Die Singer-Songwriterin Elif bringt ihr Publikum am Freitagabend im rappelvollen Club Zwölfzehn zum Schwitzen – und das obwohl die Berlinerin auf ihrer Akustik-Tour bevorzugt leise Töne anschlägt und am liebsten traurige Liebeslieber singt.

Stuttgart - Man kann Elifs „Popstar“-Vergangenheit nicht leugnen, selbst wenn man die mittlerweile gestandene Musikerin damit vielleicht erstmal in ein falsches Licht rückt. 2009 bewarb sich die damals 16-Jährige bei der bekannten Castingshow und belegte in einer musikalischen Zwangsehe mit einem ihrer Mitbewerber als Duo den zweiten Platz. Bereits damals überzeugte die heute 23-jährige Sängerin nicht nur durch ihre Stimme, sondern auch mit einer musikalische Vision und eigenen Stücken. Die waren zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht so ausgereift wie heute. Doch genug aus der Vergangenheit von Elif Demirezer.

 

Die Castingshow hat Elif zum Glück ohne großen Imageschaden überstanden und auch wenn sie, laut eigener Aussage, nie wieder an einem Format wie diesem teilnehmen würde, hat ihr Werdegang doch auch etwas Gutes. Die Fans von damals sind ihr treu geblieben und am Freitagabend in den Club Zwölfzehn nach Stuttgart gekommen. Und mit ihrem Debütalbum „Unter meiner Haut“, das 2013 veröffentlicht wurde, hat die Musikerin mit türkischen Wurzeln weitere Fans hinzugewonnen. Auch die stehen an diesem Abend, voller Erwartungen und häufig in Begleitung eines Erwachsenen, in den ersten Reihen, um ihr Idol zu erleben. Insgesamt sorgen rund 180 Gäste für ein schweißtreibendes Klima auf dem ausverkauften Konzert der „Auf halber Stecke" Akustik Tour 2016.

Ganz schön voll hier

„Nach zwei Jahren im Studio bin ich so froh wieder unter Menschen zu sein“, freut sich Elif und bedankt sich für zahlreichen Konzertbesucher. Die Sängerin reist auf ihrer Akustik-Tour mit einem sogenannten „kleinen Besteck“. Mit einem Gastmusiker, der zwischen Gitarre und E-Piano wechselt, präsentiert die Sängerin, die sich selbst auf der Gitarre begleitet, neue Stücke wie „Anlauf nehmen“ und „Auf halber Strecke“. Die Hits des Debütalbums „200 Tage Sommer“, „Nichts tut für immer weh“ und „Unter meiner Haut“ singen die Fans laut und textsicher mit.

Doch Elif begeistert nicht nur durch ihre eindrucksvolle Stimme und ihre Lieder, sondern auch durch eine erfahrene Bühnenpräsenz. Ihren Songs schickt die Musikerin sehr ehrliche Ansagen voraus. Elif spricht offen über Intimes wie ihre letzte Trennung und Liebeskummer. Geplauder über ihre selbstgebastelten Fanartikel und ihren Vermieter in Berlin lockert die Stimmung aber immer wieder auf und sorgt für Lacher. Die Sängerin schafft so eine angenehm vertraute Stimmung. Die Themen ihrer Songs sind so universell, dass jeder ihre Worte nachempfinden kann und dennoch so individuell, dass man Elif niemals die Authentizität absprechen kann.

Mit einem Thema beschäftigt sich die Sängerin jedoch am häufigsten: „Im nächsten Song wollte ich ein sehr politisches Thema angehen, da mich gerade viel stört“, erklärt Elif und fügt lachend hinzu. „Als der Song dann aber fertig war, habe ich gemerkt: Verdammt, es ist doch wieder ein Liebeslieb geworden.“

Nach knapp 90 Minuten verabschiedet sich die Sängerin mit ihrem Lied „Danke“, um im Anschluss an ihr sehr gelungenes Konzert Autogramme zu schreiben.