Zwölf Frauen haben sich weitergebildet, um zwischen Schulen und Migrantenfamilien zu vermitteln. Sie sprechen die unterschiedlichsten Sprachen.

S-Süd - Sprachschwierigkeiten und mangelndes Wissen über das deutsche Bildungssystem sind für viele Eltern mit Migrationshintergrund eine hohe Hürde. Gerade wenn es darum geht, sich mit den Lehrern ihrer Kinder auszutauschen. Damit diese Verständigung künftig besser klappt, haben sich zwölf Frauen zu Elternlotsen weitergebildet. Sie dolmetschen und unterstützen, wo sie gebraucht werden.

 

Es ist bereits das zweite Mal, dass Eltern von Grundschülern im Süden die Weiterbildung zum Elternlotsen absolviert haben. Waren es beim ersten Mal noch acht Männer und Frauen, so entschieden sich beim zweiten Kursangebot zwölf Frauen für diese Form des ehrenamtlichen Engagements.

Keine fremden Dolmetscher

Der Vorteil für den Bezirk: Die Kursteilnehmerinnen sind in unterschiedlichsten Kulturkreisen verwurzelt. Einige sprechen türkisch und arabisch, andere griechisch, russisch, serbisch oder französisch. Da die Kinder der Frauen entweder auf die Lerchenrainschule, die Wilhelm-Hauff-Schule oder die Grundschule Kaltental gehen, haben die Frauen eine Verbindung zum Bezirk. Sie können zudem die Probleme besser verstehen, mit denen sich andere Eltern aus ihrem Kulturkreis konfrontiert sehen.

Keine fremden Dolmetscher zu Elterngesprächen hinzuholen zu müssen, sei ein großer Vorteil, bestätigt Dorothea Grübel, die Rektorin der Lerchenrainschule. Seit 2010 kann Grübel auf die Unterstützung der ersten acht Elternlotsen zurückgreifen und nutzt diese Möglichkeit häufig.

Seit Mittwoch nun haben auch die Wilhelm-Hauff-Schule und die Grundschule Kaltental zertifizierte Elternlotsen. Bei einer kleinen Feier im Generationenhaus Heslach bekamen die Frauen ihre Urkunden überreicht. Die Ausbildung der Lotsen wurde über das Projekt „Lerchenrainschule mit interkulturellem Profil“ finanziert. Um mehr Nachhaltigkeit zu gewährleisten, durften jedoch Eltern aus dem gesamten Stadtbezirk teilnehmen.

Stammtisch für Elternlotsen geplant

Die Resonanz ist positiv. In Kaltental beispielsweise hat mit Gülnur Temtek nur eine Mutter den Kurs absolviert, doch Jutta Heisig, die Schulleiterin der Grundschule Kaltental, will sie so weit wie möglich einspannen. An der Wilhelm-Hauff-Schule sind es drei Mütter, die vermitteln können.

Auch für die Frauen selbst waren die Abende, an denen sie mit Inci Bergemann und Nesrin Türköz vom Verein Integra über Konfliktmanagement und Bildungssystem diskutieren konnten, hilfreich. Integra ist ein Verein, der sich den interkulturellen Dialog zu Bildungs- und Erziehungsaufgaben zum Ziel gesetzt und in Stuttgart und Filderstadt bereits 150 Elternlotsen ausgebildet hat. „Der Kurs war eine große Bereicherung, weil wir selbst mehr über die unterschiedlichen Kulturen im Stadtteil gelernt haben“, betonten einige der Frauen, die sich auch künftig bei einem Stammtisch austauschen möchten.

Info Im Generationenhaus Heslach, an den teilnehmenden Schulen und bei der Beratungszentrum Süd, Jella-Lepman-Straße 3, liegen Flyer zu den Elternlotsen aus. Dort steht, welche Sprachen die Frauen sprechen. Den Kontakt zu den einzelnen Lotsen vermittlen die genannten Einrichtungen.