Keiner singt so raunzig von den Schieflagen des Lebens: Sven Regener und seine Berliner Band Element of Crime haben am Samstagabend in der Stuttgarter Liederhalle ihre Fans mit neuen und alten Liedern beglückt.

Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Stuttgart - Der erste Ton erklingt, Sven Regener singt von der Grausamkeit des Haifisches und dem Ende des Regenbogens, und schon ist der Beethovensaal in der Liederhalle am Samstagabend bis unter die Decke erfüllt mit diesem Sound, den es in der deutschsprachigen Popwelt nur ein einziges Mal gibt. Die Berliner Band Element of Crime legt dem Stuttgarter Publikum ihre seit 34 Jahren bewährte Mixtur aus Folk, Chanson, Blues und Rock, aus Melancholie, Moritat und streetwiser Lebensphilosophie zu Füßen – und die rund 3000 Fans sind selig.

 

Die Songs des neuen Albums „Schafe, Monster und Mäuse“ bilden das Rückgrat des Abends; nach der lakonischen Ballade „Am ersten Sonntag nach dem Weltuntergang“ folgen der Titelsong und das krakelende „Ein Brot und eine Tüte“, doch dann dräut da in „Gewitter“ und erst recht in „Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin“ schon wieder diese bezaubernde EoC-Kombi aus Düsternis und Hellsicht. „Romantik!“ ruft Regener immer mal wieder nordisch knapp in den Saal – der Mann hat sichtlich seinen Spaß.

Anarchie und Altersweisheit

Irgendwann zwischendrin schrammen sie mit „Immer noch Liebe in mir“ nicht etwa haarscharf an dumpfbackiger Schunkelei vorbei, sondern landen mittendrin. Egal. Denn wer sonst außer Regener, dieser gebürtige Bremer, kann so raunzig-schlurfig und eben drum absolut hinreißend von den Schieflagen des Daseins singen und trompeten? Mit alten Hits wie etwa „Bring den Vorschlaghammer mit“ schlagen sie den Bogen von der Altersweisheit zurück zur Anarchie. Nach gut zwei Stunden und 23 Stücken entlässt ein Sven Regener, der erst nach der dritten Zugabe bereit war, aufzuhören, sein Publikum beseelt in die kalte Stuttgarter Mai-Nacht. Eine ausführliche Besprechung folgt.