Almuth Schult ist so etwas wie eine Gewinnerin der EM, ihre Arbeit als Expertin der ARD wird hochgelobt. Ihr Geheimnis: Immer sie selbst bleiben.

Berlin - Dass sich Almuth Schult auch vor einem Millionen-Publikum nicht verstellt, zeigte sie schon nach dem deutschen Auftaktspiel gegen Frankreich. Eine Formulierung von Kevin-Prince Boateng („Mats Hummels ist so lange im Game“) löste bei der Nationaltorhüterin einen Lachanfall aus, der weder ihr noch den vielen Zuschauern an den Bildschirmen peinlich war. Amüsant, authentisch, kompetent – so analysiert Schult für die ARD die EM-Spiele. Dafür wird sie von allen Seiten gelobt.

 

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„Ich habe einfach viel Spaß bei der Geschichte. Das Wichtigste ist, dass ich mich wohl fühle, und wenn es dann anderen Leute gefällt - umso besser“, sagte die 30-Jährige im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID). Bedeutender als positive Kritik im Feuilleton sei ihr aber die Meinung ihrer Familie. Und auch die sei überwiegend positiv. „Meine Eltern haben mir beigebracht, flüssig und ohne ‚äh’ und ‚ähm’ zu sprechen, und ich bin ganz froh, dass ich das auch live im Fernsehen hinbekomme“, sagte Schult.

Objektivität ist ihr bei der Aufgabe wichtig

Dabei war die Torhüterin des VfL Wolfsburg vor ihrer TV-Premiere ziemlich nervös. „Da war viel Druck drauf“, verriet Schult, die hierzulande die erste TV-Expertin bei einem großen Männer-Turnier ist. Sie habe gehofft, „dass es keinen Shitstorm gibt, einfach nur, weil ich eine Frau bin“. Den gab es nicht, im Gegenteil. Als „Expertin auf allen Ebenen“ (Augsburger Allgemeine) und „komplett ungekünstelte Verbündete“ (Spiegel) wurde sie in den Himmel gelobt.

„Ich hoffe, dass ich die leidige These ‚Frauen haben keine Ahnung vom Fußball’ als Expertin ein bisschen widerlegen kann“, meinte Schult. Im Zusammenspiel mit Hertha-Profi Boateng, U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz und Moderator Alexander Bommes waren ihre Einlassungen meist klar und auf den Punkt. Nicht alle Frauen in der Branche erfahren diese Wertschätzung, ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann zum Beispiel wurde während der EM im Internet zum Teil wüst beleidigt. Das tue ihr „leid“, sagte Schult, „weil ich das Gefühl habe, es wird bei ihr nicht ganz objektiv betrachtet“.

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Objektivität ist ihr bei der Aufgabe in der ARD wichtig, genauso wie Authentizität. Dabei hilft ihr, dass sie Social Media meidet. „Ich habe keine Millionen Follower und spüre keinen Druck, mich darstellen zu müssen“, sagte die 64-malige Nationalspielerin: „Ich kann es so machen, wie es mir an dem Tag passt.“ Und wenn sie ein Lachanfall packt, dann versucht sie nicht, diesen krampfhaft zu unterdrücken. Sondern prustet einfach drauf los. Und der TV-Zuschauer hat seine Freude daran.