Das Wort hat 35 Buchstaben, passt in keine Überschrift und birgt ein hohes Fehlerrisiko. „Supercalifragilisticexplialigetisch“ Elisabeth Hübert, die Mary Poppins von Stuttgart, hat am Mittwoch das Zauberwort auf langen Zetteln vor der Presse zum Lernen ausgebreitet. Am 23. Oktober feiert das Musical Premiere.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Der Regenschirm mit dem Papageienkopf ist ein wichtiges Requisit desDisney-Musicals „Mary Poppins“, das im Herbst die Disney-Kollegen von „Tarzan“ im Apollo-Theater ablöst. Die 28-jährige Elisabeth Hübert, die derzeit in der Fußball-Show „Das Wunder von Bern“ in Hamburg die Frau eines Journalisten spielt und nun zum Kindermädchen im SI-Centrum wird, freut sich, dass sie bei ihrer ersten Stadtrundfahrt durch ihren künftigen Wohnort Stuttgart keinen Schirm gebraucht hat. „Bei euch ist das Wetter viel besser als in Hamburg“, frohlockt die fast durchweg lächelnde Musicalsängerin, die 2008 bei der Castingshow „Ich Tarzan, du Jane“ von Sat 1 gewonnen hatte.

 

Und sie schwärmt sogar noch mehr: „In Hamburg ist alles flach – ihr habt Hügel mit traumhafter Aussicht.“

Nur von der Wohnungssuche kann Elisabeth Hübert nichts Positives vermelden. Bisher hat sie keine Bleibe gefunden. „Die Wohnung, die ich in Stuttgart wollte, habe ich nicht bekommen – der Vermieter hat sich für jemand anderes entschieden“, berichtet sie und schaltet für einen kurzen Moment ihr Lächeln aus. Dafür war sie bei Sir Cameron Mackintosh erste Wahl. Der britsche Erfolgsproduzent hat die Hauptdarstellerin für die Deutschland-Premiere des Broadway-Musicals „Mary Poppins“, das er mit Disney im Jahr 2004 in Bristol zum ersten Mal auf die Bühne brachte, aus Hunderten von Bewerberinnen ausgewählt.

Hier also zeigt sich: In Stuttgart bekommt man leichter die Hauptrolle in einem Musical als eine bezahlbare Wohnung.

Produzent Mackintosh kommt zu den Proben

Für Mackintosh steht eine Rückkehr auf die Filder bevor. Er wird zu den Proben kommen, wenn nach der letzten Vorstellung von „Tarzan!“ am 28. August die Bühne des Apollo-Theaters frei ist. Im Jahr 1994 hatte er mit Rolf Deyhle und mit „Miss Saigon“ Stuttgart zur Musicalstadt erhoben.

Mit dem Standort SI-Centrum am Stadtrand ist Armin Dellnitz, der Geschäftsführer von Stuttgart-Marketing, nicht zufrieden. Bei der Bedeutung, die das Apollo- und das Palladium-Theater für den Tourismus von Stuttgart hätten, gehörten beide Häuser „eigentlich mitten in die City hinein“, meint er. Bisher ist Stuttgart die deutsche Nummer zwei bei der Stage Entertainment nach Hamburg. Dies reicht Dellnitz nicht, der auf Einladung der Stage zur Pressekonferenz gekommen ist. „Wir sollen alles dafür tun“, sagt er , „dass wir zur Nummer eins werden.“

Jürgen Marx, der aus Hamburg angereiste Stage-Chef für den Süden, lächelt höflich – oder lacht er gar? An den Top-Standort seines Unternehmens im Norden mit vier Theatern wird Stuttgart nie herankommen. Immerhin, so betont er mehrfach, könne man nun den Wunsch der Schwaben erfüllen, endlich mal eine Deutschland-Premiere zu erleben. In den letzten Jahren sind hier immer nur Stücke aus anderen deutschen Städten aufgefrischt worden. Nach dem großen Erfolg mit „Tarzan!“ – die Urwald-Show wechselt nach drei Jahren vom Apollo- ins Metronom-Theater nach Oberhausen – hoffen die Stage-Verantwortlichen auf eine ähnliche hohe Auslastung mit dem Kindermädchen-Klassiker, das ebenso mit dem Disney-Stempel lockt. „Es ist ein Stück für die ganze Familie“, sagt er.

Mary Poppins fliegt über die Köpfe der Zuschauer hinweg

Eine Umfrage des Entertainment-Konzerns hat ergeben, dass „Mary Poppins“ sowohl bei Frauen als auch bei Männern mit hoher Emotionalität verbunden ist. Magie, Fantasy, eine Frau, die Kindern Freude macht – das sind die Stichworte, die immer wieder genannt werden. „Der Name Mary Poppins sorgt für ein Lächeln“, sagt Marx. Und jeder weiß, was passiert, wenn ein Löffelchen voll Zucker bittre Medizin versüßt.

Stage-Produzentin Kerstin Schnitzler verspricht eine kunterbunte Show, Zaubertricks, schwungvolle Tanzszenen mit Kindern – und eine Flugeinlage. Wo bisher die Affen über den Zuschauern hinwegtanzen, darf Mary Poppins Abend für Abend mit ihrem Regenschirm in der Luft schweben.

Das Thema bleibt für Hollywood reizvoll: Julie Andrews machte die Rolle des Kindermädchens 1964 in dem gleichnamigen Film bekannt. Für die Neuverfilmung 2018 wird die britische Schauspielerin Emily Blunt die Hauptrolle übernehmen.

Davor aber will Elisabeth Hübert den Stuttgartern beibringen, wie man sich das Zauberwort „ Supercalifragilisticexpialigetisch“ merken kann und wann man es am besten einsetzt. „Es passt für alles“, sagt sie, „ob man sich freut oder ärgert.“