Die Elitetruppe KSK steht wieder einmal im Fokus: Soldaten konnten entwendete Munition offenbar straffrei zurückgeben. Die Staatsanwaltschaft prüft den Fall – und der KSK-Kommandeur muss um seinen Job bangen.

Berlin - Die umstrittene „Munitions-Amnestie“ bei der im baden-württembergischen Calw stationierten Bundeswehr-Eliteeinheit Kommando Spezialkräfte (KSK) könnte neben personellen auch juristische Konsequenzen haben. Die Staatsanwaltschaft Tübingen leitete am Montag Vorermittlungen ein, wie ein Sprecher unserer Zeitung mitteilte. Es werde geprüft, ob es in dem Zusammenhang zu einer möglichen Strafvereitlung oder anderen Straftaten gekommen sei.

 

KSK-Soldaten hatten vergangenes Jahr offenbar die Möglichkeit bekommen, unerlaubt entwendete Munition zurückzugeben, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Dabei kamen Berichten zufolge nicht nur mehr Schuss zusammen, als in der wegen ihres laxen Umgangs mit Munition kritisierten Einheit vermisst wurden. Im Zuge der Aktion fanden demnach sogar Handgranaten den Weg zurück ins offizielle Waffenarsenal. Auf der Suche nach den Verantwortlichen rückt nun KSK-Kommandeur, Brigadegeneral Markus Kreitmayr, in den Fokus. Dem Vernehmen nach könnte der Vorfall Kreitmayr den Job kosten.

„Es muss klipp und klar geklärt werden, wer davon gewusst hat“

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hatte das KSK Mitte 2020 nach Skandalen um rechtsextreme Vorfälle und verschwundene Munition unter Beobachtung gestellt. Auch eine komplette Auflösung der Eliteeinheit schloss sie nicht aus, sollte sich das bis dahin abgeschottete KSK einer Reform verweigern. Kramp-Karrenbauer sah die Spezialtruppe Anfang November jedoch auf einem guten Weg.

Die neuen Erkenntnisse über den Umgang mit Unregelmäßigkeiten beim KSK stellen diese Einschätzung aus Sicht der Opposition massiv in Frage. „Wenn das KSK diesen Vorgang so alleine entschieden hat, dann ist die Einheit nicht unter Kontrolle“, sagte der Linken-Verteidigungsexperte Tobias Pflüger unserer Zeitung. „Dann muss das KSK endgültig aufgelöst werden.“ Pflüger bezweifelt jedoch, dass im Verteidigungsministerium niemand über den Vorgang informiert war. „Es muss klipp und klar geklärt werden, wer davon gewusst hat“, fordert der Bundestagsabgeordnete aus Freiburg die Verteidigungsministerin zur Aufklärung auf.