Die Stuttgarter Kickers haben in Wehen 3:1 geführt und einen Elfmeter bekommen, den der Kapitän Enzo Marchese aber vergab. Wie schon gegen Magdeburg. Doch diesmal mit Folgen.

Wiesbaden - Es lief die 65. Minute in Wiesbaden. Die Stuttgarter Kickers führten 3:1 beim SV Wehen, und der Schiedsrichter Lasse Koslowski zeigte nach einem Foulspiel von Kevin Pezzoni an Sandrino Braun auf den Elfmeterpunkt. Der Kickers-Kapitän Enzo Marchese hat die Entscheidung auf dem Fuß – und vergibt sie. Seinen Schuss ins linke Eck lenkt Wehens Torwart Markus Kolke mit der Hand noch um den Pfosten. Für Marchese der zweite Fehlversuch im zweiten Spiel nacheinander. War der Patzer in der Vorwoche gegen Magdeburg beim 1:0 folgenlos geblieben, hatte das Scheitern am Samstag Konsequenzen. Wehens Spieler erhielten Auftrieb und erzwangen in einer spektakulären Schlussphase noch ein 3:3-Unentschieden.

 

Vorwürfe von den Mitspielern gab es für Marchese aber keine. „Er hat Verantwortung übernommen“, sagte der Torhüter Rouven Sattelmaier, „jetzt hat er eine kleine Pechsträhne, da kommt er aber wieder raus.“ Der 32-Jährige selbst wollte indes keine Ausrede gelten lassen: „Ich nehme die zwei verlorenen Punkte ganz klar auf meine Kappe.“ Einen Wechsel der Elfmeterschützen wird es dennoch nicht geben. „Enzo ist unser sicherster Schütze. Wenn er selbst die Überzeugung hat, ist er auch wieder der erste Schütze“, betonte der Trainer Horst Steffen. Und Marchese hat das Selbstvertrauen: „Ich werde weiter schießen“, sagte er am Sonntag.

Elfmeter als Knackpunkt

Natürlich lag es nicht nur am Elfmeter, dass es für die Schwaben vor den 2324 Zuschauern nicht zu drei Punkten reichte. Die Kickers boten bei immer wiederkehrenden Regenfällen auf rutschigem Untergrund eine spielerisch ansprechende Partie, versäumten es aber den endgültigen K.o. für die Gastgeber herbeizuführen. Auf der anderen Seite ließ vor allem die Defensivleistung zu wünschen übrig. Nach Brauns Führung (18.) liefen die Blauen beim 1:1 von Luca Schnellbacher (27.) in einen einfachen Konter. Zwar schienen die Kickers das Spiel nach den Toren ihrer Flügelstürmer Lhadji Badiane vor der Pause und Erich Berko nach dem Wechsel im Griff zu haben.

Speziell nachdem die Wehener in der letzten halben Stunde aber alles auf eine Karte setzten, unterliefen den Stuttgartern hinten einige Fehler. „Wir hatten zu wenig Ballbesitz und haben es nicht geschafft, die Spielkontrolle so hoch zu halten, dass der Ball nicht vor unser Tor kommt. Wir müssen einfach noch reifer spielen“, kritisierte Steffen seine Mannschaft. Hätte der Torwart Rouven Sattelmaier nicht gleich mehrfach gut reagiert und wäre das Glück bei einem Kopfball von Alf Mintzel an den Innenpfosten nicht Pate gestanden, wäre der Ausgleich – den der eingewechselte Stürmer Saer Sene erst in der Nachspielzeit erzielte – bereits früher gefallen.

Torwart Sattelmaier mit Licht und Schatten

Zwar sah der Schlussmann beim 2:3-Anschlusstreffer durch Marc Lorenz (73.) ebenfalls nicht glücklich aus, an ihm lag es aber nicht, dass die Kickers nur einen Punkt holten. Sattelmaier hat damit das vereinsinterne Torwartduell mit Carl Klaus vorerst für sich entschieden. „Ich habe die Spiele zusammengefasst, die beide gespielt haben. Weil ich der Überzeugung war, dass Rouven der Mannschaft mehr Sicherheit verleiht, stand er auch im Tor“, begründete Steffen seine Entscheidung.

Einen gewissen Respekt haben sich die Blauen in der Liga erarbeitet. Nicht umsonst sprach Wehens Trainer Sven Demandt nach dem Spiel davon, ein Unentschieden sei „manchmal mehr wert als ein Sieg“. Nun kommt bereits am Mittwoch der Tabellenführer Dynamo Dresden zum Spitzenspiel nach Degerloch. „Wenn wir vorne dabeibleiben wollen, müssen wir gewinnen“, fordert Torwart Sattelmaier.