Weniger Geld, aber länger Zeit für den Nachwuchs, verspricht das Elterngeld Plus Müttern und Vätern, die in Teilzeit arbeiten. Am Freitag hat der Bundestag die neue Variante des Elterngelds zum 1. Juli 2015 beschlossen.

Berlin - Der Bundestag hat die Einführung des sogenannten Elterngeld Plus zum 1. Juli 2015 beschlossen. Damit trägt die Politik dem Wunsch vieler Frauen Rechnung, sich von dem traditionellen Rollenbild der Hausfrau und Mutter zu verabschieden.

 

"Wir stärken damit allen jungen Eltern den Rücken, die gemeinsam für ihre Kinder da sein wollen", sagte Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) vor der Abstimmung im Bundestag.

Die neue Variante des einkommensabhängigen Elterngeldes bietet Müttern und Väter die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten und trotzdem staatliche Unterstützung zu erhalten. Die Eltern bekommen zwar beim Elterngeld Plus nur halb so viel Geld wie die Bezieher des regulären Elterngeldes.

Dafür ist aber der Zeitraum, in dem die Familie Unterstützung erhält, mit 24 Monaten doppelt so lang wie bisher. Arbeiten Mutter und Vater beide jeweils zwischen 25 und 30 Stunden pro Woche, gibt es einen Partnerschaftsbonus. Das heißt, die Unterstützung wird noch für weitere vier Monate bezahlt.

Das herkömmliche Elterngeld wird auch weiterhin existieren. Eltern können sich künftig entweder für eine der beiden Varianten entscheiden oder beide kombinieren.

Die Arbeitgeber kritisieren, dass ihnen die Neuregelung noch mehr Flexibilität abverlangt. Denn Eltern können ihre Elternzeit künftig in drei statt zwei Zeiträume aufteilen. Außerdem wird es für die Bezieher von Elterngeld Plus möglich sein, einen Teil der bezahlten Auszeit später zu nehmen, und zwar bis zum vollendeten achten Lebensjahr des Kindes.

Breite Zustimmung in der Bevölkerung

Grüne und Linke bemängelten zwar, das Gesetz nehme zu wenig Rücksicht auf die Bedürfnisse von Alleinerziehenden und benachteilige die Bezieher von Sozialleistungen. Dennoch bezeichneten auch sie die Neuregelung als Schritt in die richtige Richtung.

Auch in der Bevölkerung stößt das Elterngeld, das inzwischen mehr als fünf Milliarden Euro pro Jahr kostet, auf breite Zustimmung. Das geht aus dem neuen "Monitor Familienleben 2014" des Instituts Allensbach hervor, dessen Ergebnisse der Nachrichtenagentur dpa in Auszügen vorliegen.

Danach halten 72 der Deutschen das Elterngeld für eine gute Regelung. Das neue Elterngeld Plus wird von 58 Prozent positiv bewertet. Nur 12 Prozent finden die geplante Regelung nicht gut. 30 Prozent der Menschen, die Allensbach befragte, haben dazu keine Meinung. Viele Befragte erfuhren durch die Umfrage überhaupt erst von der neuen Leistungsvariante und ihren Inhalten.

Auf die Beratungsstellen für Elterngeld kommt durch die Neuregelung noch mehr Arbeit zu. In Großstädten wie Berlin warten Eltern schon jetzt oft wochenlang auf einen Beratungstermin.