Kultur: Tim Schleider (schl)
Luise, Jan und Sabrina haben jedenfalls alle drei Beziehungsprobleme, die sie hinaustreiben auf die Autobahn. Da begegnet man sich zufällig, macht sich gemeinsam auf Reisen. Und dann braucht man irgendwann zum Weiterkommen Geld. Wird daraus ein Krimi?
Ich würde es nicht Krimi nennen, das können andere besser. Eher eine Sinnsuche mit Krimielementen. Wichtig war mir, nichts zu erzählen, was ich selbst nicht in Augenschein genommen hatte. Deswegen bin ich in der Recherchephase auch selbst auf Reisen gegangen.
Sie waren dabei auch im Schalterraum einer Hamburger Bank? Und in einem Düsseldorfer Luxushotel?
Die Bank ist erfunden, sonst gibt es rechtliche Probleme, das Luxushotel ist echt. Ich habe lange nach einem passenden Standort gesucht. Das Adlon in Berlin war mir zu verbraucht und zu abgeschmackt. Deswegen kam mir Düsseldorf in den Sinn, dort gibt es auch jede Menge Luxus. Ich hatte großes Glück, dass ich die Übernachtungen dort nicht selbst bezahlen musste. Wie sich herausstellte, hatte die Marketingchefin dort mein „Laugenweckle zum Frühstück“ gelesen und liebte es sehr. Ich bekam sozusagen vom Haus ein Recherche-Stipendium.
Frau Kabatek, Sie sind im Privaten eine sehr engagierte Stadtbürgerin, aber Politik spielt in ihren Büchern nicht wirklich eine Rolle. Warum?
Ich sehe meine berufliche Gabe darin, gute Unterhaltungsromane zu schreiben. Die spielen in einer sehr realen Gesellschaft von Hier und Jetzt, und Politik kommt am Rande vor, zum Beispiel meine ablehnende Haltung von Stuttgart 21. Ich bin nicht Carolin Emcke, die ich sehr bewundere und deren dokumentarisches Buch „Von den Kriegen – Briefe an die Freunde“ ich gerade mit Spannung gelesen habe und nur jedem zur Lektüre empfehlen kann. Als Privatperson jedenfalls fühle ich mich moralisch verpflichtet zum Engagement in der Stadt. Das hängt vermutlich auch wieder an meinem Elternhaus – tiefster schwäbischer Pietismus.
Lassen Sie uns am Beginn des neuen Jahres ein bisschen Glücksfee spielen. Was wünschen Sie sich von 2017? Klar, viele Leser für Ihren neuen Roman. Und in der Politik?
Oh je. Wie unrealistisch darf ich denn sein?
Beim Wünschen darf man träumen. Drei Wünsche sind frei.
Dann wünsch ich mir für das Jahr 2017 Frieden in Syrien. Dass es mit Donald Trump als Präsident nicht so schlimm wird, wie wir gerade befürchten. Und dass bei uns die kollektive Stimmung gegenüber den Flüchtlingen nicht kippt und nicht noch mehr Leute hysterisch werden. Und darf ich mir auch was vom deutschen Feuilleton wünschen?
Mal sehen. Was denn?
Immer so schöne lange Interviews.