehmen mit 250 Beschäftigten in Shanghai. Die übrigen 550 Mitarbeiter verteilen sich auf 23 Vertriebstöchter in der ganzen Welt. Metabo hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von 374 Millionen Euro erwirtschaftet. Für 2015 rechnet Garbrecht mit einem Anstieg um mindestens sieben Prozent auf 400 bis 405 Millionen Euro. Der Ertrag werde prozentual noch stärker zulegen, erwartet der Vorstandschef.

Bei der Gewerkschaft wurde die Nachricht von der Übernahme positiv aufgenommen. Gerhard Wick, der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Esslingen, war am Freitag vor Ort in Nürtingen. Die Stimmung in der Belegschaft bezeichnete er anschließen als „freundlich und erleichtert“. Beim ersten Auftritt des neuen Eigentümers sei deutlich geworden, dass dieser nicht nur an der Marke, sondern auch an den Produkten und Mitarbeitern interessiert ist.